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20 Jahre Bachkantaten-Gottesdienste an der Antoniterkirche

Im Jahr 1985 gab es für die internationale Musikwelt einen besonderen Grund zu feiern: rund um den Globus gedachte man mit zahlreichen Konzerte und Veranstaltungen sowie neuen Noteneditionen und CD-Einspielungen des 300. Geburtstages von Johann Sebastian Bach, dem vielleicht größten Genie der Musikgeschichte überhaupt. Dass Bach, der die längste Zeit seiner musikalischen Tätigkeit als Kantor an der evangelischen Thomaskirche zu Leipzig verbracht hat, zu seinen Lebzeiten eher weniger geschätzt und lediglich bekannt, nicht aber berühmt war, ist heute nicht mehr verständlich und war bei den Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag kaum zu spüren.

Auch die Evangelische Kirche in Köln nahm das historische Datum zum Anlass, eine neue musikalische Reihe ins Leben zu rufen, die jetzt, im Jahr 2005, ihrerseits ein Jubiläum feiern kann. Unter der musikalischen Verantwortung des damaligen Kantors der Antoniterkirche Karl Achilles wurde 1985 die Tradition der Kantatengottesdienste ins Leben gerufen. Unter Beteiligung fast aller Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker im Evangelischen Stadtkirchenverband Köln wurde in der Antoniterkirche jede Woche die Kantate aufgeführt, die der berühmte Thomaskantor mehr als 200 Jahre zuvor für den entsprechenden Sonntagsgottesdienst in der Thomaskirche komponiert hatte.

Während die meisten Jubiläumsaktivitäten aus dem Jahr 1985 längst vergessen sind, haben die Evangelischen Christen in Köln diese Tradition bis heute fortgesetzt. Zwar finden die Kantatengottesdienste nicht mehr jede Woche statt, aber immerhin sind Bachs geistliche Werke an jedem ersten Sonntag eines Monats abends ab 18 Uhr in der Antoniterkirche zu hören. Mittlerweile liegt die künstlerische und organisatorische Verantwortung bei Johannes Quack, der als Kantor an der Antoniterkirche auch für übergemeindliche musikalische Fragen zuständig ist. Nach wie vor beteiligen sich verschiedene Chöre, Ensembles und Solisten aus Köln an der musikalischen Gestaltung der Kantatengottesdienste und präsentieren die großartigen Werke Bachs in dem Kontext, für den sie damals auch geschrieben wurden. Es bleibt zu hoffen, dass dieses übergemeindliche Projekt auch in Zeiten leerer Kassen fortgeführt werden kann und die dringend benötigten Gelder, die der Evangelische Stadtkirchenverband Köln und andere Geldgeber hierfür bislang aufbringen, auch in Zukunft bereitgestellt werden können.

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler