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Die Kürtener BEKIK – oder: Wie entsteht eigentlich ein Förderverein für Jugendarbeit? Ein Erfahrungsbericht aus erster Hand

Der BEKIK ist der Verein zur Förderung und Begegnung von Jugend und Kirchen in Kürten. Im Jahr 2000 hatten die katholischen und die evangelischen Kirchengemeinden in Kürten beschlossen, sich gemeinsam für die Jugendlichen in unseren Orten zu engagieren. Von Anfang an stand fest, dass eine offene Jugendarbeit heute nicht ohne professionelle Hilfe möglich werden kann. Um einen hauptamtlichen Sozialpädagogen anzustellen wurde dazu der ökumenische Verein BEKIK gegründet, der dafür eine anteilige finanzielle Hilfe aus jeder Gemeinde erhält. Ein interessantes Modell. Darum wollen wir hier den Erfahrungsbericht des Kürtener Pfarrer Ralph Knapp veröffentlichen, den wir der freundlichen Genehmigung des Autors und der Publikation jupf des Kölner Jugendpfarramts verdanken, für die der Text ursprünglich geschrieben wurde.



Manchmal führen Umwege zum Ziel.
Ursprünglich sollte der BEKIK nämlich bauen. Ein schönes Haus für die evangelische Jugend in Kürten. Das erwies sich im Letzten als nicht praktikabel. Aber für die Jugend, ja, für die sollte dann aber doch etwas gemacht werden. Just zu diesem Zeitpunkt zerbrachen sich die evangelischen und die katholischen Kirchen in Kürten den Kopf darüber, wie man denn wohl zu einer ökumenischen offenen Jugendarbeit kommen könne. Mit gemeinsamem Sozialarbeiter etwa und mit Standort in den bereits bestehenden und eventuell zu erstellenden Räumen der Kirchen.

Etwa einen neuen Verein gründen ?!
Eins war alsbald klar: Zu einem Anstellungsverhältnis, das beide Kirchen gemeinsam tragen würden, würde es nicht kommen. Was aber tun? Einen Verein gründen etwa? Warum gründen, es gab ihn doch schon: BEKIK. Natürlich eignete sich die ursprüngliche Bezeichnung „Begegnungsstätte der evangelischen Kirche in Kürten“ nicht unbedingt für ein solches Projekt. Also musste der Verein nicht nur den unmittelbaren Zweck, sondern auch den Namen ändern, möglichst so, dass das Kürzel bestehen blieb. Nun, der Verein sollte Anstellungsträger sein. Und zwar für eine pädagogische Fachkraft, deren Aufgabe es sein würde, die Begegnung der Kirchen in Kürten mit der Jugend in Form der offenen Jugendarbeit zu realisieren, und das – wie gesagt – in den Räumen der Kirchen. Von hierher war’s dann auch nicht mehr weit bis zum neuen Namen: Verein zur Förderung der Begegnung von Jugendlichen und Kirchen in Kürten.

Was tun?
as gequält klang das schon. Doch in der Sache schlug es ein. In Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt im Rheinisch-Bergischen Kreis, der Gemeinde Kürten, zunächst auch dem Arbeitsamt und natürlich mit den Kirchen wuchs das Projekt seiner Realisierung entgegen. Ein Sozialarbeiter wurde eingestellt, und nach und nach entstanden in den Ortsteilen Kürtens offene Jugendtreffs. Zuletzt „die Schachtel„, deren Entstehen mit dem Verein BEKIK engstens verbunden ist. Die Evangelische Gemeinde in Kürten hatte aufgrund ihrer Historie keine zentral gelegenen Gebäude. Zudem musste ein bestehender Jugendraum im Ortsteil Olpe aufgegeben werden, da eine andere Nutzung durch die Schule notwendig wurde. Was tun?

Es entstand „Die Schachtel“

Am Anfang war es nur ein unansehnlicher Platz direkt neben der Turnhalle im Ortsteil Bornen. Viel fehlte nicht zur wilden Müllkippe. Das war vor knapp 2 Jahren. Doch dann tat sich etwas und nach wenigen Wochen stand ein neues Gebäude da, wo vorher nur Schotter und Brennnesseln wuchsen.

