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„Der neue Kirchturm ist ein echtes Ausrufezeichen: Hier ist Kirche!“

Einen Kirchturm hatte der Architekt Reinhard Lepel zum ersten Mal entworfen, deshalb durfte er auch den Hammer bedienen, bevor kürzlich die erste Glocke in die Spitze des neuen, 17,40 Meter hohen Lepel-Turms der Bickendorfer Epiphaniaskirche gezogen wurde. „Ist jedenfalls kein Bimmelglöckchen“, urteilte der Architekt zufrieden, als er die Glocke zum Klingen gebracht hatte. „Das ist die Magnificat-Glocke, As-Dur“, erläuterte Pfarrer Torsten Sommerfeld, der mit Kollegin Uta Walger ebenfalls an der Glocke stand.

Gefilmt wurde die kleine Zeremonie von einem WDR-Team, das den Bau des Kirchturms eine Woche lang für die Aktuelle Stunde dokumentiert hatte. So etwas sieht man ja auch nicht jeden Tag: Ein nagelneuer Turm für ein Gotteshaus, das in diesem Jahr immerhin schon sein 50-jähriges Bestehen feiert. „Der Turm war bei der Erbauung der Kirche bereits geplant, das Fundament ist noch erhalten“, sagte Uta Walger. Vielleicht sei damals das Geld ausgegangen, jedenfalls hatte sich die Gemeinde 2011 entschlossen, das Versäumte im Zuge der Umbauarbeiten an der Kirche nachzuholen. "Der neue Kirchturm ist mehr als nur ein Glockenträger“, urteilt Lepel. "Nach außen ist er das sichtbare und akustische Signal für die bewusste Entscheidung der Gemeinde, sich an diesem Ort zu versammeln. Nach innen ist er für den Gottesdienst ein wichtiges liturgisches Instrument. Dass die Epiphaniaskirche nach 50 Jahren endlich einen Glockenturm erhält, ist das I-Tüpfelchen der gesamten Baumaßnahme.

Fugen bilden an vier Seiten ein Kreuz
„Ein 80-Tonnen-Kran hat die sechs Fertigteile des Turms aufeinander gestellt, wie bei Riesen-Lego-Steinen“, beschrieb Sommerfeld den imposanten Verlauf der Bauarbeiten. Der Beton der Fertigteile, die im Emsland hergestellt wurden, enthalte Granulat von Carrara-Marmor, der den Kirchturm nun in einem besonderen „Carrara-Weiß“ erstrahlen lassen. Manches ergab sich ganz von selbst: So besteht der untere Teil des Turms aus zwei großen, lang gestreckten Beton-Teilen, darauf wurden vier kürzere Teile gesetzt: „Dazwischen ist eine horizontale Fuge entstanden, die zunächst kaschiert werden sollte“, so Sommerfeld. „Aber wir haben uns dagegen entschieden, weil diese Fuge zusammen mit der Vertikalfuge auf jeder der vier Seiten jeweils ein Kreuz bildet.“

Eine der Glocken kommt aus der Philipp-Nicolai-Kirche
Vier Glocken sollen einmal das Geläut des Kirchturms bilden, sie kommen aus der Philipp-Nicolai-Kirche, die die Gemeinde Mauenheim-Weidenpesch aufgeben musste. Zur Erleichterung aller Beteiligten in der Bickendorfer Gemeinde wurde zumindest schon eine Glocke angeliefert – jene Magnificat-Glocke eben -, wenn auch noch ohne Klöppel. Der trifft womöglich bis zum 12. April noch ein, dann nämlich soll die Epiphaniaskirche nach etwa einjährigen Arbeiten feierlich wiedereröffnet werden. Natürlich möglichst mit Glockenklang.

Aus der Philipp-Nicolai-Kirche in die Nachbarkirche gebracht: die

Neues Arbeitsfeld für Uta Walger
Einige Umstrukturierungen hat die Gemeinde aus diesem Anlass vorgenommen: „Bislang haben wir – also die drei Pfarrerinnen und Pfarrer der Gemeinde – uns gemeinsam um die Epiphaniaskirche gekümmert, demnächst ist Uta Walger hier zuständig, das hat das Presbyterium so entschieden“, erklärte Pfarrerin Sybille Noack-Mündemann, die an der Dreifaltigkeitskirche im Gemeindebezirk Ossendorf wirkt. Torsten Sommerfeld wird neben seinem bisherigen Aufgabenbereich an der Emmauskirche in Vogelsang auch die Auferstehungskirche in Bocklemünd übernehmen, wo bislang Uta Walger tätig war. „Früher hatte die Gemeinde einmal fünf Pfarrstellen, da war das alles etwas einfacher“, so Noack-Mündemann.

Bei schönem Wetter: Tische auf dem Vorplatz
Uta Walger ist mit ihrem Los zufrieden. Die Epiphaniaskirche liegt nicht nur zentral, hier hat auch die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde ihren Schwerpunkt. „Mich verbindet aber auch persönlich viel mit der Kirche: Ich habe vor 26 Jahren als Vikarin an der Epiphaniaskirche angefangen, meine ersten Gottesdienst hier gehalten und hier wurde auch mein Sohn getauft.“ Mit den Umbaumaßnahmen ist sie sehr zufrieden: „Es ist alles noch schöner geworden, als wir uns das vorgestellt hatten: Die Glasfront des neuen Foyers öffnet sich zur Straße hin, man kann sogar den Kirchenraum einsehen. Bei schönem Wetter werden wir Tische auf den Vorplatz stellen und zum Kirchencafé einladen. Die Jugendgruppen werden dann servieren, das haben sie schon zugesagt.“

Sogar die Orgel wurde saniert
Barrierefrei seien die Räume nun auch, zum Untergeschoss mit den Gemeinderäumen führt ein Aufzug. Sogar die Orgel wurde saniert. Und der neue Kirchturm krönt das ganze Unternehmen: „Das ist ein echtes Ausrufezeichen: Hier ist Kirche“, so Walger. „Wenn früher nach dem Weg zur Epiphaniaskirche gefragt wurde, konnte es passieren, dass die Antwort lautete: Das ist das Gebäude gegenüber der Grundschule am Erlenweg, das aussieht wie eine Turnhalle. Das wird nun nicht mehr vorkommen.“

Feierliche Einweihung am 12. April 2015
Rund 1,5 Millionen Euro wird der Umbau insgesamt kosten, 125.000 Euro entfallen auf den Kirchturm. Am Sonntag, 12. April, wird dann die Einweihung des Ensembles mit einem Gottesdienst und anschließendem Empfang gefeiert. Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Nord, wird die Festpredigt halten, die Bickendorfer Kantorei wird den Gottesdienst musikalisch begleiten.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Lena Shultz/Uta Walger