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Der Oratorienchor brillierte in der Trinitatiskirche

Bevor in der Adventszeit das Kirchenjahr neu beginnt – mit der Freude auf die Geburt Jesu – gibt es noch den eher traurigen Monat November, mit melancholischen Gedenkterminen weltlicher und kirchlicher Prägung: mit dem Gedenktag zur Reichspogromnacht, dem Buß- und Bettag und dem Ewigkeitssonntag.

Leuchtkraft ins evangelische Deutschland
Dies muss sich selbstverständlich auch im Programm der Kirche widerspiegeln, die volkstümlich mitunter der „protestantische Dom“ genannt wird: die Kölner Trinitatiskirche, welche Präses Nikolaus Schneider unlängst als einen Leuchtturm bezeichnete, der „nicht nur in der Landschaft der Rheinischen Kirche sondern in der gesamten EKD – nur noch vergleichbar mit der Dresdener Frauenkirche oder dem Berliner Dom“ ins evangelische Deutschland strahle.

Thematisch stimmiges Konzert
Der Vielzahl unterschiedlicher Gottesdienste in den zahlreichen Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region setzte die Trinitatiskirche am Volkstrauertag ein thematisch passendes Konzert entgegen: der Oratorienchor Köln und das Neues Rheinische Kammerorchester Köln führten unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner, Domorganist am Altenberger Dom, und mit hochkarätigen Solisten das Requiem von Gabriel Fauré und das hiervon offenkundig inspirierte Requiem von Maurice Duruflé auf.

Übergang in die Zeit des Advents
Eine gute Wahl – nicht nur, weil diese Stücke verhältnismäßig seltener aufgeführt werden als etwa die Requien von Wolfgang Amadeus Mozart und Guiseppe Verdi. Vor allem sind die Werke versöhnlicher – beide enden etwa mit dem Hymnus In Paradisum und der Bitte: „Chorus angelorum te suscipiat,/ et cum Lazaro, quondam paupere,/ æternam habeas requiem“ („Der Chor der Engel möge dich empfangen,/ und mit Lazarus, dem einst armen,/ mögest du ewige Ruhe haben.“) So eignet sich das Werk hervorragend für einen harmonischen Übergang in die hoffnungsfrohe Zeit des Advents.

Kirche bis auf die Emporen gefüllt
Der Oratorienchor ist hierbei für dieses Trauerkonzert an dieser exponierten Stelle der verbandlichen Trinitatiskirche ein würdiger Vertreter des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Seit 1957 immerhin gibt es dieses Gesangsensemble, das zu den größeren Kölns zählt, – und immer war der Chor eng mit der Evangelischen Kirche verbunden. Gegründet wurde er noch als „Chorgemeinschaft im evangelischen Stadtkirchenverband“, mittlerweile ist er ein eingetragener Verein.
Der Zuspruch war hoch, so dass die Kirche bis auf die Emporen gefüllt war. Chor und Orchester hatten sich hierbei nicht, wie üblich, im Altarbereich aufgestellt, sondern im Eingangsbereich. Das führte zum etwas befremdlichen Anblick von Kirchenbesuchern, die mit dem Rücken zum Altar saßen, teilweise in der Apsis selbst, sowie einem Altar, der als Mantelablage einen unüblichen Nutzwert hatte.

Glanz dreier Solisten
Der Begeisterung für die musikalische Darbietung tat dies jedoch keinen Abbruch. Die Nähe von Chor und Orchester zum Organisten Richard Brasier an der Klais-Orgel der Trinitatiskirche optimierte vielmehr das Zusammenspiel. Glänzen durften auf einem hervorragenden Klangfundament die Solisten Friederike Britsche (Sopran), die sich insbesondere im Pie Jesus bei Fauré hervortat, Charlotte Quadt (Mezzosopran), die ihr ganzes Können im Gegenstück bei Duruflé zeigen durfte, und Vinzenz Haab (Bariton) mit dem Libera Me von Fauré als Prunkstück.

Siebenstimmiger Schlussakkord
Die Werke wurden unter der Leitung von Andreas Meisner sehr facettenreich herausgearbeitet, vom raumfüllenden Fortissimo bis zum kaum mehr hörbaren Pianissimo. So endet auch Duruflés Requiem mit einem siebenstimmigen Schlussakkord, der sekundenlang stehen bleibt, bis er langsam verhallt. Hier wird hörbar, dass die Bitte nach ewiger Ruhe, mit dem das traurige Requiem ausklingt, nicht weit entfernt ist von der hoffnungsvollen Stillen Nacht. Das Publikum applaudierte lang und angetan.

Text: Anselm Weyer
Foto(s): Anselm Weyer