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„Der Verband, das sind wir!“ Noch einmal zum Nachlesen: Das Interview mit Ernst Fey aus dem letzten epk-intern zu seinem Abschied

Epk intern: Herr Fey, der 31. Juli ist offiziell Ihr letzter Arbeitstag als Stadtsuperintendent und als Gemeindepfarrer. Vorher gibt es noch einige Abschiede in der Gemeinde, im Kirchenkreis und im Verband. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie an die nächsten Monate denken?
Fey: Erst einmal geht meine Arbeit noch so weiter. Die perspektivischen Dinge bespreche ich aber schon seit Monaten mit den anderen Superintendenten. Ich habe ja lange gewusst, dass ich mit 65 Jahren in den Ruhestand gehe. Und der wird sicher ganz anders. Die strukturierten Tage wird es so nicht mehr geben. Auch keine Arbeit in den Abend und in die Nacht hinein. Es ist ganz gut, dass bald ein Wechsel stattfindet und ich meine Kräfte anders einteilen kann. Es gab einfach tolle Erlebnisse und Erfahrungen im Amt des Stadtsuperintendenten, aber es gab auch Belastungen, die Kraft gekostet haben. Es ist gut, wenn ich diese Verantwortung abgeben darf.

Epk intern: Lohnt sich die Arbeit eines Stadtsuperintendenten, einer Stadtsuperintendentin? Es ist ja ein Ehrenamt.
Fey: Auf Jeden Fall! Ganz wichtig sind drei Funktionen. Zum einen gehört zum Amt des Stadtsuperintendenten, dass er die Solidarität der Gemeinden füreinander auf der Verbandsebene stärkt und sie gewinnt, ihre Solidarität für die Ämter und Einrichtungen einzubringen. Letztere sind Ausprägungen evangelischer Kirche in Köln und der Region, eine Klammer, nicht ein Gegenüber. Alle sollen das Gefühl haben: „Der Verband, das sind wir“. Zum anderen ist der Stadtsuperintendent Sprecher für die evangelische Kirche. Ganz wichtig für mich ist, dass er in der Sprecherfunktion deutlich auf die Stimmen der Gemeinden und Kirchenkreise achtet. Der Stadtsuperintendent ist kein Bischof, der sagt, was gemacht wird. Er darf nicht in unserem presbyterial-synodalen System zum Gegenpol werden. Das Amt ist ein „Gremienamt“. Zum Dritten ist er Ansprechpartner im politischen und gesellschaftlichen Raum. Dabei sollte er bei öffentlichen Stellungnahmen die Gemeinden und Kirchenkreise hinter sich wissen. Aus diesen Gründen ist für unsere Kölner Situation das Amt sehr wichtig.

Epk intern: Viele Menschen, die schon von Ihrem Ruhestand gehört haben, bedauern Ihr Ausscheiden. Sie werden Ihren Humor, Ihre Fähigkeit als sorgfältiger Zuhörer und ihren integren Charakter vermissen. Was bleibt?
Fey: Ich werde ehrenamtlich weiter mitarbeiten , das habe ich versprochen, zum Beispiel werde ich Gottesdienstvertretungen übernehmen oder in der Vorstandsarbeit im Altenpflegebereich mitwirken. Ich hoffe, dass ich zu Hause weiter der „fröhliche“ Mensch sein kann. Meine Fröhlichkeit habe ich übrigens von meiner Mutter und die Ernsthaftigkeit von meinem Vater. Im Amt habe ich gerne Grußworte mit ein wenig Humor gesprochen. Ehrlichkeit und einem Menschen nahe zu sein, waren für mich besonders wichtig. Ich habe mich immer bemüht, auf Menschen zu achten und ihnen genau zuzuhören. Es gibt ein Gebet, das dies gut beschreibt: „Behüte uns vor den Sprechblasen, in denen sich die Menschen so wichtig nehmen“.

Epk intern: Als Sie zum Stadtsuperintendenten gewählt wurden, haben Sie sich vorgenommen, in Ihrem Terminkalender immer einen freien Platz für Ihre Frau zu reservieren. Haben Sie das geschafft?
Fey: Ja! Wir haben immer einen freien Abend in der Woche eingeplant. Dann gab es auch keine Arbeit zu Hause. Wir sind spazieren gegangen oder in den Biergarten oder haben anderes unternommen. Es gab auch einen Überraschungstag, der abwechselnd gestaltet werden musste. An diesem Tag wird es meistens kulturell: Wir gehen ins Museum, in eine Ausstellung, in ein Konzert oder genießen ein schönes Abendessen zu zweit.

Epk intern: Wie passt die Theologie in Ihre Arbeit?
Fey: Mein theologisches Denken ist gebunden an die „Umsetzbarkeit“, an das, was Menschen in ihrem Alltag erleben. Ich konnte nie nur so philosophieren über Gott und die Welt. Ich kann Gott nur in Beziehung denken, in Beziehungen zu den Menschen. Das hat auch mit meiner Liebe zu dieser Kirche zu tun, sie gibt einen großen Zusammenhalt, bietet Schutzraum, Heimat und verbreitet Geborgenheit und Wärme. In solch eine Kirche wollte ich immer einladen, trotz mancher Fehler, in die Gemeinschaft der Gläubigen. Auch die Kritischen und Distanzierten.

Epk intern: Das hört sich so an, als ob Sie den richtigen Beruf gewählt haben?
Fey: Mir ist schon seit Jahren klar, dass ich eine richtige Wahl getroffen habe. Trotz aller Belastungen ist der Pfarrberuf ein wunderschöner Beruf. Ich bin darin unglaublich glücklich geworden. Mein Vater wollte, dass ich Ingenieur werde. Das habe ich auch probiert und schnell gemerkt, dass ich mich da nicht ausgefüllt fühlte. In den vielen Jahren habe ich immer wieder Menschen kennengelernt, die das taten, was sie sagten, die die Umsetzung der biblischen Botschaft auch praktizierten. Das wollte ich an die Menschen weitergeben – und natürlich auch an meine eigene Familie.

Text: Knapic
Foto(s): Deutsch