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„Das macht uns natürlich stolz“. Pfarrerin Sabine Pankoke zum 25-jährigen Bestehen des Evangelischen Familien- und Krankenpflegevereins Lechenich

Er ist mittlerweile eine Institution in Erftstadt, der Evangelische Familien- und Krankenpflegeverein Lechenich. 25 Jahre ist er alt, und das Jubiläum feierten rund 120 aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Mitglieder und Freunde des Vereins im evangelischen Gemeindezentrum an der Kirche der Versöhnung.

Gemeindeglieder hoben den Verein aus der Taufe
Bis Anfang der 80er Jahre gab es in der Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich eine Gemeindeschwester, die sich um kranke und vor allem ältere Menschen in der Gemeinde kümmerte. Eine diakonische Aufgabe, die in vielen anderen Gemeinden auch von einer Gemeinderschwester übernommen wurde. Als der Lechenicher „Engel“ aber in Ruhestand gibt, hinterließ er eine Lücke. „Das Presbyterium hatte mittlerweile jemanden für einen ganz anderen Bereich eingestellt, und weitere Personalkosten konnten einfach nicht geschultert werden“, erzählte Pfarrerin Sabine Pankoke, heute Vorsitzende des Familien- und Krankenpflegevereins. Mit einem Aus für die häusliche Pflege wollten sich aber nicht alle Gemeindeglieder abfinden. Renate Nagel, Petra Fischer, Heinz Bartels, Christian Appenheimer, Hermann Göhring, Otmar Schmidt und Pfarrer Helmut Schneider-Leßmann setzten sich deshalb 1983 zusamen und gründeten den Familien- und Krankenpflegeverein Lechenich.

Individuelles Pflegespektrum
Der Verein stellte eine neue Gemeindeschwester ein, dazu kamen einige Mitarbeiterinnen auf Teilzeitbasis. Die Fortführung der pflegerischen Arbeit in Erftstadt war damit gesichert. Und der Bedarf stieg und stieg. „Mittlerweile haben wir 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sechs davon fest angestellt“, sagte Ulrike Löhr, stellvertretende Pflegedienstleiterin und Schriftführerin im Verein. 37 Patientinnen und Patienten werden zurzeit betreut, „unabhängig von der Konfession“, betonte Sabine Pankoke. Die meisten von ihnen sind ältere Menschen, die noch in den eigenen vier Wänden leben und unterschiedlich intensiv gepflegt und betreut werden wollen. Hin und wieder nehmen aber auch jüngere Menschen, die nach einem Krankenhausaufenthalt noch zu Hause betreut werden müssen, die Dienste des Familien- und Krankenpflegevereins in Anspruch. „Das Spektrum reicht von einmal wöchentlich beim Baden helfen bis hin zur kompletten Pflege dreimal am Tag“, schilderte Ulrike Löhr den Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiterinnen. Gemeinsam mit Pflegedienstleiter Bastian Dauvermann ermittelt sie den individuellen Pflegebedarf und koordiniert den Einsatz der Pflegerinnen.

„Diakonische Leistungen“ zeichnen den Verein aus
Abgerechnet wird die pflegerische Leistung mit den Pflegekassen. Da ist jeder Handgriff zeitlich und finanziell genau festgelegt. Mit dem Vereinsetat, der sich im Wesentlichen aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden zusammensetzt, werden dagegen die „diakonischen Leistungen“ bezahlt. „Das ist im Grunde alles, was nicht zu den Pflegeleistungen zählt – das persönliche Gespräch oder kleine Handreichungen im Haushalt. Damit ermöglichen wir unseren Pflegerinnen einen gewissen Spielraum bei der Betreuung der Menschen“, erklärte Ulrike Löhr. „Und damit unterscheiden wir uns wesentlich von anderen ambulanten Pflegediensten“, betonte Sabine Pankoke. Diese Sonderstellung wurde bei der Jubiläumsfeier auch von katholischen Geistlichen betont. „Das macht uns natürlich schon stolz“, schmunzelte die Pfarrerin.

Auch die Familie wird mit einbezogen
Ein weiterer Aspekt der erfolgreichen Arbeit ist die Überschaubarkeit. „Mit etwa 40 Patientinnen und Patienten sind wir ausgelastet“, sagte Ulrike Löhr. Natürlich sei der Bedarf da, und es gebe auch genügend Anfragen. Aber ein weiteres Wachstum ist zurzeit kein Thema für den Verein. „Dann würden wir Gefahr laufen, das Familiäre zu verlieren, das uns auszeichnet“, stellte Sabine Pankoke fest. Qualität statt Quantität, das ist der Ansatz, den der Familien- und Krankenpflegeverein konsequent verfolgt. So ist es ein Grundsatz, dass ein Patient oder eine Patientin immer von der gleichen Pflegerin betreut wird. Nur bei Krankheit oder Urlaub wird von dieser Regel abgewichen. „Die überschaubare Zahl von Patienten führt auch dazu, dass jede unserer Mitarbeiterinnen eigentlich alle unsere Klienten kennt“, so Ulrike Löhr. Auch das erste Wort im Vereinsnamen kommt bei der Arbeit nicht zu kurz. „Wir verstehen uns nicht nur als Pflegedienst für kranke und ältere Menschen. Auch die Angehörigen, die Familie, beziehen wir mit ein“, erklärte Pankoke. So gebe es regelmäßige Treffen für pflegende Angehörige in den Räumen der Gemeinde, und bei allen Fragen der Familienmitglieder hilft der Verein nach Kräften und Möglichkeiten.

Ehrenamtliche Betreuung von Demenzkranken
Neben den Hauptamtlichen und Teilzeitbeschäftigten engagieren sich aber auch eine ganze Reihe von ehrenamtlichen Helferinnen und und Helfern beim Kranken- und Pflegeverein. „Das ist ein Projekt, bei dem wir vor gut fünf Jahren bei Null angefangen haben: Die Betreuung von Demenzkranken zur Entlastung der pflegenden Angehörigen“, erzählte Ulrike Löhr. Mittlerweile ist der Verein sogar in der Lage, neue Ehrenamtler selbst zu schulen und in einem 30-stündigen Kurs auf die Aufgabe vorzubereiten. „Wir suchen immer noch Menschen, die bereit sind, ehrenamtlich bei uns mitzuarbeiten“, fügte Sabine Pankoke hinzu.

„Was wir machen, ist gut und richtig“
Ehrenamtlich arbeitet auch der Vorstand des knapp 200 Mitglieder starken Familien- und Krankenpflegevereins. Neben Sabine Pankoke und Ulrike Löhr sind das noch die zweite Vorsitzende Hanna Platzmann, Kassiererin Elfriede Röbkes und die Beisitzer Joachim Dost und Sabine Neubert. Unterstützung erhält der Verein von der Gemeinde, die die Büroräume kostenlos zur Verfügung stellt und einen Dienstwagen für die Pflegerinnen bereithält. Ein zweites Fahrzeug wurde jetzt angeschafft, die Kosten teilen sich die Rundschau-Altenhilfe „Die gute Tat“ und der Verein. „Auch die benachbarte Evangelische Kirchengemeinde Erftstadt-Liblar“ hilft uns immer wieder mit Spenden“, betonte Sabine Pankoke. Dennoch gab es in den vergangenen 25 Jahren öfter Momente, in denen es vorne und hinten nicht mehr geklappt und gepasst hat. „Da fragt man sich schon, ob das Ganze noch fortgeführt werden kann“, sinnierte Sabine Pankoke. Es ging aber doch immer weiter: „Weil wir der Überzeugung sind, dass das, was wir machen, gut und richtig ist. Und das erleben wir an der Zufriedenheit unserer Patientinnen und Patienten!“

Wer sich beim Familien- und Krankenpflegeverein Lechenich engagieren möchte oder weitere Informationen benötigt, kann sich unter der Telefonnummer 0 22 35/768 63 mit dem Verein in Verbindung setzen. Hinweise und Informationen gibt es auch auf den Internetseiten www.fkpv.de.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Jörg Fleischer