You are currently viewing Diakoniepräsident Kottnik forderte Paradigmenwechsel bei Pflegediskussion

Diakoniepräsident Kottnik forderte Paradigmenwechsel bei Pflegediskussion

Der Präsident des Diakonischen Werkes, Pfarrer Klaus-Dieter Kottnik, fordert einen Paradigmenwechsel in Hinblick auf die bisherige Herangehensweise an die Pflegereform. „Das beginnt bereits damit, dass alle Überlegungen in ein Gesamtkonzept der wohnortnahen Versorgung und Begleitung von pflege- und unterstützungsbedürftigen Menschen eingebettet sein müssen.“ Angesichts der gegenwärtig rasch wachsenden Anzahl pflegebedürftiger Menschen fordert die Diakonie den Ausbau eines flächendeckenden Netzes haushaltsnaher Dienstleistungen, die fachkundige Beratung und Begleitung von Betroffenen und ihrer Angehörigen einschließen. „Quartiersnahe Versorgung“ müsse das Konzept der Zukunft heißen. „In diesem Punkt begrüßen wir auch den Vorschlag von Familienministerin von der Leyen zu „Pflegestützpunkten“, denn genau dies entspricht dem Wunsch der pflegebedürftigen Menschen und ihrer Angehörigen“, so der Diakonie-Präsident.

Kritik übt Kottnik am bestehenden Missverhältnis zwischen den Leistungen der Pflegeversicherungen und der geforderten Qualität. „Gute Pflege und Begleitung alter Menschen beinhaltet unabdingbar ein hohes Maß an menschlicher Zuwendung.“
Die dafür notwendige Zeit würde in Pflegesätzen offenbar nicht als Kostenfaktor einkalkuliert. Bereits heute sei klar, dass die Qualitätsanforderungen mit den verfügbaren Ressourcen nicht zu erfüllen seien.
„Die Leistungen der Pflegeversicherung sind seit 1995 nicht mehr angehoben worden. Hier besteht angesichts der fehlenden Anpassung an das aktuelle Lohn- und Preisniveau ein dringender Dynamisierungsbedarf“. Aus diesen Gründen sowie aufgrund der demographischen Entwicklung seien eine deutliche Anhebung des Beitragssatzes und eine Ergänzung der Finanzierung um weitere Elemente unumgänglich.

Der Präsident der Diakonie will ebenfalls den Aspekt der zu fordernden Qualität stärker in den Mittelpunkt rücken. „Menschen, die Pflegedienste und Einrichtungen nutzen wollen, haben ein berechtigtes Interesse, sich ein Bild von der Qualität der zu erwartenden Pflege machen und Angebote vergleichen zu können.“ Die Prüfberichte der Medizinischen Dienste der Krankenkassen seien hierfür nicht geeignet. Vielmehr sei es erforderlich, an den Interessen der Nutzer orientierte standardisierte Qualitätsberichte für jede einzelne Einrichtung vorzulegen. „Nur so ist die dringend herzustellende Transparenz zu gewährleisten.“ Die inhaltliche Ausgestaltung dieser Qualitätsberichte sei eine gemeinsam von Betroffenen, Leistungserbringern, Kostenträgern und den politisch Verantwortlichen zu gestaltende Aufgabe.

Wenn man Qualität wolle, habe es auch keinen Zweck, von zur Verfügung stehenden Mitteln auszugehen. „Wir müssen doch zunächst über erforderliche Leistungen in der erforderlichen Qualität reden und dann ehrlich die entstehenden Kosten zur Kenntnis nehmen und entsprechend veranschlagen. Alles andere ist realitätsfern.“

Die Diakonie hat in ihrem aktuellen Positionspapier zur Pflegeversicherung ausgewogene Vorschläge zu den genannten Punkten vorgelegt und erwartet Reformschritte noch im laufenden Jahr.

Das Positionspapier der Diakonie finden Sie unter www.diakonie.de/texte

Text: DW EKD
Foto(s):