„Sieht aus wie ne Schachtel“, hörte man die Leute sagen`, und der Name ist geblieben, wenn auch das Aussehen viel ansprechender geworden ist. „Die Schachtel“ ist der offene Treff der evangelischen Kirchengemeinde Delling in Kürten. Und die Schachtel entstand just zu einer Zeit, wo sonst nur noch von Sparen die Rede war. Das hat seinen Grund. Viele Menschen in Kürten, sowohl aus den evangelischen, wie aus den katholischen Gemeinden sind der Meinung, dass nicht ausgerechnet die jungen Menschen zu den ersten Sparopfern werden dürfen. Sie haben ihre Kräfte zusammengetan und geholfen, dieses Projekt zu erstellen. Der Förderverein für die offene Jugendarbeit der Kirchen in Kürten, BEKIK, übernahm hierfür die Federführung, sammelte Geld und gute Geister, koordinierte Sponsoren und Ehrenamtler, so dass mit Hilfe auch der Gemeinde Kürten, auf deren Grundstück „die Schachtel“ nun steht, ein beispielhaftes Projekt realisiert werden konnte.

Begeisterung steckt an
Iris Tyroff, die Sozialpädagogin des Vereins BEKIK, ist begeistert von diesem Projekt, das schon heute nach anderthalb Jahren Öffnung deutlich ihre Handschrift trägt. Und Begeisterung steckt an. Eine Gruppe Ehrenamtlicher schart sich um sie und macht es möglich, die Schachtel dreimal wöchentlich zu öffnen. Denn „die Schachtel“ ist ja nicht das einzige Projekt, das Iris Tyroff pädagogisch betreut. Drei weitere Offene Treffs in Kürten, die in Trägerschaft der katholischen Gemeinden am Ort stehen, werden von ihr mitversorgt und teilen sich Iris´ Fürsorge. „Frau kann eben nicht an vier Orten gleichzeitig sein“, so Iris, „und dennoch soll den Jugendlichen auf dem platten Land in Kürten ein Angebot gemacht werden, ihre Freizeit sinnvoll eigenverantwortlich zu gestalten.“

Die Kürtener Kirchen nehmen ihre Verantwortung für die Zukunft wahr
Und dafür sind die Voraussetzungen gegeben. Alle Treffs sind mit internetfähigen Computern ebenso ausgerüstet, mit einer Vielzahl anderer Spiele wie Kicker, Billard und ähnlichem ausgestattet und stehen in der Regel mehrmals wöchentlich den Jugendlichen offen. Natürlich ist immer noch mehr möglich, doch das braucht Zeit. Ehrenamtler müssen gewonnen und eingewöhnt werden, die Arbeit muss koordiniert werden, Aktionen wollen geplant sein. Eine Menge Arbeit – die sich lohnt. Hier nehmen die Kirchen wie die Menschen am Ort ihre Verantwortung für die Zukunft wahr. Ein Projekt, von dem es zu lernen gilt.

Schon jetzt ein Tipp: Im April 2007 gibt’s Theater
Die Kürtener Laientheatergruppe (N)immernett spielt schon seit 5 Jahren ausschließlich für die offene Jugendarbeit und hat einen wesentlichen Teil der Finanzierung für die Schachtel aufgebracht. Sie wird das weiterhin tun, auch 2007. Einen vergnüglichen Abend kann man als Zuschauer zugleich zum Sponsoring für die Jugendarbeit machen. Sich amüsieren und helfen, wann könnte man das schon mal? Am 20.- 22. April 2007 wird das nächste Stück in der Aula der Gesamtschule Kürten aufgeführt, merken Sie es sich vor!

Fotos von der Schachtel und die Öffnungszeiten gibt es im Internet unter http://www.schachtelbornen.de/

                    

Text: Ralph Knapp
Foto(s): Die Schachtel