Bald ist Ostern, das bedeutet auch: Bald ist die Fastenzeit vorüber. Viele Christinnen und Christen haben sich in diesen sieben Wochen vorgenommen, auf etwas zu verzichten – es muß ja nicht gleich der komplette Verzicht auf „feste Nahrung“ sein. Es kann ebenso gut der Verzicht auf den Fernseh-Konsum, auf übermäßigen Einsatz von Strom oder anderer Ressourcen sein. Wie es den Fastenden damit erging und ergeht, läßt sich sehr gut in dem Forum „7Wochen ohne“ nachlesen.
Hier einige ausgewählte Erfahrungen der Teilnehmenden: „Wir haben in dieser Zeit gemerkt, wie gut es ist und wie stark es macht, einmal auf etwas zu verzichten“, schrieb jemand im Vorjahr, aber auch kritische Stimmen gab und gibt es: „Ob wir fasten oder essen, ändert ja nicht die Situation der Hungernden.“ Eine andere Teilnehmerin letztes Jahr im Rückblick: „Was ich noch sagen wollte ist, dass es mir beim Fasten nicht um das Abnehmen geht, sondern um die Erfahrung, etwas, was man sich vorgenommen hat, durchzuhalten und zu merken, dass man eben auch ohne kann. Es geht mir um das Freimachen von Zwängen, z.B. vom Frustessen. Außerdem finde ich, ist es eine Erfahrung, mal wieder bewusst den Hunger wahr zu nehmen und mit dem komisch leeren Gefühl im Magen vielleicht auch das im Herzen. Also Fastenzeit als Zeit zum Nachdenken, Luftholen und Umkehren, aber auch die Vorfreude auf Ostern.“
Welchen Einzug findet der Irak-Krieg in unser Fasten?
2003 war natürlich der Ausbruch des Irak-Krieges auch bei den Fastenden als wichtiges Thema im Bewußtsein – oft ganz deutlich: „Welchen Einzug findet dieser Krieg in unser Fasten? Wie stehen wir zu unserer Mit-Verantwortung an diesem Krieg? Weil wir so leben, wie wir leben. Weil wir abhängig sind von der Droge Öl! Wir letzten Endes doch nicht bereit sind unseren Lebensstandard tiefgreifend zu verändern und so zu leben, daß wir mit den Menschen teilen, die es bitter nötig haben. Oder glaubt irgendjemand vielleicht, daß wir unseren Lebensstandard auf die ganze Welt verteilen können?“
Letztes Jahr gab es die Aktion „Energie fasten“ aus Köln während der Fastenzeit. Fast scheint es, als wäre diese Aufgabenstellung in Kriegs-Zeiten so dringend wie noch nie: „Ich habe von Menschen gehört, die in der Fastenzeit (aus aktuellem Anlass) auf Oel (und dessen Folgeprodukte ) verzichten wollten. Diese Idee fand ich sehr schön, hab sie dann aber doch nicht für mich umsetzen koennen und wollen. Allerdings mache ich mir daraufhin doch öfter bewusst, wie wir diese Ressource verschleudern, man bekommt ja fast nichts zu kaufen, das nicht in Plaste eingepackt ist.“
Zwei Tage vor Ausbruch des Krieges schrieb eine Fastende: „Mein Fasten rückt im Augenblick fast in den Hintergrund, ich denke an meine Freunde und Bekannten in den USA, die womöglich ihre Söhne in den Krieg schicken müssen. Und mein Halbneffe ist auch Soldat und war schon im Kosovo… Ich meine, für den Frieden beten ist nun fast wichtiger als Fasten.“
Freiwilliger Verzicht
Fest steht: Für die meisten fastenden Menschen steht eher ein geistiges als ein körperliches Bedürfnis im Mittelpunkt ihrer Entscheidung: „Freiwillig verzichten und sich dabei nur um sich zu kümmern. Seine Tagesbedürfnisse befriedigen. Ruhe, Schlaf oder Bewegung, und innerer Einkehr, wenn einem danach ist. Ich werde mir den kleinen (T)raum erfüllen. Zwei Tage werde ich mich jetzt mit Obst und Gemüse darauf vorbereiten, und vor allem meine Gedanken hin zum freiwilligen Verzicht lenken.“
Denn das Motto der diesjährigen Fastenzeit ist: „Lebens(t)räume“.
Gemeinschaft ist wichtig
Vielleicht ein Fazit – zumindest aus Sich der Forums-Teilnehmer – ist das Erlebnis von Gemeinschaft. Einige Gemeinden haben zwar Fastengruppen angeboten, doch auch die virtuelle Gemeinschaft findet mehr und mehr Zuspruch: Zahlreiche Menschen, die sich dort äußern, haben geschrieben, dass sie noch gar nicht so lange „online“ sind, kaum Erfahrung im „Chatten“ haben („Bei sieben Wochen ohne mache ich schon etwa zwanzig Jahre mit, dieses Jahr zum erstenmal online“). In diesem Fall macht es sicher das Thema: Fasten ist nicht alltäglich. Viele Menschen erleben sich selbst dabei intensiver.
Man kann dabei scheitern – aber auch sich gegenseitig Mut machen. Und das im Online-Forum sozusagen öffentlich, wie diese Frau: „Es machte mir Mut, daß auch andere vom Scheitern nicht nur bedroht sind und waren, sondern eben trotz des erlebten Mißerfolgs durch „Schwachwerden“ weitergemacht wurde oder besser: wieder neu begonnen wurde. Ich habe mich am Wochende noch tiefer in meine ‚Sucht‘ hineingewühlt, konnte erst am Dienstag (gestern) wieder richtig durchstarten. Euch nochmals vielen Dank für die Antworten und viel Erfolg für Jede und Jeden, der es versucht. Das ist immerhin schon mehr (wert), als es gar nicht erst zu versuchen, oder?“
Foto(s): Sieben Wochen ohne