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Stehen die Klienten der Schuldnerberatung jetzt schon vor den WM-Stadien? Die Schuldnerberatung des Amts für Diakonie Köln leistet seit 20 Jahren wichtige Arbeit

„Sie müssen Ihre Klienten da abholen, wo sie stehen – vor den WM-Stadien. Die Leute, die da Tickets für 3.000 Euro kaufen, das sind Ihre Kunden von morgen.“ Mit diesem und vielen anderen WM-Tipps gratulierte die Kabarett-Truppe „Vier gewinnt“ der Schuldnerberatung des Amtes für Diakonie zum 20. Geburtstag. Die gesellschaftliche Notwendigkeit dieser Einrichtung stellte während der Feier niemand in Abrede: Verschuldung ist eben keine „vorübergehende Erscheinung“, sondern leider etwas „Alltägliches“. Um so mehr würdigten Gratulantinnen und Gratulanten die „großen Verdienste“ dieses diakonischen Angebots, zwei Professoren für Wirtschaftsrecht hoben den Nutzen von Schuldnerberatung für verschiedene gesellschaftliche Gruppen – nicht nur für verschuldete Menschen – hervor.


Verschuldung ist eine weit verbreitete Realität
Etwa 50 Gratulierende waren in das Haus der Evangelischen Kirche gekommen, darunter auch Bürgermeistern Elfi Scho-Antwerpes und Stadtsuperintendent Ernst Fey. Pfarrer Fey wollte – wie schon beim Jubiläum des Kölner Arbeitslosenzentrums KALZ – nur begrenzt gratulieren: „Bei ihrer Gründung hofften wir, Arbeitslosigkeit und Überschuldung seien vorübergehende Erscheinungen.“ Doch auch Schulden seien heute etwas Alltägliches geworden. Das bestätigt auch Bürgermeisterin: „Verschuldung ist eine weit verbreitete Realität, dies gilt auch für den städtischen Haushalt.“ Scho-Antwerpes würdigte die Schuldnerberatung des Amtes für Diakonie, die sich „große Verdienste um die Kölnerinnen und Kölner erworben habe.“ Die Stadt Köln habe ein großes Interesse, das Angebot der Schuldnerberatung zu erhalten.


Schuldnerberatung schafft Perspektiven
Udo Reifner, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Hamburg, forderte dazu auf, das Schuldenmachen nicht grundsätzlich zu verteufeln, sondern „ein positives Verhältnis zu Krediten aufzubauen“. Die Banken müssten sich der veränderten Realität auf dem Arbeitsmarkt anpassen: „Kein Arbeitnehmer kann heute garantieren, dass er die nächsten sieben Jahre jeden Monat zuverlässig sein Gehalt bekommt.“ Die Kreditvergabe werde leider immer noch von solchen Voraussetzungen abhängig gemacht. „Wer aber am Reichtum der Gesellschaft teilnehmen will, braucht Zugang zum Kredit.“
Hugo Grote, Professor für Wirtschaftsrecht am RheinAhrCampus, lobte die Erfolge der Schuldnerberatung, die Überschuldeten wieder Perspektiven gebe, ihre Arbeitsplätze sichere und sie von psychischem Druck entlaste. Von der Schuldnerberatung profitierten nicht nur die Schuldner und ihre Familien, sondern auch die Arbeitgeber, die Gläubiger und die öffentliche Hand.

1.827 Einzelpersonen und Familien beraten
2005 haben die Teams der drei Beratungsstellen des Amtes für Diakonie im Gebiet des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region insgesamt 1.827 überschuldete Einzelpersonen und Familien beraten und 250 Insolvenzverfahren vorbereitet und begleitet.

    

Text: Martina Schönhals
Foto(s): Martina Schönhals