„Nach meiner festen Überzeugung gibt es nur ein Mittel, die sozialen und besonders auch wirtschaftlichen Zustände zu verbessern, nämlich die christlichen Prinzipien in freien Genossenschaften zur Geltung zu bringen.“ Mit diesen Worten wird der vor 200 Jahren geborene Erfinder der Genossenschaftsidee Friedrich Wilhelm Raiffeisen auch heute noch zitiert.
Beim Gottesdienst in der Mainzer Christuskirche mit Präses Manfred Rekowski würdigte dieser Raiffeisen als einen engagierten Christen, der mit seinem Genossenschaftsmodell eine Alternative zum Einsatz von Geldmitteln aufgezeigt habe. „Das Gemeinwohl, nicht der Eigennutz, ist für ihn das Ziel wirtschaftlichen Handelns“, sagte Rekowski. „Für Raiffeisen war klar: Menschen, die hungern, muss geholfen werden. Am wirksamsten durch Hilfe zur Selbsthilfe.“ So habe Raiffeisen die Ideen für die Gründung von Hilfevereinen und Kreditkassen, den Gedanken der Solidarität aller Genossenschaftsmitglieder und die Ablehnung von Dividenden für die Geldgeber entwickelt. „Genossenschaft heißt: Mein Geld arbeitet für andere.“
Raiffeisen, der aus der Nähe von Hamm an der Sieg stammt, lebte während seiner Zeit als Soldat in der Preußischen Armee zweimal in Köln. Als 17-Jähriger trat er hier in den Militärdienst ein, nach einer Zeit in Koblenz wurde er wieder in die Domstadt versetzt. Auf Grund eines Augenleidens musste er aber seine Offizierskarriere beenden und setzte seine Arbeit in der zivilen Verwaltung fort. Später wurde Raiffeisen Bürgermeister von Weyerbusch im Westerwald und wechselte einige Jahre später nach Heddesdorf, heute ein Stadtteil von Neuwied. Die Themen „Bildung“ und „Hilfe für Bedürftige“ lagen ihm am Herzen.
Mit zwei zentralen Veranstaltungen gedenkt die Evangelische Kirche im Rheinland im Raiffeisenjahr 2018 des christlichen Sozialreformers aus dem Westerwald. Außerdem laden die Evangelische Akademie im Rheinland, das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD, das Seminar für Genossenschaftswesen der Universität Köln und die Stiftung Sozialer Protestantismus am 18. und 19. Juni 2018 zum „Evangelischen Raiffeisenkongress“ nach Bonn ein. „Teilhabe und Teilnahme – Zukunftspotenziale der Genossenschaftsidee“ lautet das Thema der internationalen und interdisziplinären Tagung. In fünf Themensträngen diskutieren Fachleute aus Wissenschaft und Praxis, aus Genossenschaftsverbänden und Genossenschaften, aus Diakonie, Entwicklungsarbeit, Finanzwirtschaft und Kirchenorganisation und aus Ökonomie und Theologie über die Zukunft der Genossenschaftsidee. Der Schwerpunkt der Tagung liegt auf neueren Entwicklungen von Genossenschaften, vor allem im Bereich der Sozialwirtschaft, und anderen Formen nachhaltigen und selbstbestimmten Wirtschaftens. Zugleich wird an Raiffeisens Frömmigkeit als Grundlage für sein ökonomisches und soziales Engagement erinnert. Mehr Informationen zu Wilhelm Friedrich Raiffeisen: www.raiffeisen.ekir.de
Foto(s): EKiR