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70.000 Bücher der Evangelischen Bibliothek Köln gehen in einer Schenkung an die Universität zu Köln

Am 22. Juli 2004 wurde in einem feierlichen Akt im Alten Senatssaal der Universität zu Köln nach einer Begrüßung durch Rektor Professor Tassilo Küpper der Bestand der Evangelischen Bibliothek Köln im Evangelischen Stadtkirchenverband Köln an die Universitäts- und Stadtbibliothek in einer Schenkung übergeben. 70.000 Bände umfasst die Sammlung, die Protestanten in 147 Jahren gekauft, gesammelt und gepflegt haben. Der Stadtsuperintendent des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln, Ernst Fey, beschönigte den für Protestanten schmerzlichen Vorgang dabei nicht: „Ich will an dieser Stelle deutlich sagen, dass es letztlich wirtschaftliche Gründe sind, die uns zu der Schenkung veranlasst haben“, sagte er. Trotzdem: Dass die Bücher der Evangelischen Bibliothek nun am Albertus-Magnus-Platz zu finden sein werden, ist auch aus protestantischer Sicht ein Glücksfall: Der Bestand wird nicht zerschlagen, die Literatur steht wie bisher jedem interessierten Menschen offen, wie der Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek, Professor Dr. Wolfgang Schmitz, betonte: „natürlich nicht nur für Wissenschaftler und Studierende, sondern auch im Sinne der Stifter und unseres Hauses für alle Kölner Bürger und darüber hinaus.“

Die „Partnerschaftlichkeit“ dieser Lösung lag auch Frau Dr. Isolde Dumke, der bisherigen Leiterin der Evangelischen Bibliothek am Herzen, sie sieht darin die „enorme Chance indirekter Weiterarbeit“ und das „obendrein noch am historisch angestammten Platz“, in Köln. Dumke wird den Übergang noch „längere Zeit betreuen“, wie Prof. Schmitz sagte, später wird Dr. Christian Klinger als Fachreferent für Theologie die Sammlung übernehmen und weiterführen.

„Großherzige Schenkung“
Für Schmitz ist dieser größte Bestandszuwachs für die Universitätsbibliothek seit 1885 ein seltener Glücksfall, ein Ereignis, das sich „deutlich aus dem gleichmäßigen Fluss der Entwicklung“ abhebt. Denn da es an der Universität zu Köln – trotz mancher Bemühungen – niemals zur Gründung einer theologischen Fakultät kam, sei dort der Theologische Bestand „bis heute bescheiden“. Die Übergabe der Evangelischen Bibliothek sei darum „ein reicher, ein sehr reicher Bestandszuwachs ohne eine große Überschneidung.“ Für Schmitz war aber auch klar: „Sie haben sich nicht leichten Herzens von Ihrer Bibliothek getrennt“ konstatierte er an die Adresse der Protestanten und fuhr fort: „Sie sollen aber wissen, dass sie in gute, sprich fachmännische und respektvolle Hände gerät. Wir wissen, was wir bekommen, wir wissen es zu schätzen und wollen es in Ihrem Sinne weiterführen und weiterentwickeln.“ Sein Fazit: „Wir registrieren diese großherzige und auch in den Rahmenbedingungen großzügige Schenkung mit großer Dankbarkeit.“

Zur Geschichte der Evangelischen Bibliothek Köln (EBK)
Seit 1979 wurde die EBK von Frau Dr. Isolde Dumke geleitet. Zum Abschied beschrieb sie noch einmal die Schwerpunkte der Bibliothek im Evangelischen Stadtkirchenverband Köln: „Mit ihren zuletzt rund 70.000 Bänden erfüllte die EBK als öffentliche, wissenschaftliche Spezialbibliothek für evangelische Theologie und Randgebiete mit einer Sondersammlung zur Rheinischen Geschichte und Kirchengeschichte drei Hauptaufgaben:
1. Sie war „Fachbereichsbibliothek“ für wissenschaftlich Arbeitende
2. Sie hielt ein Literaturangebot für Gemeindepraxis und Religionsunterricht bereit
3. Ebenso für allgemeine kirchliche Bildungsarbeit, politisch-ethische Meinungsbildungsprozesse (feministische Theologie, Gentechnologie, Sterbehilfe) und zur protestantischen Profilierung im bilateralen ökumenischen wie multilateralen interrelogiösen Dialog.
Entsprechend breit gefächert reichte das Nutzungsspektrum vom Hochschulangehörigen über den „Gemeindeaktivisten“ bis hin zum „Normalbürger“; in der Regel blieb es allerdings eher kirchenintern orientiert.
Die Arbeit der EKB beschränkte sich nicht nur auf das Einzugsgebiet ihres Trägers, sondern war global; einmal natürlich durch nationale und internationale Fernleihe, prägend jedoch ab 1980 durch intensives Engagement im nationalen und internationalen Kirchenbibliotheksverband.“

Text: Al-Mana
Foto(s): schulzki