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Neue Orgel für die evangelische Paul-Gerhardt-Kirche in Lindenthal

Die „rote“ Paul-Gerhardt-Kirche auf dem Lindenthalgürtel bietet derzeit einen höchst ungewohnten Anblick. Anstelle von Altar, Kanzel, Taufstein und wohlgeordneten Kirchenbänken präsentiert sich dem Betrachter überall ein – auf den ersten Blick – undurchsichtiges Durcheinander von Holzteilen, Metallstücken, Gerüsten und Leitern, Orgelpfeifen und Farbtöpfen. Erst der Blick auf die Orgelempore lässt den Betrachter heute schon ahnen, dass dort oben Großes entsteht. Denn die evangelische Paul-Gerhardt-Kirche erhält gerade eine neue Orgel, deren sachliches, weißes Gehäuse schon jetzt die gesamte Emporenbreite bis unter die Decke ausfüllt.

Ein hochwertiges und in seinen klanglichen Dimensionen großzügig bemessenes Instrument
Wenn die Gemeinde ihre neue Orgel in wenigen Wochen am 1. Advent, 27. November, um 18 Uhr mit einem Eröffnungskonzert einweihen wird, dürfen sich die Zuhörerinnen und Zuhörer über ein sehr hochwertiges und in seinen klanglichen Dimensionen großzügig bemessenes Instrument freuen. Die insgesamt 1.600 Pfeifen sind in 30 Registern geordnet und werden von einem Spieltisch mit zwei Manualen und Pedal angesteuert. In bester Orgelbautradition erfolgt die Ansteuerung der Töne auf mechanischem Weg über lange Holzverbindungen, Winkel und Wellenbretter, die ein besonders sensibles und künstlerisch hochwertiges Spiel in Gottesdiensten und Konzerten ermöglichen. Auch wenn die Tonerzeugung den historisch bewährten Prinzipien folgt, geht es im modernen Orgelbau auch nicht ohne Elektronik. So verfügt die neue Orgel beispielsweise über einen Computer, die sogenannte Setzeranlage, die es ermöglicht, Tausende von Klangkombinationen zu speichern und während des Spiels wieder abzurufen.

Im Moment sieht es - gelinde gesagt - leicht chaotisch aus in der Linderthaler Paul-Gerhardt-Kirche. Aber es läuft alles nach Plan.

Auch die Orgel selbst wird "komponiert"
Orgelbau ist seit Jahrhunderten Handwerks- und Maßarbeit. Orgeln werden nicht in Serie gefertigt, sondern stets individuell in einen Raum klanglich, optisch und technisch „hineinkomponiert“. In Lindenthal stammt diese „Komposition“ aus der Orgelbau-Werkstatt Kreienbrink aus dem niedersächsischen Georgsmarienhütte bei Osnabrück, die bereits in vielen Kirchen und Domen Deutschlands und Europas Orgelwerke errichtet hat. Bei so viel Handarbeit und angesichts der ausgesprochen hochwertigen Hölzer und Metalle, die im Orgelbau verarbeitet werden, wundert es nicht, dass ein solches Klang-Kunstwerk seinen stolzen Preis hat: Die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal wird bis zur Fertigstellung für die notwendigen Umbauarbeiten in der Kirche und das neue Instrument 550.000 Euro ausgegeben haben. Eine große Summe sicherlich, aber eine sehr gute Investition in die Zukunft, denn gute Orgeln können bei guter Pflege mehrere Jahrhunderte ihren Dienst tun.

Noch sind viele Handgriffe notwendig, bis die neue Orgel am 1. Advent erstmals erklingen kann.

Unermüdlich Spenden gesammelt
Der Weg zur neuen Orgel der Paul-Gerhardt-Kirche war lang: Bereits 2005 beschloss das Presbyterium der Kirchengemeinde Köln-Lindenthal, das vergleichsweise bescheidene und reparaturanfällige Vorgängerinstrument zu ersetzen. Zeitgleich nahm der Kulturverein der Gemeinde – das Forum Paul-Gerhardt-Kirche e.V. mit seinem Angebot "Kirche trifft Kultur" – die Förderung des Orgelbauprojekts in seine Satzung auf. Unter der Leitung von Annemarie Frage-Münch bildete sich eine Orgelprojektgruppe, die über Jahre unermüdlich Spenden sammelte, Spendenaktivitäten organisierte und parallel dazu die Auswahl der zu beauftragenden Orgelbaufirma vorbereitete.
In enger Absprache mit der Kantorin der Gemeinde Ursula Döll wurde die Zusammenstellung der Register, die Disposition, entwickelt und die klangliche Ausrichtung der Orgel im Raum festgelegt. Vom Auftragsbeschluss bis zur Einweihung vergingen dann nochmals mehr als zwei Jahre, bis nun in diesen Tagen die ersten neuen Orgeltöne zu hören sein werden. Freilich noch nicht für die Öffentlichkeit, denn für die klangliche Abstimmung der 1.600 Pfeifen, die sogenannte Intonation, werden nochmals mehrere Wochen benötigt, damit am erste Advent alles schön und ausgewogen, leise und kraftvoll klingt.

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Spieler