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„Wie sprechend können Hände sein!“ – der 17. Frauentag des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd in Michaelshoven stellte das unter Beweis

„Wie sprechend können Hände sein! Was steckt alles drin im Symbol Hand?“ begrüßte die Frechener Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul rund 70 Gäste und 20 Mitwirkende auf dem 17. Frauentag im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Süd. Trotz Neuschnee und Eisglätte hatten sie sich auch aus Gemeinden im südlichen Rhein-Erft-Kreis aufgemacht in das Berufsförderungswerk der Diakonie Michaelshoven im Kölner Stadtteil Rodenkirchen. Das Tagesthema „Hände bewegen“ klinge zwar unscheinbar, unspektakulär, stellte Koch-Torjuul voran. „Dass Hände sich bewegen oder dass wir mit ihnen etwas bewegen“, klinge doch fast nebensächlich. Aber es lohne sich, aufs Detail zu schauen, machte die Leiterin des Frauentag-Vorbereitungsteams neugierig: „Wie wichtig sind die Hände für uns!“

Bewegende Einstimmung durch „getanzte Seligpreisung“
Bevor sich die Teilnehmerinnen, neben Stammbesucherinnen auch „neue“ Gesichter, in sechs Arbeitsgruppen ganz verschiedenen Aspekten des Themas widmeten, erfuhren sie eine im wörtlichen wie übertragenen Sinn bewegende Einstimmung. Der Bonner Arbeitskreis Biblischer Tanz unter Leitung von Marlene Lautze interpretierte die Seligpreisungen nach Matthäus. Es geht dabei um einen Prozess: Entwickelt wurde – beziehungsweise wird – das Stück „Selig seid ihr“ im Hinblick auf den Ökumenischen Kirchentag in München. Dort soll es als eine Form der Verkündigung mit dem Körper, der Bewegung, der Gebärde in Gottesdiensten integriert werden. In der Aula des Berufsförderungswerkes waren die Besucherinnen augenscheinlich sehr angetan von der „getanzten Seligpreisung“. Dabei wechselte die abschnittweise Lesung der sparsam um heutige Begrifflichkeiten ergänzten Seligpreisungen mit szenischer Gestaltung. Mit unterschiedlich dargestellten Bildern, in denen zwar einzelne Paare Betonungen setzten, aber stets die Einheit der Gruppe im Zentrum stand und deren Zusammenspiel eine große Wirkung entfaltete.

Was Hände alles (bewegen) können
So überraschte es nicht, dass der anschließend von Lautze angebotene Tanz-Workshop zu den Seligpreisungen großen Zulauf erfuhr. Dass Berührungen das Leben verändern können, vertiefte Dr. Juliane Arnold, Leiterin der Evangelischen Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in ihrem psychologischen Angebot „Was berührt, was bewegt mich“. Dagmar Schwirschke, Pfarrerin der Evangelischen Gehörlosengemeinde Köln-Bonn-Leverkusen, führte in das Reden mit Händen ein. Sie erläuterte Ausdrucksformen der Gebärdensprache und informierte über ihre Arbeit und das Leben in der Gemeinde. Anderen Teilnehmerinnen brachte Kirchenmusikerin Barbara Bannasch das Trommel- und Percussionspiel nahe. Eine der frühesten Arten, mit seinen Händen, seinem Körper Klänge zu erzeugen und Musik zu machen.

Glaube und Verkündigung
Frauentage bieten aber nicht nur inspirierendes, unterhaltendes Kulturprogramm – zentral stehen immer auch Glaube und Verkündigung im Mittelpunkt. Das verdeutlichte die von Pfarrerin im Ruhestand Hannelore Häusler – der ehemaligen Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Süd – moderierte Bibelarbeit, die sich mit „Meine Zeit steht in deinen Händen“ dem Psalm 31 widmete. Das wurde auch deutlich in der Arbeitsgruppe „Segnende Hände“. Sie beschäftigte sich unter Magdalena Ottos Leitung mit Segenserfahrung in der Bibel, mit heute denkbaren und bereits in neuen Gottesdienstformen praktizierten Möglichkeiten von Segnung und Salbung. Insgesamt bildete das Wort Gottes mit dem Eingangsimpuls, den getanzten Seligpreisungen, und der abschließenden Vesper auch beim diesjährigen Frauentag des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd die Klammer. Die Kollekte der Vesper kommt „Ärzte ohne Grenzen“ zugute, dort speziell Projekten, die sich für Mädchen und Frauen als Opfer sexualisierter Gewalt im Ost-Kongo einsetzen.

Motivation, ein Instrument zu lernen
„Knapp ein Drittel der angemeldeten Frauen und auch eine Referentin haben wegen der Witterung auf eine Teilnahme verzichten müssen“, zeigte sich Koch-Torjuul trotzdem zufrieden mit dem Verlauf. „Die Anwesenden haben den Tag für sich genutzt, die Möglichkeiten der Begegnung und des Auftankens genossen.“ Der Frauentag sei stets auch ein Umschlagplatz von Ideen und Themen, unterstrich die Pfarrerin. „Kontakte entstehen. Die Frauen erhalten thematische Anregungen, von denen auch Gruppen in einzelnen Gemeinden profitieren und aus denen immer wieder kleine Kooperationen wachsen.“ Schließlich kenne sie einzelne Frauen, die sich durch die Workshops motivieren ließen, etwa ernsthaft ein Instrument zu erlernen.

„Ein Stück gelebte Kirche“
Ein großer Wunsch Koch-Torjuuls lautet: Nachwuchs im Vorbereitungsteam des Frauentages. Überdies „träumt“ sie von neuen, zeitgemäßen Foren, in denen Menschen ihre Ideen und Themen aufgreifen und geistliche Orte kreieren. „Auch wenn wir nun schon viele Frauentage durchgeführt haben: Das Entscheidende ist nicht die Tradition, sondern dass die Leute ihre Idee von Austausch und Begegnung publik machen, und daran engagiert mitarbeiten.“ Die Tatsache, dass der Frauentag weiterhin existiere und angenommen werde, dass er trotz zahlreicher konkurrierender Freizeitangebote großen Zuspruch finde, zeigt Koch-Torjuul dessen große Berechtigung. „Unser Frauentag ist ein Stück gelebte Kirche, er ist für einen Tag Gemeinde.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich