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„Das Stunden-Buch“: auf poetischer und meditativer Lesereise mit Rainer Maria Rilke

Haben Sie einen Sinn für Glauben und Poesie? Dann empfehlen wir Ihnen ein außergewöhnliches Werk des Bonner Theologen Gotthard Fermor: ein "Stunden-Buch" mit und zu Gedichten von Rainer Maria Rilke.

Professor Dr. Gotthard Fermor begibt sich auf eine poetische Lese- und Meditationsreise mit Josef Marschall am Klavier, mit Fotografien von Klaus Diederich und mit einer Eingangs-Meditation zum Werk Rilkes von Professor Dr. Mark S. Burrows.

Braucht der Glaube Poesie?
Genügt uns nicht der reiche Schatz biblischer Texte? So fragte vor zwölf Jahren der bedeutende, inzwischen verstorbene Bonner Theologe Henning Schröer. Schröer-Schüler Gotthard Fermor, inzwischen selbst weitdenkender Professor und Didaktiker in Sachen Theologie, hat jetzt eine höchst bemerkenswerte Antwort auf die Frage seines Lehrers gegeben: „Das Stunden-Buch“. Ein spiritueller Wegbegleiter mit Gedichten von Rainer Maria Rilke.

Ungekannte Entfaltungsräume
Mit viel Einfühlungsvermögen und Geist hat Fermor Texte aus Rilkes Sammlung „Vom mönchischen Leben“ dem Stundengebet im Kloster zugeordnet, von der frühmorgentlichen „Vigil“ bis zur abendlichen „Komplet“. Das Buch ist ein Schmuckstück. Und es ist spirituell, denn es spricht viele Sinne an: In eigens für dieses Projekt komponierter Musik durch den Remagener Jazz-Komponisten Josef Marschall und durch manchmal geradezu zärtliche Schwarz-Weiß-Fotografien des Wuppertaler Fotokünstlers Klaus Diederich gewinnen Rilkes Gedichte ungekannte Entfaltungsräume. Zwei Hör-CDs mit Lesung und Musik liegen dem Werk bei.


Im guten Sinne gewachsen
Gotthard Fermor, Leiter des Pädagogisch-Theologischen Instituts (PTI) der rheinischen Landeskirche in Bonn, hat das einzigartige Projekt unter anderem in thematischen Veanstaltungen auf der Rheininsel Nonnenwerth entwickelt. Das Buch ist also im guten Sinne gewachsen und das spürt man in vielfacher Hinsicht.

Auf der Suche nach Gott
Für Rainer Maria Rilke, dem großen Lyriker deutscher Sprache und der literarischen Moderne, war Glauben immer ein Suchen, nie ein Wissen. In spätestens diesem Punkt treffen sich Glaube und Poesie, fand Henning Schröer und entwickelte in Anklang an Dorothee Sölle den Programmentwurf einer „Theopoesie“. Gotthard Fermor legt nun auf sehr überzeugende, berührende Weise dar, wie das aussehen kann, wie das hörbar und spürbar ist. Das „Stunden-Buch“ liegt auf meinem Tisch und möchte immer wieder zur Hand genommen werden. Es verbindet auf wunderbare Art Himmel und Erde. Es ist ein spirituelles Gebrauchsbuch, ein Wegbegleiter auf der Suche nach Gott.

Buch und CD
Gotthard Fermor (Hrsg.): Rainer Maria Rilke: Das Stunden-Buch – Erstes Buch: Das Buch vom mönchischen Leben. Mit 2 Audio-CDs, Gütersloher Verlagshaus 2014, 200 Seiten, 29,99 Euro

Text: Joachim Gerhardt
Foto(s): Angelika Knapic