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Die Regisseurin Kristina Wessely inszeniert ein Stück nach Motiven von „Tote ohne Begräbnis“ von Jean-Paul Sartre in der Evangelischen Lutherkirche in der Südstadt

Dieses Stück lässt niemanden unberührt.
Es weckt Unbehagen. Das soll es, und das will es auch. Das Ensemble „theater elementar“ probt in diesen Tagen das Stück „Tote. Unbegraben“. Die Regisseurin Kristina Wessely inszeniert das Stück nach Motiven von „Tote ohne Begräbnis“ von Jean-Paul Sartre. Darin warten Kämpfer der französischen Resistance in einem Nazi-Gefängnis auf die Folter. Wessely hat die Vorlage von Sartre in einem entscheidenden Punkt verändert. Bei ihr werden alle Rollen von Frauen gespielt. In der Vorlage stehen nur Männer auf der Bühne. Die Regisseurin begründet die Veränderung: „Macht und Ohnmacht sollen dadurch noch deutlicher werden, weil die Hemmschwelle für Gewalt bei Frauen höher liegt. Wenn aber eine gewisse Grenze überschritten wurde, sind sie gnadenloser und konsequenter.


Vier Schauspielerinnen spielen die Folteropfer, drei die Folterknechte.
Die Gequälten agieren als Kriegsgefangene. Das Stück spielt in einem Gefängnis in dem fiktiven Staat „Karisien“. Ähnlichkeiten mit der Situation im Irak sind keinesfalls zufällig sondern beabsichtigt. Die Folterer stammen aus „Gutland“, das den Krieg in „Karisien“ gewonnen hat. Dieser „Sieg“ hat für sie zur Folge, dass sich aus ihrer Sicht die Frage nach der Richtigkeit ihres Handelns nicht stellt. Ebensowenig spielt eine moralische Kategorie wie Schuld eine Rolle. „Es gibt keinen allgemein gültigen Wertekanon“, sagt Kristina Wessely: „Was uns hier selbstverständlich erscheint, wird anderswo selbstverständlich außer Kraft gesetzt.“


Die Lutherkirche in der Kölner Südstadt ist ein idealer Ort
Für die Regisseurin ist die Lutherkirche in der Kölner Südstadt ein idealer Ort für die Aufführung ihres Stückes. „Dadurch wird deutlich, dass in Zeiten des Krieges nichts mehr heilig ist.“ Hans Mörtter, Pfarrer an der Lutherkirche, fördert seit Jahren kulturelle Projekte in seiner Gemeinde: „Die Aufgabe von Kirche und Theater ist es, die Wirklichkeit zu deuten. Die Leute müssen nach Hause gehen und das Gefühl haben: Ich kann nicht anders, als darüber nachzudenken, darüber zu reden oder einfach nur zu heulen.“ Er ist selbst gespannt, wie das Theaterstück beim Publikum ankommt: „Solche Aufführungen machen die Kirche lebendig. Und wer so etwas nicht will, will die tote Kirche.“ Die Premiere ist am Freitag, 13. Oktober, um 20 Uhr in der Lutherkirche, Martin-Luther-Platz. Weitere Aufführungen können besucht werden am Sonntag, 15. Oktober, Sonntag, 22. Oktober, Freitag, 27. Oktober und am Samstag, 28. Oktober, jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt kostet zwölf, ermäßigt acht Euro.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann