„Hier im Herrenhaus des Worringer Fronhofs wurde am 2. August 1906 Josef Marxen als viertes Kind des Gutsverwalterpaares Maria und Nikolaus Marxen geboren. Wenige Tage später empfing er in St. Pankratius die Taufe. In Worringen verbrachte er seine ersten vier Lebensjahre“, erzählte Dr. Cäcilia Giebermann bei der feierlichen Enthüllung einer Gedenktafel im Eingangsbereich des Fronhofes, die an ihren Großonkel erinnern soll. Pfarrer Josef Marxen wurde am 16. November 1946 von Kommunisten in Albanien erschossen und 2016 zusammen mit weiteren 37 Märtyrern in Scutari (Albanien) seliggesprochen.
Pfarrer für Menschen aller Religionsgemeinschaften
„Hier hat Onkel Josef seine ersten Schritte gemacht und seine ersten Worte gesprochen“ erinnerte seine Großnichte, die sich seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte des Seliggesprochenen beschäftigt. Der ließ sich nach seiner Priesterweihe in München 1936 als Missionar nach Albanien senden, wo er als Pfarrer einer kleinen Dorfgemeinde – zunächst in den Bergen, dann an der Küste – wirkte. Mit der Machtergreifung der kommunistischen Partei begann nicht nur für die katholische Bevölkerung, die damals etwa 10 % der albanischen Gesamtbevölkerung betrug, sondern für alle Religionsgemeinschaften eine Zeit der Unterdrückung und Verfolgung.
Als die Kommunisten begannen, Priester und Ordensleute zu ermorden, bekam Marxen die Möglichkeit, zurück nach Deutschland zu gehen. Er blieb aber bei seiner Gemeinde und setzte sich für die Menschen ein, die in seinen Pfarrgebieten lebten, ob sie nun Katholiken, Orthodoxe oder Muslime waren. „Diese Kirche (er meinte die katholische Kirche) ist ein Haus Gottes. Wer hereinkommen will, der komme herein“, zitierte ihn Giebermann. Während vieler Reisen nach Albanien, bei denen sie die Möglichkeit hatte, mit Zeitzeugen ihres Großonkels zu sprechen, erfuhr sie, dass die Menschen noch heute von ihrem ‚Dom Zef‘ sprechen, der lieber bei ihnen blieb, als die Möglichkeit zu nutzen, das Land Albanien zu verlassen.
Antoniter Siedlungsgesellschaft trägt dazu bei, Erinnerung wach zu halten
„Dass eine so bedeutungsvolle Person hier in ‚unserem‘ Fronhof geboren wurde, ist etwas ganz Besonderes, und ich freue mich, dass wir mit dieser Tafel an Josef Marxen erinnern können“, begrüßte der Geschäftsführer der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, Guido Stephan, die Gäste aus der Familie, der katholischen Kirchengemeinde St. Pankratius und dem Heimatarchiv Worringen, die zur Enthüllung und Segnung der Tafel gekommen waren. Er freute sich, dass die ASG als Besitzerin der Wohnanlage dazu beitragen kann, dass neben der Kirchengemeinde und dem Heimatarchiv Worringens die Erinnerung an diese besondere Persönlichkeit wachgehalten wird.
Vorbild für Ökumene
„Josef Marxen ist uns ein Vorbild, wenn es um Ökumene geht – und deshalb kann ich heute auch im Namen von Pfarrer Volker Hofmann-Hanke von der Evangelischen Hoffnungsgemeinde in Worringen, der leider verhindert ist, die Segnung der Plakette vornehmen,“ leitete der Pfarrer der katholischen St. Pankratius-Gemeinde, Thomas Wolff, die Segnung der Tafel ein. „Es ist mir wichtig, deutlich zu machen: Segnung hat nichts mit Zauberei und Magie zu tun. Segnung ist ein kleines Zeichen, dafür dass wir uns buchstäblich berühren lassen von Gott selber.“
Mit der Segnung bringe man zum Ausdruck, dass Gott sich uns immer wieder zeigt, z.B. in der Erinnerung an Josef Marxen, der als Kind sehr wahrscheinlich auf dieser Treppe vor dem Herrenhaus mit seinen Geschwistern gespielt hat, ergänzte er. „Die Plakette soll uns daran erinnern, dass er als Märtyrer in Albanien starb und Verbundenheit mit Familie Marxen zum Ausdruck bringen.“ Die Kirchengemeinde St. Pankratius feiert im Gedenken an den Todestag des Seligen Pfarrer Marxen jährlich ein Hochamt am Sonntag um den 16. November.
Foto(s): Susanne Hermanns