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Stärkung des Ehrenamts nach dem Vorbild von Walter Ludwigs, der mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet wurde

Christian DuMont-Schütte brachte es auf den Punkt: „Sie haben sich diese Auszeichnung verdient, sie haben sie sich nicht erdient und erst recht nicht erdienert.“ Gemeint war Walter Ludwigs, dem Oberbürgermeister Fritz Schramma vor kurzem das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen hat. DuMont-Schütte, verantwortlich für die Unternehmensbeteiligungen im Verlag DuMont-Schauberg, war einer der Redner bei einem Empfang im Saal der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal, den Ludwigs anlässlich seiner Auszeichnung gab.

Die Liste seiner Ämter und Aufgaben ist fast unendlich
Pfarrer Armin Beuscher erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass die Gemeinde bereits 2002 den Antrag gestellt habe, Ludwigs das Verdienstkreuz zu verleihen. „Vier Jahre später steht er hier mit heldenhaft geschmückter Brust“, fuhr Beuscher augenzwinkernd fort. Anfangs sei dem Geehrten die Ehre eher unangenehm gewesen. „Doch dann kam der Ludwigsche Reflex: Der schafft es, Dinge, die man nicht verändern kann, so umzubiegen, dass sie in das eigene Denk- und Wertesystem passen.“ Beuscher gratulierte dem großen „Anpacker vor dem Herrn“. Und das ist Ludwigs weiß Gott. Seit 38 Jahren engagiert er sich ehrenamtlich, die Liste seiner Ämter und Aufgaben ist beinahe endlos. Eine Auswahl: Im Medienbereich ist er Vorsitzender der Veranstaltergemeinschaft von Radio Köln. Zugleich kümmert er sich als Finanzkirchmeister des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region um einen möglichst ausgeglichenen Haushalt. „Kirche trifft Kultur“ im von Ludwigs mitgegründeten „Forum Paul-Gerhardt-Kirche“, in dem sich illustre Gäste wie etwa Günter Grass den Fragen des Publikums stellten. Darüber hinaus war Ludwigs einer der Gründerväter der Lindenthaler Dienste und engagiert sich im Clarenbachwerk. Doch damit nicht genug – Ludwigs Frau Sieglinde und er verkaufen vor Weihnachten Briefmarken mit einem Sozialaufschlag für die vielfältigen Aufgaben der Diakonie in Köln und Umgebung.

Ludwigs warf einen Blick zurück.
Angefangen hat alles mit einem Taufgespräch, zu dem Pfarrer Dr. Johannes Loh im Hause Ludwigs erschien. „Danach bin ich zum Gemeindestammtisch gegangen. Das hat mir gut gefallen. Dann habe ich mich als SPD-Mitglied für einen Sitz im Presbyterium beworben. Damals war die Gemeinde in Lindenthal sehr konservativ, ich fiel durch. Aber wie das bei den Protestanten so ist, die hatten deshalb ein schlechtes Gewissen. 1982 kam ich per Kooption in das Presbyterium. Und dann ging es los.“

Der Mann ist „ohne Kompromisse“
Stadtsuperintendent Ernst Fey würdigte Ludwigs‘ beispielhaftes Engagement als Ehrenamtler und stellte dessen Einsatz in einen übergeordneten Rahmen. „Die Evangelische Kirche im Rheinland zählt bei drei Millionen Mitgliedern 110.000 ehrenamtlich Tätige. Die leisten pro Jahr etwa 15 Millionen Stunden im Dienst der guten Sache.“ Fey forderte eine größere Wertschätzung der Ehrenamtlichen, „mal ein liebes Wort oder ein kleines Geschenk“. Und damit sei nicht der Kalender der Diakonie zu Weihnachten gemeint. Natürlich gebe es „die Nervigen, die in der Kirche das spielen, was sie in der Familie und im Beruf nicht spielen können“. Aber die seien eine verschwindend geringe Minderheit. Fey lobte Ludwigs‘ unermüdlichen Einsatz in der Gemeinde, im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region sowie in anderen gesellschaftlich relevanten Gremien: „Walter Ludwigs ist ein vermittelnder Mensch, der Lösungen sucht, die die meisten tragen können: Und das ohne faule Kompromisse.“

„Bodenständig, wetterfest und ohne Schnörkel
Christian DuMont-Schütte sprach für die Betriebsgesellschaft von Radio Köln über das Zwei-Säulen-Modell des privaten Rundfunks in Nordrhein-Westfalen. Die zwei Säulen sind die Betriebsgesellschaften, die sich um die finanzielle Ausstattung der Sender kümmern, und die Veranstaltergemeinschaften, denen die Verantwortung für Programminhalte und Personal übertragen ist. DuMont-Schütte und Ludwigs haben somit als „Säulenheilige“ auf oberster Ebene oft miteinander zu tun. „Walter Ludwig gleicht einer dorischen Säule: Bodenständig, wetterfest und ohne Schnörkel“, beschrieb DuMont-Schütte den Geehrten: „Ludwigs“ Sache ist das sozial Erwünschte nicht, das sozial Notwendige ist sein Anliegen.“

Nicht nur angenehme Aufgaben für Ehrenamtler
Wolfgang Hahn-Cremer, von 1999 bis 2005 Vorsitzender der Medienkommission des Landes, sprach über „den Lokalfunk und seiner Veranstaltungsgemeinschafts-Vorsitzenden“. Er erinnerte daran, dass das „Zwei Säulen-Modell“ darauf basiere, dass ein möglichst weitgehender Konsens bestehe zwischen denen, die Radio machen und denen, die es bezahlen. „Es ist eine hohe Kunst, beide Säulen auf gleicher Höhe zu halten. Walter Ludwigs ist einer, der diese hohe Kunst beherrscht.“ Wenngleich es für die Ehrenamtlichen in der Veranstaltergemeinschaft nicht immer leicht sei. Schließlich seien sie es, die als Arbeitgeber firmierten und dementsprechend unangenehme Aufgaben wie das Verkünden von Kündigungen hätten. Aber auch Hahn-Cremer hatte nur gute Worte für Ludwigs: „In Köln können die beiden Säulen gut miteinander.“ Ein größeres Lob gebe es nicht angesichts der schwierigen Gratwanderung zwischen Programminhalten und notwendigem Kommerz.

Nachtrag
In der Nacht nach dem Empfang starb Wolfgang Hahn-Cremer im Alter von 57 Jahren plötzlich und unerwartet in Bochum. Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien, würdigte die Verdienste, die sich der Verstorbene um den Auf- und Ausbau des lokalen Rundfunks erworben hat: „Er hat die Sache stets vor die Person, vor allem auch vor die eigene Person gestellt. Sein Handeln war jederzeit menschlich. In seinem Engagement bleibt er ein Vorbild.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann