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Hilfsorganisation St. Martin überreichte 5.000 Euro an Gulliver, die Überlebensstation für Obdachlose des Kölner Arbeitslosenzentrums

Dieser Tage fanden in vielen Kölner Stadtteilen wieder Martinszüge statt. St. Martin kehrte auch im Gulliver ein, der Überlebensstation für Obdachlose in der Trankgasse, Bahnbogen 1. Und zwar in Form der Hilfsorganisation gleichen Namens. Im Café der Einrichtung übergaben Frigga Dethof und Josef Booz vom St. Martin e.V. einen Scheck in Höhe von 5000 Euro. Entgegen nahmen ihn Pfarrer Karl-Heinz Iffland, Vorsitzender des Kölner Arbeitslosenzentrums e.V. (KALZ), der Trägerin des Gulliver sowie Gulliver-Geschäftsführer Bernd Mombacher und die Sozialarbeiterin Stella Gerhardt.

Zum Jahrestag des Heiligen Martin gibt es einen Scheck
„Wir unterstützen damit das KALZ in seinem Engagement für verbesserte Lebensverhältnisse von obdachlosen und armen Menschen in Köln“, sagte Dethof. Ihr Verein hat sich 1995 als Obdachlosenhilfe St. Martin e.V. in Koblenz gegründet. Inzwischen ist nicht nur der Sitz nach Bad Honnef verlegt, sondern auch der Name in „Hilfsorganisation St. Martin e.V.“ geändert worden. Aktuell zählt er exakt 6215 fördernde Mitglieder, informierte Booz. Unter anderem stets zum Jahrestag des heiligen Martin bedenke man eine entsprechende Institution. „Ich habe mich im Internet umgeschaut und bin auf das Gulliver gestoßen. Der erste Anruf war schnell getätigt und so kam die Sache ins Rollen“, erinnert Dethof.

„Mit unserer Hilfe gehen wir direkte Wege“
Einer der vom St. Martin e.V. begangenen Wege ist die Unterstützung bestehender, funktionierender Einrichtungen. Dorthin spenden, „wo etwas Gutes passiert und die Fachkenntnis vorhanden ist“, erläuterte Diethof das gesellschaftliche Engagement des Vereins. Damit helfe man auch den Menschen, die etwas geben wollen. „Sie sind oft hilflos, gerade auch bei der Vielzahl von Möglichkeiten und Organisationen. Wohin spenden, fragen sie. Mit unserer Hilfe gehen wir direkte Wege“, erklärte Dethof.

„Man kann immer etwas geben“
Iffland, der zugleich Obdachlosenseelsorger des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region ist, bedankte sich herzlich für die großzügige Gabe, und betonte: Das Handeln sei der zweite Schritt. Davor komme die Erkenntnis, das Mitbekommen, dass angesichts von Not Handeln erforderlich sei. So wie es Martin von Tours und auch Martin Luther getan hätten. Der dritte Schritt sei dann das Beharrlichbleiben – das stete Teilen des Mantels. „Man kann immer was geben, wenn man das große Glück hat, in sicheren Verhältnissen zu leben.“ Die altchristliche Legende vom heiligen Martin sei ein Beispiel und Symbol für dieses konkretes Handeln.

Menschen ein würdevolles Leben ermöglichen
„Gulliver ist ein einmaliges Projekt“, stellte Mombauer fest. Die Konzeption, Mitarbeiter einzustellen, die aus der Obdachlosen-Szene kommen, die arbeitslos waren oder sind, habe sich bewährt. Wichtig sei es, den Menschen ein würdevolles Leben zu ermöglichen in den Grundbedürfnissen, und zwar mit hohem Standard. „Bei uns finden sie eine Grundversorgung“, so Iffland. Neben der Möglichkeit Toiletten, Duschen und Waschmaschinen zu nutzen, bietet das Gulliver ein offenes Café mit preiswerten Angeboten. Dort finden regelmäßig auch Kulturveranstaltungen, insbesondere Kunstausstellungen statt. „Wir haben gemerkt, dass wir dadurch auch andere Kreise ansprechen“, so Iffland.

Heute gibt es im Gulliver sogar einen Internetanschluss
Mombauer findet es spannend, wie sehr sich das Gulliver seit seiner Eröffnung im Januar 2001 entwickelt hat. „Heute können Besucher sogar einen Internetanschluss nutzen. Demnächst ist geplant, eine Ladestation für Handys und ähnliche Geräte einzurichten.“ Damit trage man dem gestiegenen Interesse an neuer Medientechnik Rechnung.

Das KALZ reagierte auf die wachsende Arbeitslosigkeit
Das KALZ geht zurück auf ein Pilotprojekt des Sozialwerks im damaligen Evangelischen Stadtkirchenverband Köln. Es reagierte damit auf die in den frühen achtziger Jahren wachsende Arbeitslosigkeit. Angesiedelt wurde das 1983 eingerichtete KALZ in Ehrenfeld. Schnell merkte man, dass die Einrichtung so notwendig wie sinnvoll ist. So gründete sich 1985, ein Jahr vor Projektablauf, unter Vorsitz des Obdachlosenseelsorgers Iffland der Trägerverein KALZ e.V. „Die Verbindung zum Sozialwerk ist nie abgerissen. In all den Jahren haben dessen Leiter und die Kollegen dort das KALZ immer sehr mitgetragen“, erklärte Iffland. Das KALZ mit seinen Beschäftigungs- und Obdachlosen-Projekten sei ein fester Bestandteil der evangelischen sozialdiakonischen Landschaft in Köln. 1994 richtete es in der Domstraße das Lobby-Restaurant (LoRe) ein. Aus der Erfahrung mit dem LoRe wurde schließlich das Gulliver konzipiert und am 5. Januar 2001 mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 10.000 DM des Evangelischen Sozialwerks/Stadtkirchenverbandes eröffnet.

Evangelischer Pfarrer hat seit vielen Jahren den Vorsitz
Das Evangelische am KALZ und damit Gulliver trete an verschiedenen Stellen deutlich hervor, meinte Iffland. Er nannte etwa den Vorsitz, den seit vielen Jahren ein evangelischer Pfarrer bekleidet. Er nannte den finanziellen Hintergrund, denn das KALZ beziehungsweise Gulliver erhalten neben Spenden und Zuschüssen auch Mittel des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region sowie Gelder der Landeskirche und der Gemeinschaftsstiftung Diakonie. „Ebenso sind die Inhalte unserer Arbeit evangelisch“, unterstreicht Iffland. Das sei Protestantismus, der immer von einer Glaubenshoffnung getragen werde und auch einen sozialdiakonisch Ausdruck finde. „Solche Bausteine braucht es in der Kirche und Gesellschaft.“

Begleitung auch auf der Straße
Die Seelsorge für Obdachlose und im Gulliver sei eine individuelle, so Iffland. Der Alltag der Nichtsesshaften bestimme die Begleitung. „Ich bin regelmäßig hier im Gulliver und Menschen sprechen mich an. Ebenso findet Begleitung auf der Straße statt, wo man mich kennt.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich