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Zweite Grundsteinlegung für die Christuskirche – „Zeitkapsel“ wurde eingemauert

Die Aussage des Schriftstellers Max Frisch, auf die er kürzlich gestoßen war, könne er nicht verstehen, sagte Christoph Rollbühler, Pfarrer des Bezirks ThomasChristusKirche, zu Beginn des Festgottesdiensts. Frisch hatte den Beruf des Architekten nicht mehr ausgeübt, da es ihm widerstrebte, ein Stein gewordenes „Bekenntnis“ zu hinterlassen. Rollbühler hingegen betonte, er stehe zu dem Bekenntnis, zu der Verpflichtung, die im Namen der Christuskirche zum Ausdruck kommt: sich einmischen, unbequem sein, Farbe bekennen. Dazu gehöre auch, „verantwortungsvoll für die Zukunft zu planen, damit die Kirche ihre Aufgaben noch in 50 oder 100 Jahren erfüllen kann.“

Urkunde zum Bauvorhaben eingemauert
Christoph Rollbühler, aber auch Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Köln, und Rolf Domning, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, war der Stolz anzumerken, als sie zusammen mit den Architekten Walter Maier und Klaus Hollenbeck sowie Bezirksbürgermeister Andreas Hupke die feierliche Zeremonie als Höhepunkt des Gottesdiensts vollzogen: die nach 1894 zweite Grundsteinlegung für die Christuskirche. Ähnlich wie vor 120 Jahren wurde dabei eine „Zeitkapsel“ eingemauert, die eine Urkunde zum Bauvorhaben, je eine aktuelle Ausgabe von zwei Kölner Tageszeitungen und ein Säckchen mit Münzen der gültigen Währung enthält. Eingeprägt in die kupferne Kapsel ist eine Stelle aus dem ersten Korintherbrief: „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“

Öffnung zu Stadtgartenviertel hin
Die zahlreichen zum Freiluft-Gottesdienst vor dem Portal der Kirche versammelten Gemeindeglieder erinnerte Rolf Domning in seinem Grußwort daran, dass ihre Vorgänger im Jahre 1894 noch „Ein feste Burg ist unser Gott“ gesungen hatten. Da habe sich einiges geändert, es könne für Protestanten heute nicht mehr darum gehen, sich zurückzuziehen, sich zu verschanzen. Deshalb veranschauliche schon die Architektur des geplanten neuen Kirchenschiffs mit den beiden seitlichen Gebäudeflügeln, die einmal Gemeinderäume, Mietwohnungen und Büros beherbergen und einen Garten umschließen werden, die Öffnung zum umgebenden Stadtgartenviertel.

Moderne Predigtstätte für künftige Generationen
Eine symbolische Bedeutung habe vor allem das Projekt selbst: War ursprünglich neben dem nun erfolgten Abriss der „Übergangskirche“ – die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs das alte Gotteshaus im neugotischen Stil bis auf den erhaltenen Kirchturm ersetzt hatte – sogar die Aufgabe des Standorts diskutiert worden, sei es nun gelungen, diesen entgegen dem allgemeinen Trend noch zu erweitern. „Ein zukunftsweisendes Vorhaben der Evangelischen Gemeinde Köln“ nannte Domning das Bauvorhaben, hier entstehe eine „moderne Predigtstätte für künftige Generationen, ein Kristallisationspunkt evangelischen Glaubens“, der Raum für geistliches Leben schaffe und die Weiterentwicklung kirchlicher Kernaufgaben und ein engagiertes Gemeindeleben fördere.

Es ist zu begrüßen, dass „die Kirche mit der Zeit geht“
Auch Andreas Hupke sprach von einem „historischen Moment mit gesellschaftlicher und städtebaulicher Tragweite.“ Er habe sich in zahlreichen Diskussionen stets für das Vorhaben eingesetzt und werde dies auch weiterhin tun. Denn es sei zu begrüßen, dass „die Kirche mit der Zeit geht, sich auf diese Prozesse einlässt und sie positiv prägt.“ Der Grünen-Politiker begrüßte den Umbau der Christuskirche, weil sie nicht nur dringend benötigten Wohnraum schaffe, sondern daneben der Nachbarschaft viele Beteiligungsmöglichkeiten biete.

Umbau soll im Herbst 2015 abgeschlossen sein
Nach dem Festgottesdienst, der musikalisch vom Thomaschor unter der Leitung von Dr. Andraes Mittmann, dem neuen Chor der Christuskirche „Cmaj7“ unter der Leitung von Tim Lang sowie der Band „The Stout“ gestaltet wurde, feierte die Gemeinde noch ein buntes Fest bei allerdings wechselhaftem Wetter auf dem Vorplatz der Christuskirche. Ganz besonderes Lob – auch von den Würdenträgern – wurde dabei den engagierten Ehrenamtlern der Gemeinde zuteil, vor allem den Mitgliedern des Bauausschusses. Im Herbst 2015 soll der Umbau abgeschlossen sein.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans