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Von „Wüstenzeit“ und Zeitreisen: Die „offizielle“ Dokumentation des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Köln ist jetzt als Buch erschienen

Es passt hervorragend zum Evangelischen Gesangbuch ins Bücherregal. Roter Hardcover-Einband und ein Rücken mit goldener Schrift auf schwarzem Untergrund. Das Buch, um das es hier geht, ist aber kein Gesangbuch, sondern die erst vor kurzem erschienene Dokumentation des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Köln 2007 (DEKT). Stolze 734 Seiten stark, mit einer angehängten CD und acht Seiten Inhaltsverzeichnis am Ende des dicken Schinkens. Macht nicht sofort Lust aufs Lesen. Man kann aber stöbern!


Es brodelt in der Bevölkerung
Zum Beispiel verschiedene Seiten aus der Bibelarbeit während des DEKT aufschlagen und an Textpassagen hängen bleiben, die das Interesse wecken: „Hier in Köln wird derzeit mächtig über eine Moschee gestritten. Nicht, dass es nicht schon viele Moscheen gäbe – aber die liegen in Hinterhöfen, in alten Lagerhallen und Fabrikräumen. Aber nun soll auf einem dieser hässlichen Hinterhöfe ein architektonisches Meisterwerk entstehen: hell und transparent – entworfen übrigens von einem katholischen Architekten. Und plötzlich ist die Stadt in Aufruhr. Noch unterstützen die Spitzen der demokratischen Parteien den Plan ebenso wie viele katholische und evangelische Kirchenführer – aber wer die Leserbriefseiten der Lokalpresse liest, der spürt: Es brodelt in der Bevölkerung, auch und gerade in vielen Kirchengemeinden.“ Worum geht es? Um Paulus. Und um den WDR-Journalisten Arnd Henze, der auf dem Kirchentag gesagt hat: „Nehmen wir für einen Moment an, Paulus wäre immer noch auf seiner unermüdlichen Reise und käme im Jahr 2007 durch Deutschland.“ Henze lässt Paulus Presbyteriumssitzungen besuchen, Gläubige im Gottesdienst beobachten, die in den hinteren Reihen im Gottesdienst sitzen, weit entfernt vom Altar – und er lässt ihn nach Köln reisen.

Wüstenzeit ist eine Zeit der Stille
Der Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Thierse hat sich während des DEKT 2007 an die Versuchungsgeschichte Jesu‘ begeben, so wie sie im Matthäus-Evangelium steht. Dabei gesteht er, dass dieser Text nicht ganz ungefährlich für einen sei, der zugleich Christenmensch und Politiker zu sein versuche. Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann hat beim Kirchentag über jene Zeit gesprochen, die Jesus in der Wüste verbracht hat: „Wüstenzeit ist Zeit der Stille und Möglichkeit zum Hören auf die eigene Stimme tief drinnen, die sonst leicht überhört wird“. Kardinal Joachim Meisner hat sich der Prophetie angenommen: „Dann sind da die Propheten der Naturwissenschaften, der Forschung und insbesondere die der Industrie, die uns weismachen wollen, alles Machbare sei auch erlaubt“. Und die Bibelarbeit von Erzbischof Desmond M. Tutu kann sogar in Englisch nachgelesen werden (ebenso wie andere Vorträge).

Reden von annähernd 200 Autoren dokumentiert
Das Buch enthält neben Statements, Eröffnungsgottesdiensten und Grußworten auch zahlreiche Texte und Vorträge aus den Themenbereichen „Mensch“, „Gemeinschaft“ und „Welt“. Und dann gibt es noch den 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Zahlen. Sehr interessant! Wie viele der am DEKT Teilnehmenden waren beispielsweise behindert? Wie viele Bläser- und Choralchöre haben den DEKT mitgestaltet? Wie viele ausländischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nach Köln gekommen? Wie viele Katholiken waren unter den Dauerteilnehmern? Wie viele Portionen Frühstück wurden in den Gemeinschaftsquartieren ausgegeben? Dokumentiert wird auch das Umweltmanagement des Kölner Kirchentags.
Annähernd 200 Autoren von A wie Agnes Abuom bis Z wie Andreas Zumach sind in dem Werk vertreten. Man kann es sicher nicht an einem Stück lesen, aber immer wieder einen kleinen Abschnitt zu einem ausgewählten Thema oder von einem Lieblings-Autor oder einer Lieblings-Autorin.

Das Produkt:
„Deutscher Evangelischer Kirchentag Köln 2007 – Dokumente“ wurde herausgegeben von Silke Lechner und Christoph Urban. Es ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen und kostet 99 Euro.

Text: Knapic
Foto(s): Rahmann