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Hartz IV-Umsetzung fällt Diakoniestationen zunehmend schwerer – Beispiel: ‚betreutes Wohnen‘

„Das reicht einfach nicht aus!“ sagt Andrea Steinbinder zum Thema Nebenkostenpauschale. Sie leitet die Einrichtungen für Betreutes Wohnen (BeWo) im Oberbergischen Kreis der Diakonie Michaelshoven e.V. In einem Pressegespräch berichtete sie mit ihrer Kollegin Iris Handtke von den Änderungen ihrer Arbeit nach Inkrafttreten der Hartz IV-Gesetze.


Immer Ärger mit den Nebenkosten
„Besonders die Regelungen der Nebenkosten sind für uns ein Problem“, erklärt Handtke . Eine 50-Euro-Pauschale bekommen die Empfänger des Arbeitslosengeld 2 (ALG 2) für die Nebenkosten ihrer Wohnung. „Die tatsächlichen Kosten sind in der Regel aber höher“, berichtet sie. In einem Fall musste eine von der Diakoniestation bertreute
Frau sogar 108 Euro im Monat zahlen, das Defizit von 58 Euro muss sie von den 345 Euro begleichen, die eigentlich für den Lebensunterhalt (Nahrungsmittel, Kleidung und anderes) geplant sind. „Das Thema brennt uns sehr“, so Steinbinder. 75 ALG-2-Empfänger unterstützt die Diakoniestation im Oberbergischen Kreis. Die Mittel stammen je zur Hälfte vom Landschaftsverband Rheinland und vom Kreis.

Viel zu wenig Ein-Euro-Jobs
Die Arbeit funktioniert ambulant. Das heißt, den Menschen wird in ihrem Umfeld geholfen. Mietern wird bei der Erstellung eines Haushaltsplan geholfen, die täglichen Probleme werden gemeinsam besprochen und geklärt. Ausbildungsplätze und Ein-Euro-Jobs werden gesucht,  „davon gibt es viel zu wenig“, sagt Steinbinder. In Krisensituationen bezieht die Diakoniestation je nach Bedarf Psychologen oder Anwälte mit ein.

Auch für Wohnungslose wird es zunehmend schwieriger
Wohnungslosen hilft die Station bei der Suche einer geeigneten Unterkunft. „Auch das ist ein großes Problem“, so Steinbinder. Denn nach der neuen Sozialgesetzgebung wird eine Wohnung nur mit bestimmten Quadratmeterzahlen und Mietpreisen bezahlt. Nach einer Analyse der Station sind aber die Wohnungen in Oberberg im Durchschnitt 1 Euro pro Quadratmeter zu hoch. „Generell ist es schwierig, für unsere Klienten Wohnungen anzumieten“, bedauert Steinbinder. Vielen Vermietern sind die ALG-2-Empfänger als Mieter nicht recht. Denn wenn die Leistungen bei Missbrauch gekürzt werden, kann die Miete schnell nicht mehr bezahlt werden.

Probleme nehmen eher zu als ab
Von der ARGE, der Arbeitsgemeinschaft der Agentur für Arbeit und der Stadt Köln, wünscht sich Steinbinder die Klärung bestehender Probleme, zum Beispiel in Sachen Nebenkosten: „Wenn die ARGE-Mitarbeiter demnächst ihren festen Sitz und feste Ansprechpartner hat, werden viele offene Fragen geklärt werden können“, so die Bewo-Leiterin. „Im Allgemeinen haben wir eine gute Zusammenarbeit mit der ARGE und diese Kooperation ist uns auch sehr wichtig“, stellt sie fest.

Für die kommende Zukunft sieht sie die Problemfälle wachsen: „Durch die gesamtwirtschaftliche Situation werden die Probleme eher zunehmen“, prognostiziert Steinbinder.

Text: Klaus Pehle
Foto(s): Klaus Pehle