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Telefonseelsorge – bundesweite Kampagne gegen Missbrauch

Die Telefonseelsorge geht in die Offensive und hat die bundesweite Kampagne „Du stehst auf der Leitung“ gestartet. Pfarrerin Gabriele Koye, Leiterin der evangelischen Telefonseelsorge Köln, und Annelie Bracke, Chefin des katholischen Pendants, berichteten über das Hauptproblem, das die Mitarbeitenden in den Einrichtungen stark belastet: Scherzanrufe. Seit 1997 ist der Anruf bei der Telefonseelsorge kostenlos. Im vergangenen Jahr haben sich dort bundesweit 2,2 Millionen Menschen telefonisch gemeldet, in 1,5 Millionen Fällen kam es zu einem ernsthaften Gespräch. Rund 700 000 mal wurde die Telefonseelsorge von Menschen unter 20 Jahren angerufen – 400 000 Anrufe waren bundesweit Scherzanrufe von Kindern und Jugendlichen. In tausenden anderen Kontakten geht es um jugendliche Themen und Konflikte bishin zu schwersten psychischen oder/und sozialen Krisen.


„In Köln ist die Quote ähnlich. Die evangelische Telefonseelsorge wurde im vergangenen Jahr 24 000 Mal angerufen, 22 000 Mal die katholische. Auch wir verzeichnen etwa ein Drittel sogenannter Scherzanrufe“, erklärt Gabriele Koye. Sie berichtet von Fällen, in denen Jugendliche in Cliquen abends zwei oder drei Stunden lang im Minutentakt anrufen, nur um sich die Langeweile zu vertreiben. Bisweilen gebe es regelrechte Wettbewerbe, welcher Jugendliche es am längsten schafft, die Mitarbeitenden der Telefonseelsorge am längsten glauben zu machen, es handele sich um einen ernsthaften Anruf. „Das belastet unsere ehrenamtlichen Mitarbeitenden enorm“, berichtet Koye. „Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben deswegen bereits aufgehört.“


„Wir wollen mit dieser Kampagne an das Verantwortungsgefühl der Jugendlichen appellieren“, fährt Koye fort. Es müsse klar werden, dass es sich bei der Nummer der Telefonseelsorge um eine „echte Notrufnummer“ handele. Koye verwies auf zahlreiche Telefonate mit suizidalem Hintergrund. Es dürfe nicht sein, dass die Hilfesuchenden auf ein Besetztzeichen stoßen, weil Jugendliche sich einen Spaß erlaubten.


Die Kampagne wurde entwickelt von Aachener Studenten des Studiengangs Kommunikationsdesign. Sie haben einen Satz Postkarten kreiert, der das Motto der Kampagne in den Mittelpunkt stellt, einen Radiospot und zwei Computerspiele, die die Jugendlichen unter der Internet-Adresse www.telefonseelsorge.de herunterladen können.

Text: Rahmann
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