Ein Engel wacht nun auch über Schildgen, und ein ganz besonderer dazu: Der „Engel der Kulturen“ wurde vor kurzem im Schatten der katholischen Pfarrkirche Herz Jesu auf dem früheren Dorfplatz eingelassen. Es ist ein Symbol für einen ökumenischen Ort, an dem die drei großen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam, vereint zusammenkommen.
„Leerstelle“ bildet einen Engel
Der „Engel der Kulturen“, das ist eine Schöpfung des Künstlerpaars Carmen Dietrich und Gregor Merten. Aus einer Metallscheibe haben sie derart kunstvoll die Mitte herausgeschweisst, dass der äußere Ring und an diesem, angedeutet, ein Kreuz, ein Stern und ein Halbmond übrigbleiben. Man benötigt nicht viel Fantasie, um in der „Leerstelle“ einen Engel zu erblicken. Der wird gemeinsam von den Religionssymbolen gebildet, wodurch deren gemeinsame Wurzeln und ihre gemeinsame Verantwortung religiöse und kulturelle Toleranz eindrucksvoll verdeutlicht werden. Auf dem Schildgener Dorfplatz wurde die Skulptur in ein Betonfundament eingepasst, die „Leerstelle“ mit blau eingefärbtem Beton gefüllt. Bereits im Vorjahr machte der „Engel der Kulturen“ Station in Bergisch Gladbach, damals als wandernde Großskulptur auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Essen. Und auch in diesem Jahr war der Engel wieder unterwegs – diesmal verband er die europäischen Kulturhauptstädte Essen, Pésc in Ungarn und Istanbul.
Evangelisches Jugendzentrum an Aktion beteiligt
Doch schon im vergangenen Jahr begeisterte er die Bergisch Gladbacher Bürgerinnen und Bürger, vor allem die Schildgener Dorfplatz-Paten, eine ehrenamtliche Gruppe rund um die stellvertretende Bürgermeisterin Ingrid Koshofer. Die FDP-Politikerin setzte sich maßgeblich dafür ein, dass die Skulptur nun dauerhaft auf dem Platz installiert werden konnte. „Hier ist genau der richtige Ort für den ,Engel der Kulturen‘, es ist ein ökumenischer Ort“, verwies Koshofer auf die Umgebung des Dorfplatzes. Neben der katholischen Herz-Jesu-Kirche befindet sich auch die evangelische Andreaskirche an der Voiswinkeler Straße in unmittelbarer Nähe. „Unser Jugendzentrum hat sich an der Gestaltung der Bodenplatte beteiligt“, erklärte Lieselotte Elgeti, MItglied der Evangelischen Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen und frühere Leiterin des ökumenischen Arbeitskreises.
Texte aus der Bibel und dem Koran
Sie vertrat die evangelische Gemeinde bei der Einweihung des Kunstwerkes, darüber hinaus waren Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Gemeinde, der jüdischen Gemeinde, der türkischen Moschee-Gemeinde, der Alevitengemeinde und der orthodoxen Griechen bei der Zeremonie vertreten. Und etwa 100 Bürgerinnen und Bürger aus Schildgen, die die Einweihung verfolgten. Bevor das Kunstwerk in den Boden eingelassen wurde, wurden Texte aus dem Alten und Neuen Testament sowie aus dem Koran vorgelesen. Danach fertigte Merten mit einem Schweißbrenner aus einer Stahlplatte ein weiteres Exemplar des „Engels der Kulturen“ an. Diese Stahlringe, mit Ort und Datum versehen, fertigt der Künstler regelmäßig an. Sie werden übereinandergestapelt und bilden die „Abraham-Säule“, die nach dem Willen des Künstlerpaares einmal in Jerusalem aufgestellt werden soll. Schließlich wurde der Beton angemischt und die Schildgener Bodenintarsie an ihrem Platz installiert. Dabei wurde Merten tatkräftig von den Dorfplatz-Paten unterstützt.
Kinder befahren Bodendenkmal mit dem Fahrrad
Das leicht erhöhte Bodendenkmal hat aber im Alltag nicht nur eine symbolische Bedeutung. Da die Fläche des früheren Dorfplatzes als Verkehrsübungsplatz für Kinder gestaltet ist, sind hier des Öfteren kleine Jungs und Mädchen mit dem Fahrrad unterwegs. „Ich habe schon gesehen, wie die Kinder mit ihren kleinen Rädchen versucht haben, den kleinen Hügel zu befahren“, schmunzelte Elgeti. So erfüllt der „Engel der Kulturen“ auch abseits aller Symbolik einen verbindenden Zweck.
Foto(s): Fleischer