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„Offenheit, Humor und Leichtigkeit im Umgang mit Menschen“ – dieses und vieles mehr hat immer den Menschen, Pfarrer und (Stadt-)Superintendent Ernst Fey ausgezeichnet. Jetzt hat der Verband ihn in den Ruhestand verabschiedet

Großer Anlass, hoher Besuch. Alles, was in der Stadt Köln und im Umland von Rhein-Erft-Kreis und im Rheinisch-Bergischen Land Rang und Namen hat, war beim Empfang von Ernst Fey im Haus der Evangelischen Kirche erschienen, um mit dem beliebten Stadtsuperintendenten dessen Pensionierung zu feiern. Aus der Stadtspitze war vorneweg Oberbürgermeister Fritz Schramma erschienen, dazu Bürgermeisterin Angela Spizig, Stadtdirektor Guido Kahlen und die Dezernenten Professor Georg Quander und Marlis Bredehorst. Die Landräte Werner Stump aus dem Rhein-Erft-Kreis und Rolf Menzel aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis vertraten das Umland, das auch zum Evangelischen Kirchenkreis Köln und Region (EKV) gehört. Spitzenvertreter der Ratsparteien hatten sich ebenso eingefunden wie zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens. Die Evangelische Kirche im Rheinland war vertreten durch Oberkirchenrat Georg Immel und Landeskirchenrat Jörn-Erik Gutheil. Als Beweise der guten ökumenischen Zusammenarbeit vor Ort waren Stadtdechant Johannes Bastgen, Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses in Köln, und Dechant Rainer Fischer zugegen. Günter A. Menne, Leiter des Amtes für Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, hatte die Moderation des Abends übernommen, bei dem sich Grußworte und Interviews abwechselten. Thomas Frerichs, Roland Xander und Alessandro Palmitessa lockerten die Stimmung mit musikalischen Einlagen am Klavier, am Schlagzeug und am Saxophon auf.



„Aufmerksamer Beobachter, Zuhörer, auch Entscheider“
Als erste stiegen Bartscherer und Bastgen in die „Bütt“. Bastgen lobte die freundschaftlichen Beziehungen, die er zu seinem Duzfreund aus der christlichen Schwesterkirche pflegt. Drei herausragende Ereignisse habe es in beider Amtszeit gegeben. Den Weltjugendtag, die Einrichtung des Rates der Religionen und den 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag. „Da mussten wir feststellen, dass der eine komplett alkoholfreie Veranstaltung ist. Verzweifelt haben wir am Abend der Begegnung ein Kölsch gesucht.“ Aber man solle sich durch Feys fröhliches Wesen nicht täuschen lassen. Begegnungen mit dem scheidenden Stadtsuperintendenten seien auch immer von großer Ernsthaftigkeit geprägt gewesen. Bartscherer erinnerte an Feys wegweisende Beiträge zur Entwicklung der Ökumene in der Stadt. Aber: „Donner gehört auch zum Leben.“ Immel und Gutheil würdigten Fey in einer launigen Rede aus Sicht der Kirchenleitung. Sie hatten als roten Faden das Psalmwort „Meine Zeit steht in Gottes Händen“ gewählt, das unübersehbar an der Toreinfahrt zum Haus der Evangelischen Kirche unter einer Sonnenuhr prangt. Gutheil sprach das Verhältnis von Fey zu seinen Mitarbeitern an: „Für sie war Ernst Fey der Hausvater. Der fröhliche, aufmerksame Beobachter, der Zuhörer, auch der Entscheider.“ Fey sei ein protestantischer Glücksfall. „Für Köln, für unsere rheinische Kirche und für die gemeinsamen Wegstrecken, die wir zusammen gegangen sind.“

„Nähe zu den Menschen“
Köln Oberbürgermeister Fritz Schramma blickte auf das große Ganze: „Mit Deinem Abschied geht eine Ära zu Ende,“ Er hatte dabei eine lange gemeinsame Zeit im Blick: Fey war 35 Jahre lang Gemeindepfarrer in Ossendorf. Dort hat auch Schramma jahrzehntelang gewohnt. „Ich bin katholisch“, bekannte der „erste Bürger der Stadt“, aber die ökumenischen Beziehungen in Ossendorf seien schon immer sehr eng gewesen. „Wir haben schon in der 70er Jahren manches geprobt und gelebt, was in anderen Gemeinden erst viel später auf der Tagesordnung stand.“ Schramma hob Feys Beiträge zum Leitbildprozess Köln 2020 und seine Mitgliedschaft in der Jury für den Ehrenamtspreis der Stadt hervor. Eine der herausragenden Eigenschaften seines Freundes sei die „Nähe zu den Menschen. Er ist ein Seelsorger im besten Sinn des Wortes.“

„Offenheit, Humor und Leichtigkeit im Umgang mit Menschen“
Dr. Juliane Arnold, Leiterin der Evangelischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene des EKV, würdigte Fey aus Sicht der Leiterinnen und Leiter der Ämter und Einrichtungen des EKV. Eingangs zitierte sie ein Wort aus dem Lukas-Evangelium: „Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen. Und welchem viel anbefohlen ist, von dem wird man viel fordern.“ Dieses Wort treffe auf Fey zu, dem viel Verantwortung auferlegt worden sei. „Sie haben trotz enormer Arbeitsbelastung als Pfarrer, Superintendent und Stadtsuperintendent und trotz der Vielfalt der Themen und Aufgaben Ihre Offenheit, Ihren Humor und Ihre Leichtigkeit im Umgang mit den Menschen nicht verloren. Wie Sie das alles unter einen Hut bekommen? Hut ab.“ Aus Sicht der Mitarbeitenden fuhr Arnold fort: „Sie waren ein guter Zuhörer und wirklich interessiert an den Fragestellungen aus unseren Arbeitsfeldern und haben sich Zeit genommen, wenn es notwendig war.“

Der „Feyfisch“
Wolfgang Overhoff, Verwaltungsleiter des EKV, zeichnte Feys Berufsleben nach (im Einzelnen hier nachzulesen), und Dorothee Schaper, Pfarrerin in der Melanchthon-Akademie und dort mit dem christlich-muslimischen Dialog betraut, trat auf in ihrer Paraderolle als „Polly“, die gegenüber vom Haus der Evangelischen Kirche wohnt und den Chef morgens und abends beim Blick aus dem Fenster kommen und gehen sah. „Morgens oft mit einer steilen Sorgenfalte auf der Stirn, abends mit einem Gesichtsausdruck, der aussah wie ,Da muss ich mal eine Nacht drüber schlafen‘.“ Sie schenkte Fey einen „Feyfisch“, und erinnerte damit an das Fischsymbol, das während des Evangelischen Kirchentages in Köln 2007 an der Hohenzollernbrücke zu sehen war. Feys Verdienst, wie Schaper den anwesenden Gästen ins Gedächtnis rief, war es, dass dieser Fisch als „Kunst“ deklariert werden konnte, denn als Werbe-Symbol für den Kirchentag hätte er nicht zugelassen werden können.

„Kirche ist nie für sich selbst da, sondern immer nur für die Menschen“
Das Schlusswort sprach Rolf Domning, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Mitte und Stellvertreter von Fey. Viele hätten den Stadtsuperintendenten für Verbands-Entscheidungen zum „persönlich Verantwortlichen“ gemacht: „Du hast Dich dieser unangenehmen Verantwortung nie entzogen und hast das, was da an emotionalen Äußerungen auf Dich zukam, mit stoischer Würde getragen. Die evangelische Kirche in Köln und Region dankt Dir für Dein großes Engagement und dass Du diese Arbeit immer mit einer spürbaren Freude mit ganzem Herzen ausgefüllt hast.“ Fey dankte den Vorrednern mit einer kurzen Rede. „Es war für mich eine große Ehre, Sprecher der evangelischen Kirche in Köln sein zu dürfen.“ Es sei allerdings manchmal schwierig gewesen, Solidarität herzustellen. Kirche sei nie für sich selbst da, sondern immer nur für die Menschen. Und noch ein Vermächtnis hinterließ er: „Kirche kann an vielen Stellen nur politisch , also den Menschen zugewandt reagieren.“ Und der letzte Satz vor der Eröffnung des Buffets: „Ich gehe mit viel Dankbarkeit und Freude.“


Rückblick: Die Entpflichtung
Am Sonntag, 15. Juni 2008, feierte die Gemeinde, in deren Dreifaltigkeitskirche Ernst Fey seit 35 Jahren seinen Dienst als Pfarrer versah, der Bezirk Ossendorf in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Bickendorf, einen Gottesdienst, in dem Fey als Pfarrer und Superintendent vom Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, entpflichtet wurde. Ein letztes Mal hielt Fey damit als „aktiver Pfarrer“ in „seiner“ Kirche eine Predigt. Die steht hier zum Nachlesen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann