You are currently viewing „Wir tanzen wieder“ heißt es für Senioren in Dünnwald und Höhenhaus

„Wir tanzen wieder“ heißt es für Senioren in Dünnwald und Höhenhaus

Wer sich von Hans-Georg Stallnig nicht zum Mitmachen motivieren lässt, der dürfte ein hoffnungsloser Fall sein. „Dieses Stück stammt aus meinem Geburtsjahr“ ruft er den knapp 20 versammelten Senioren zu, als Glenn Miller-Sound aus den Boxen swingt.

Aber einen langsamen Walzer hat der Mitinhaber der Tanzschule StallnigNierhaus in Bayenthal auch mitgebracht, außerdem die Bläck Fööss, „New York, New York“ und sogar „Get Lucky“, den großen Dancefloor-Hit des vergangenen Jahres. Stallnig tanzt vor, klatscht zum Rhythmus, fordert immer wieder einzelne ältere Herrschaften auf – und zwischen den Stücken heißt es jedes Mal: „kuscheln“.

Das Leben lebenswert machen
Okay, das ist nicht jedermanns Sache, und wer nicht will, muss auch nicht. Aber nach kurzer Zeit ist die Stimmung schon sehr gelöst, die Seniorinnen und Senioren lächeln und haben nun in der Pause, bei Kaffee und Kuchen, reichlich Gesprächsstoff. Auch Guido Stephan, Geschäftsführer der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, ist zur Info-Veranstaltung mit Praxiseinlage in den Gemeinschaftraum der ASG-Wohnanlage im Höhenhauser Dreisamweg gekommen und hat mitgetanzt. „Das ist genau das, was wir brauchen“, lobt er das Projekt „Wir tanzen wieder“, das an diesem Tag vorgestellt wird, „solche Angebote machen das Leben lebenswert, und sie beugen der Einsamkeit vor.“

Ab Frühjahr regelmäßig in Höhenhaus
Außerdem fördert „Wir tanzen wieder“ die Freude an der Bewegung und weckt bei älteren Menschen, auch bei jenen, die unter Demenz-Symptomen leiden, wohltuende Erinnerungen an die Jugend. Ab Frühjahr soll „Wir tanzen wieder“ regelmäßig nachmittags von 14.30 Uhr bis 16 Uhr in dem Gemeinschaftsraum am Dreisamweg stattfinden, das genaue Datum steht noch nicht fest. Guido Stephan kann sich aber über „eine echte ökumenische Zusammenarbeit“ freuen. Denn initiiert wurde das Projekt vom Diplom-Sozialarbeiter und Betriebswirt Stefan Kleinstück, Leiter des Service-Zentrums für Demenzkranke Pia Causa Köln GmbH, einer Tochter der katholischen Alexianer GmbH.

Senioren kommen in Kontakt
Kleinstück ist begeisterter Hobby-Tänzer und lädt bereits seit 2007 Seniorinnen und Senioren zu Tanznachmittagen ein – meist in die Räumlichkeiten von Tanzschulen, die er als Kooperationspartner gewonnen hat. Und das überregional: Außer in Bayenthal findet „Wir tanzen wieder“ etwa in Bonn, Celle, Lemgo und sogar in Hamburg statt. „Aber hier in Höhenhaus arbeiten wir zum ersten Mal mit einem Unternehmen der Wohnungswirtschaft zusammen, das ist toll“, erzählt er. Ein großer Vorteil sei, dass im Gemeinschaftsraum jederzeit andere Höhenhauser dazustoßen können, die Senioren der Wohnanlage kommen in Kontakt mit ihrer Umgebung – und umgekehrt.

2016 ein großer Frühlingsball?
„Das Projekt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen der Aktion ’Lokale Allianz für Menschen mit Demenz’ gefördert“, so Kleinstück, „aber es ist nicht hauptsächlich für Demenzkranke gedacht. Hier kann jeder mitmachen – natürlich sind auch Menschen mit Demenz immer willkommen.“ Zunächst ist das Projekt in Höhenhaus bis August 2016 angesetzt, die Teilnahme an den Veranstaltungen wird jeweils 5 Euro pro Person kosten. „Und dann habe ich einen Traum: 2016 würde ich gern einen großen Frühlingsball mit Ihnen feiern, so wie früher, dann können Sie zeigen, was Sie gelernt haben“, sagt Stefan Kleinstück den Senioren noch.

Erfahrungen sammeln und weitere Angebote machen
Neben dem Dreisamweg in Höhenhaus soll „Wir tanzen wieder“ auch in der ASG-Anlage in Dünnwald angeboten werden. „Wir möchten dazu auch Multiplikatoren-Seminare durchführen, bei denen professionelle Mitarbeiter der Altenhilfe, aber auch Ehrenamtler für das Thema sensibilisiert werden“, erzählt Ulrike Nieder, zuständig für die Seniorenberatung der ASG. Und Guido Stephan denkt schon wieder weiter: „Wir haben ja noch andere Wohnanlagen, die speziell für ältere Menschen gedacht sind, allein im Rechtsrheinischen sind es etwa 300 Wohnungen. Wir werden zunächst Erfahrungen sammeln und können die Tanznachmittage später auch an anderen Standorten anbieten.“

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans