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Der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag in Bremen: „Zwischen Rhein und Weser“ grüßen Menschen aus Köln und Region, darunter mehr als 250 Jugendliche

Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) ist eine Institution. Im selben Jahr gegründet wie die Bundesrepublik, im zerstörten Deutschland von 1949, ist er aus dem politischen und sozialen Leben als evangelische „Zeitansage“ nicht mehr wegzudenken. Ins Leben gerufen wurde er am 31. Juli 1949 in Hannover, von dem aus Pommern stammenden Landwirt und Juristen Reinold von Thadden-Trieglaff. Der pietistisch geprägte Gutsbesitzer, der in der NS-Zeit der Bekennenden Kirche angehörte, wollte die evangelischen Laien stärken. Auf seine Unabhängigkeit von der verfassten Kirche legt der DEKT bis heute großen Wert. Der hannoversche Landesbischof Hanns Lilje (1899 bis 1977) griff die Idee auf. Auf seine Einladung trafen sich vom 28. Juli bis zum 1. August 1949 in Hannover rund 6.000 evangelische Christinnen und Christen, um nach dem Krieg einen kirchlich-spirituellen Neuanfang zu wagen. Seit 1954 zieht das Laientreffen alle zwei Jahre Tausende, Zehntausende, später bis zu 200.000 Menschen an – mit Gottesdiensten, Vorträgen, Diskussionen, Bibelarbeiten und buntem Programm.

Im Rückblick: Ökumene und Wiedervereinigung, Friedensaktionen und Umweltbewegung….
Von Anfang an diskutierten DEKT-Gäste alle Themen, die Kirche und Gesellschaft bewegten: vom Rüstungswettlauf bis zur Sterbehilfe, vom christlich-jüdischen Dialog bis zum gemeinsamen Abendmahl mit den Katholiken. Der Bau der Mauer 1961 und ihr Fall 1989 markierten neben der Studentenrevolte in den späten 60er Jahren die Geschichte des Protestantentreffens. Der Leipziger Kirchentag 1954 wurde zum Fanal für die Wiedervereinigung – der vorläufig letzte gesamtdeutsche Kirchentag. In der DDR fanden regionale Kirchentage statt. Berühmt für seine symbolträchtige Friedensaktion wurde der Wittenberger DEKT 1983, als Pfarrer Friedrich Schorlemmer ein Schwert zur Pflugschar umschmieden ließ. „Schwerter zu Pflugscharen“ war das Motto der kirchlichen Friedensbewegung. In der Bundesrepublik erhielt der Kirchentag im Zuge der Friedens- und Umweltbewegung in den 70er und 80er Jahren immer mehr Zulauf. Die Treffen in Hamburg 1981 und Hannover 1983 wurden zur ersten großen Friedensdemonstration. Nach der Wende wurde auch der DEKT wieder gesamtdeutsch: Im Jahr des Mauerfalls fand er im noch getrennten Berlin statt; „Unsere Zeit in Gottes Händen“ hieß damals die Losung. Den ersten großen Kirchentag in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung gab es 1997 in Leipzig. Ein kirchlicher Höhepunkt ereignete sich 2003, als Protestanten und Katholiken zum ersten Ökumenischen Kirchentag nach Berlin einluden. Zwar erfüllte sich die Hoffnung vieler auf ein gemeinsames Abendmahl nicht, trotzdem war es ein Ereignis – und der Auftakt zu weiteren ökumenischen Kirchentagen.

Jugendliche aus Köln und Region 2009 beim DEKT in Bremen
Jetzt steht vom 21. bis 24. Mai der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag in Bremen bevor. Darauf freuen sich über 250 Jugendliche aus Köln und Region: Sie bringen kölsche Kultur in die Hansestadt, zum Beispiel mit dem „Kölner Treff“, einem Ort zum Entspannen und Auftanken. Unter dem Motto „Mümmele und lümmele im Kölner Treff“ gibt es beim DEKT in Bremen alles, was Geist und Körper zu Stärkung brauchen: Leckere, gesunde Speisen, Cocktails, ein Paradies zum Chillen, Massagen und viele verschiedene Mitmach-Aktionen. Über 130 Jugendliche packen beim „Kölner Treff“ mit an und sorgen dafür, dass sich die Gäste im Sport- und Spielpark der „Überseestadt“ des DEKT wohlfühlen. Wer sich engagiert, braucht nach einem ereignisreichen Tag auch einen Platz zum Schlafen. Die Jugend aus der Kirchengemeinde Porz betreut die Schule 409 in Bremen. Dort sind nur Kölnerinnen und Kölner untergebracht und so haben die Jugendlichen die Gelegenheit, Jugendliche aus anderen Gemeinden und Kirchenkreisen kennen zu lernen.
„Kölner Töne“ gibt es vom Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal: 16 Bläserinnen und Bläser treten gemeinsam mit anderen Gruppen aus dem Rheinland auf und spielen sowohl beim Eröffnungs- als auch zum Schlussgottesdienst. „Church Rocking“ und der Jugendgospelchor „Unlimited Voice Company“ tragen ebenfalls zum musikalischen Programm des Kirchentags bei. Die Jugendlichen der Evangelischen Kirchengemeinde Klettenberg beteiligen sich mit einem Feierabendmahl und ihrer Beatmesse.
Auch der Evangelische Kirchenkreis Köln-Süd ist in Bremen vertreten: Die meisten der 93 Jugendlichen fahren zum ersten Mal zu einem Kirchentag. Am 9. Mai haben sich die Jugendlichen bei einem PreEvent in der evangelischen Apostelkirche Wesseling auf den DEKT vorbereitet. Mit Workshops wie Hip-Hop-Dance, kreativer Gestaltung von Papphockern oder der Erstellung von Accessoires aus TetraPacks stieg bei den Jugendlichen die Vorfreude. Weiterer Grund zur Freude: Der Kölner Süden hat mit seinem PreEvent den dritten Platz beim PreEvent-Contest des Kirchentages belegt.

Vom Rhein an die Weser: Die meisten DEKT-Veranstaltungen in Köln 2007 waren so gut besucht wie diese hier – darum räumten die DEKT-Gastegeber in Bremen den rheinischen Protestanten auch 2009 gern zahlreiche Auftritts-Möglichkeiten ein.

„Zwischen Rhein und Weser“
Der Haupt-Ort, an dem Menschen aus der Evangelischen Kirche im Rheinland – darunter bemerkenswert viele aus Köln – beim Bremer Kirchentag zu erleben sein werden, ist die Bühne vor dem Hauptbahnhof, die alle vier Tage lang rund um die Uhr unter dem Motto „Zwischen Rhein und Weser“ bespielt wird. Kölner „Szene-Kenner“ werden hier viele bekannte Namen wiederfinden, etwa das Kirchenkabarett Klüngelbeutel, Susanne Hermanns, besser: „Chantals Mutter“, die musikalischen „Träger“ aller Klettenberger Beatmessen: die Guppe Ruhama, Ernst Fey und Martin Bock, die Unlimited Voice Company, Okko Herlyn, den Präses unserer Landeskirche, dessen Ehefrau und Tochter, seinen Pressesprecher und viele mehr….
Hier die wichtigsten Programmpunkte auf dieser Bühne:

Donnerstag, 21. Mai
9.30 bis 10.30 Uhr:
Bibelarbeit mit Dr. h.c. Friedrich Schorlemmer, Pfarrer und Publizist, Wittenberg
10.30 bis 11.30 Uhr: Was glaubst du denn? – Über die wunderbare Vielfalt und Wandelbarkeit von Glaubensvorstellungen mit Pfarrer Dr. Martin Bock, der Leiter der Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region und P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB, dem Leiter des Hauses der Stille, Abtei Königsmünster, Meschede
11.30 bis 12.15 Uhr: Mach dir (k)ein Bild von Gott – Multimedia-Präsentation mit DigiPics von Jugendlichen zum Thema „Ein Bild von Gott?“ Mit Jugendlichen aus der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Pesch und Pfarrerin Sylvia Wacker, Köln
12.15 bis 13 Uhr: „Wenn dein Kind dich heute fragt“ – Generationen im Gespräch über den Glauben von gestern, von heute und von morgen. Mit Professor Dr. Konrad Raiser, Generalsekretär a.D. vom Ökumenischen Rat der Kirchen, Berlin sowie Dr. Ulrich Raiser, Berlin; Anne und Annika Schneider, Düsseldorf
15 bis 15.30 Uhr: Et hätt noch immer jot jejange! Kathogelisches Kabarett mit dem Kabarett Klüngelbeutel, Köln
15.30 bis 16.15 Uhr: „Glaube in der Zerreißprobe“ – Im Ringen um den wahren Glauben beieinander bleiben, ein Erfahrungsbericht aus der rheinischen Kirche zum Thema Homosexualität und Segen im Gottesdienst mit Vizepräses Petra Bosse-Huber, Düsseldorf und Pfarrer Siegfried Virgils aus Bornheim
16.15 bis 17 Uhr: „Vom offenen Himmel erzählen“ – Wie sich der Glaube im Alltag entwickeln kann. Tipps für den Alltag mit Dr. Eberhard Hauschildt, Praktischer Theologe, Bonn und Hans-Hermann Pompe, Amt für Gemeindedienste und Missionarische Dienste im Rheinland, Wuppertal. Kabarettistische Tagesbegleitung: Klüngelbeutel, Köln
20 bis 22 Uhr: „Prince of Peace“ Symphonisches Gospeloratorium für Solo, Chöre und Orchester von Ralf Grössler (2007). Das Oratorium beschreibt in vier Teilen das Leben und Wirken des Jesus von Nazareth. Eine eigens für den Kirchentag zusammengestellte Theatergruppe unterstützt die Musik durch pantomimische Darstellung.

Freitag, 22. Mai
9.30 bis 10.30 Uhr
: Bibelarbeit mit Willi Lemke, dem UN-Sonderberater für Sport aus Genf/Schweiz. Die Musik dazu kommt von der Gruppe Ruhama aus Köln
16 bis 17 Uhr: Mitmachkonzert mit Musik von Judy Bailey und Band. Die Tagesmoderation haben: Ute Dornbach-Nensel, Mönchengladbach; Jens Peter Iven, Düsseldorf und Daniela Loster, Idar-Oberstein. Die musikalische Tagesbegleitung kommt von Ruhama, Köln. Die „kabarettistische Tagesbegleitung“, wie es im Programm heißt, hat die Kölner Jugenreferentin Susanne Hermanns als „Chantals Mutter“

Samstag, 23. Mai
10.30 bis 11.30 Uhr:
„Als der Kirchentag noch lange Haare hatte“ Ein Rückblick auf 60 Jahre Kirchentag mit Reiner Degenhardt, dem ehemaliger Kirchentagspastor aus Kassel, Ernst Fey, Kölner Stadtsuperintendent im Ruhestand, Dr. Elisabeth Raiser, der evangelischen Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags in Berlin 2003
12 bis 13 Uhr: „Kirchentag und Kirche – gemeinsam zu neuen Ufern“, mit Vizepräses
Petra Bosse-Huber, Düsseldorf, dem Essener Innenstadtpfarrer Steffen Hunder und Pfarrerin Elke Rudloff, der Sprecherin des „Worts zum Sonntag“ aus Dortmund. Musikalische Tagesbegleitung: Die Gruppe „Unlimited Voice Company“ aus Köln
15.45 bis 16.15 Uhr: Kabarettistische Zwischenbemerkung mit Professor Dr. Okko Herlyn aus Duisburg
16.15 bis 16.45 Uhr: „Das wollen wir sein“ – Kirche und Kirchentag zwischen Suche nach Spiritualität, Eventgenuss und sozialer/politischer Verantwortung. MIt Michael Birgden (Kerygma), Köln, dem Gemeindepädagoge Professor Dr. Gotthard Fermor aus Remagen, Monica Hirsch Reinshagen aus Dortmund und dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider
16.45 bis 17 Uhr: ein „kabarettistisches Resümee“ mit Professor Dr. Okko Herlyn aus Duisburg

Text: epd/DEKT/jupf/AL
Foto(s): DEKT