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Christuskirche Köln feiert Richtfest

Mut zeigt die Evangelische Gemeinde Köln mit ihrem Großprojekt Christuskirche. Und setzt ein Zeichen in einer Zeit, in der Kirchen ihre Standorte eher verkleinern. Gegen diesen Trend stellt sich der über neun Millionen Euro teure Um- und Neubau auf dem Grundstück am Stadtgarten. Bei der Grundsteinlegung im September 2014 jubelten auch die Politiker. „Ein innerstädtisches Leuchtturmprojekt“, nannte der Bezirksbürgermeister Innenstadt, Andreas Hupke, das Vorhaben. Der Rohbau ist nun fertiggestellt. Am 4. Mai wird das Richtfest gefeiert.

Auf eine Predigtstätte des 21. Jahrhunderts mit Strahlkraft ins Wohnviertel freuten sich Stadtsuperintendent Rolf Domning und die beiden Pfarrer Christoph Rollbühler und Mathias Bonhoeffer, als sie die kupferne Zeitkapsel in den Grundstein einlegten. Eingraviert ist der Vers aus dem ersten Korintherbrief: „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christ.“

Charakter eines religiösen Zentrum
Wie eine Richtschnur wirkte die Bibelstelle bei der Planung und den Bauarbeiten der beauftragten Architektenbüros Walter Maier und Klaus Hollenbeck. Denn die Evangelische Gemeinde Köln investiert an dem begehrten Standort nicht nur in einen neuen Sakralbau, sondern zugleich in Wohn- und Gewerberaum. Vorrangig soll sich in der Architektur aber der Charakter eines religiösen Zentrums widerspiegeln.

„Provisorium Christuskirche“ sollte niedergelegt werden
Von dem evangelischen Gotteshaus blieb nur der denkmalgeschützte Turm von 1894 stehen. Die Originalkirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die 1951 errichtete Notkirche wurde im vergangenen Jahr abgerissen. Bereits 1971 hatte das Bezirkspresbyterium von der Gemeinde gefordert, dieses „Provisorium Christuskirche“ niederzulegen. Als das Gremium der Gemeinde 40 Jahre später das Neubauprojekt beschloss, war allen Beteiligten klar, wie ungewöhnlich eine solche Investition in der heutigen Zeit ist.

Zugang künftig über das historische Hauptportal
Das neue Kirchenschiff flankieren zwei fünfgeschossige Gebäuderiegel mit Wohn- und Gewerbeflächen. Beide Flügel sind 17,20 Meter hoch. Der vom Turm aus wellenförmig aufsteigende Sakralbau wird sie um etwa drei Meter überragen an seiner höchsten Stelle. Sichtbar wird in der Architektur zudem die Geschichte der Christuskirche bewahrt. An der Westseite des denkmalgeschützten Turmes zeichnen sich die Giebelansätze der Vorgängerbauten ab. Sie bleiben erhalten. Der obere First ist von 1894, der untere Dachstuhlrand aus den 1950er Jahren. Dazwischen setzen die Baumeister den neuen Giebel an. Der zugemauerte Spitzbogen an derselben Turmseite wird durchbrochen. Die Besucher werden das neue Kirchenschiff auch künftig über das historische Hauptportal betreten, zusätzlich ist ein barrierefreier Zugang über den Seiteneingang möglich. Gemeindepfarrer Christoph Rollbühler wird vom Altar nach Osten blicken auf die Turm-Rosette inmitten der neuen Orgelempore. Durch ein „Himmelsfenster“ wird von oben natürliches Licht in den Kirchenraum fallen. In den Bänken finden 199 Menschen Platz.

Dächer der Gebäudeflügel werden begrünt
Der historische Gewölbekeller unter der Kirche ist gesichert und mit zusätzlichen Pfeilern verstärkt, um die neuen Gebäude zu tragen. Das „Basement“ war in den 1980er Jahren eine Konzert-Hochburg. Showgrößen wie BAP und Annie Lennox traten dort auf. Für die Kirche selbst ist eine bräunliche Stahlfassade vorgesehen. Die Wohn- und Gewerberiegel bekommen einen weißen Putz. Auf ihrem insgesamt 3400 Quadratmeter großen Gelände wird die Gemeinde einen 280 Quadratmeter großen Garten anlegen. Ebenfalls begrünt werden die Dächer der Gebäudeflügel. Einer der Riegel wird den Gemeindesaal beherbergen.

Für die Wohnungen gibt es bereits mehr al 100 Menschen Interessenten
Die Gemeinde wird Eigentümer der 21 Wohnungen zwischen 47 und 145 Quadratmetern sowie der 1.300 Quadratmeter Gewerbefläche bleiben. Sie wird die Einheiten vermieten, um Einnahmen zu erzielen für die Refinanzierung der Investition aus Eigenmitteln und Krediten.„Mitte Juni steht der Zuschnitt der Wohnungen fest, dann können wir die Mietpreise kalkulieren“, sagt Sandra Thomas, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Christuskirche. Bisher hätten sich über 100 Interessenten gemeldet.

Antrag auf Umbenennung zum Dorothee-Sölle-Platz
Zwei Herzenswünsche hat die Gemeinde. Sie hofft, dass der Kirchenneubau rechtzeitig fertig wird, um die Wiedereröffnung am ersten Adventssonntag zu feiern. Es ist das Einweihungsdatum der Originalkirche. Außerdem beantragte die Gemeinde für das Gelände die Adresse Dorothee-Sölle-Platz. Die Benennung nach der bedeutenden evangelischen Theologin stößt auf offene Ohren in der Bezirksvertretung.

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Das Richtfest für die Christuskirche findet am Montag, 4. Mai, 16 Uhr, an der Werderstraße 11 statt.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert