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80 Chorsänger bei „musikalischer Stafette“ im Kirchenkreis Köln-Süd

Bemerkenswert war schon der Anblick, der sich den Konzertbesuchenden in der Erlöserkirche in Köln-Rodenkirchen bot. Eigens für den Anlass hatte man in einer Ecke des Sakralbaus eine ausladende, hohe Tribüne installiert. Auf dieser gruppierten sich eng beieinander rund 80 Chorsängerinnen und -sänger aus acht Kantoreien und Chören im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Süd.

Mehr noch als das Bild beeindruckte die Musik
In Rot, Blau, Gelb, Grün oder Orange leuchtende Schals sorgten für farbige Akzente auf der schwarzen Kleidung der Damen. Die vordere, ebenerdige Zone blieb den vier Solo-Singenden und dem zwanzigköpfigen Barockorchester Concert Royal Köln vorbehalten. Aber noch mehr als dieses (lebende) Bild beeindruckte die Musik. In unterschiedlichem Zusammenspiel brachten die Mitwirkenden vier Werke zu Gehör. Unter der Leitung von Marion Köhler (Kantorin in Brühl), Barbara Bannasch (Kirchenmusikerin in Köln-Zollstock) und Kreiskantorin Barbara Mulack (Kantorin in Rodenkirchen) erklangen Johann Sebastian Bachs Kantate „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“, Barbara Bannaschs „Schöpfungsdiaphonie CIV“ über den (Schöpfungs-)Psalm 104 sowie Marc-Antoine Charpentiers „Te Deum“. Außerdem Louis-Nicolas Clérambaults „Suite du Deuxième Ton“ mit Marc Jaquet, Kantor an der Reformationskirche in Marienburg und Leiter des Chores der Evangelischen Kirchengemeinde Sürth-Weiß, an der Orgel.

Zwei Aufführungen zum Abschluss
Tags zuvor hatte man in (fast) derselben Besetzung das mit „Schöpferlob“ betitelte Konzert in der Brühler Christuskirche aufgeführt. Schöpferlob – dieses Thema bestimmte das gesamte Programm der vergangenen Juni-Woche, in der die „Musikalische Stafette“ durch 38 Kirchenkreise der Evangelischen Kirche im Rheinland im Kirchenkreis Köln-Süd gastierte. Seinen Abschluss fand es mit den beiden Aufführungen in zwei verschiedenen Regionen des Kirchenkreises.

Reger Austausch und harmonisches Miteinander
Die „fulminanten Konzerte“, wie Mulack formulierte, führten wesentlich die Evangelische Kantorei Brühl, die Liblarer Kantorei, die Kantoreien Frechen, Rodenkirchen und Sürth, den Kirchenchor Sindorf, die Matthäuskantorei Hürth und den Melanchthon-Gospelchor in Köln-Zollstock zusammen. Insgesamt rund 350 Besuchende erlebten – noch mal Mulack – „zwei sehr schöne, 'runde' Aufführungen. Es wurde auf hohem Niveau musiziert.“ Dafür habe schon die Qualität der Interpreten gebürgt. Am meisten gefreut hat sich die Kreiskantorin darüber, dass das Konzertprojekt „auf den Punkt gelungen ist“. Imponiert habe ihr die gute Organisation der Gesamtgruppe. Dass nach der Einstudierung der Werke in den einzelnen Chören bei den vier zusammenführenden Proben ein Austausch und ein harmonisches Miteinander zu spüren gewesen sei. „Das hat sich wunderbar gefügt. Es ist schön, wie das zusammengewachsen ist. Es herrschte eine gelassene Atmosphäre, in der alle geschaut haben, dass gute Musik entsteht.“

Seiger: "Musik ist eine Sprache des Glaubens"
Im seinem Grußwort zum Chor- und Orchesterkonzert äußerte Superintendent Dr. Bernhard Seiger seine Freude darüber, „dass Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinaus Neues möglich macht“. Grundsätzlich stellte er fest: „Kirchenmusik ist im Leben der Kirche und unserer Gemeinden eine tragende Säule. Musik ist eine Sprache des Glaubens.“ Der Kirchenkreis Köln-Süd habe das Konzertprojekt mit erheblichen Mitteln gefördert. Der Kreis „unterstreicht damit den hohen Stellenwert der Kirchenmusik als Kulturgut in unserem Bereich.“ Weitere Mittel steuerte der Evangelischen Kirchenverband Köln und Region bei.

"Himmel, Erde, Luft und Meer"
An der Zusammenstellung des Stafetten-Programms für den Kirchenkreis Köln-Süd haben sich laut Mulack alle Mitglieder des Kirchenmusikerkonvents Köln-Süd beteiligt. „Das ging relativ flott.“ Dabei habe man sich auch am Projekt „366 + 1, Kirche klingt 2012“ orientiert. Es wird veranstaltet vom Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland und Musikern der Landeskirchen zum Jahresthema „Reformation und Musik“ der Lutherdekade. In diesem Projekt fungieren Leit-Lieder „aus dem Schatz des Liedgutes der Reformation“ als Bindeglieder, als „klingende Überschriften für je eine Woche“. Das „seiner“ Stafetten-Woche zugeordnete Lied beziehungsweise dessen Thematik diente dem Kirchenmusikerkonvent Köln-Süd als roter Programm-Faden. Es handelt sich um Joachim Neanders in seinem Todesjahr 1680 verfasste Dichtung „Himmel, Erde, Luft und Meer“.

Fokus lag tatsächlich auf dem Gesang
Entsprechend verständigten sich die Kirchenmusiker auf Angebote rund um die Motive "Natur" und "Schöpfung". Und legten vor dem Hintergrund der landeskirchlichen Aktion „S!NGEN. Jede Stimme zählt“ den Fokus tatsächlich auf das Singen. „Wir haben das breit aufgefasst“, sagt Mulack. Die gesetzten drei Akzente belegen das. Man hatte sich eine spontane, „gegen den Strich gebürstete“ Singe-Aktion einfallen lassen. Zweitens Singe-Gottesdienste mit verschiedenen Ensembles organisiert. Schließlich „ein großes Konzert mit zwei Aufführungen, für das wir viele Chöre unter dem die ganze Woche prägenden Thema zusammengebunden haben“, so Mulack.

Kunden in der Einkaufspassage überrascht
Ein fünfminütiger musikalischer Flashmob in einem Brühler Fachmarktzentrum bildete also den Auftakt. Mitglieder der Kantorei sowie des Kinder- und Jugendchores der Evangelischen Kirchengemeinde Brühl, der Kantorei der Evangelischern Kirchengemeinde Lechenich, des „Voices of joy“, einem Chor für „Gospelmusic and more“ an der Erlöserkirche in Rodenkirchen, sowie des Melanchthon-Gospelchores in Zollstock überraschten Kunden der Einkaufspassage mit einem Rhythmical der Zollstocker Kirchenmusikern Barbara Banasch sowie John Rutters „Look at the world“, ein Lobpreis auf die Schöpfung. „Den Sängerinnen und Sängern hat es viel Freude bereitet“, fasst Mulack die Reaktion zusammen. Einige seien von Ohrenzeugen angesprochen worden, die etwas über den Anlass und Inhalt der Aktion erfahren wollten.

Wird fortgeführt: „S!NGEN. Jede Stimme zählt“
Die Singe-Gottesdienste, in denen zumeist ausgehend vom Lied „Himmel, Erde, Luft und Meer“ Stücke rund um das Thema „Natur und Schöpfung“ gesungen wurden, fanden in sieben Gemeinden statt: in Bayenthal, Brühl, Liblar, Frechen, Hürth, Rodenkirchen und Zollstock. „Es war oft so, dass Gemeindechöre die Lieder angesungen haben. Mit diesem Angebot wollten wir zum Singen einladen, den Spaß am Singen vermitteln“, spricht die Kreiskantorin von einem Erfolg. Einige Gemeinden im Kirchenkreis hätten in Ergänzung des Stafetten-Programms „Offene Singen“ eingeschoben, berichtet Mulack. Und sie geht davon aus, dass im Laufe des Jahres in einzelnen Gemeinden die Initiative „S!NGEN. Jede Stimme zählt“ fortgeführt wird.

Im Herbst: Musikalisches Wochenende für Kinder
Im Herbst 2013, blickt Mulack voraus, plant der Kirchenmusikerkonvent Köln-Süd in Kooperation mit Jugendmitarbeitenden in Gemeinden ein musikalisches Wochenende für Jugendliche anzubieten. Zwar gebe es in Gemeinden des Kirchenkreises Köln-Süd Kinderchöre sowie Ensembles, die in den Jugendbereich hineingingen. Gleichwohl hält Mulack es mit Blick auf die Nachwuchsarbeit für geboten, speziell auch diese Altersgruppe anzusprechen, musikalisch anzuregen und „Appetit zu machen“. Dafür eigneten sich Ein- oder Zwei-Tages-Angebote sehr gut.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich