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Neue Leiterin für das Girlspace

Kerstin Venne heißt die neue Leiterin des Girlspace und ist mit Leib und Seele Medienpädagogin. Nach einer Ausbildung zur Mediengestalterin Bild und Ton und studierte sie Erziehungswissenschaften mit den Schwerpunkten Kultur- und Medienpädagogik an der Uni Bielefeld und schon während ihres Studiums hat sie Pädagogik und Medien miteinander verknüpft, Projekte und Workshops mit Kindern und Jugendlichen geleitet. Seit 2009 arbeitet die 34-jährige als Medienpädagogin.

Freiraum und Herausforderung
An der Arbeit im Girlspace hat sie der Freiraum und die Herausforderung gereizt, auch eigene Konzepte und Ideen im Bereich Medienpädagogik umsetzen zu können. „Ich brenne für die Medienpädagogik und die Medienarbeit, ich habe viele neue Ideen im Kopf und hier hat man viel Freiraum und viele spannende Aufgaben.“

„Veedel im Ohr“
Ein Projekt, dass Venne im Herbst gerne umsetzen möchte, ist das Projekt „Veedel im Ohr“. Mit Kindern und Jugendlichen möchte sie sogenannte „Audioguides“ über die Südstadt entwickeln.„Wir sitzen ja hier im Kapitelhaus in der Gemeinde Kartause und die Südstadt hat viele spannende Gebäude, viele Geschichten zu bieten und ich fänd es schön, da mit Kindern und Jugendlichen kleine Audioguides zu erstellen. Das heißt, dass sie auf die Straße gehen, Leute befragen, vielleicht auch mal mit älteren Menschen Interviews führen, die hier die Geschichte kennen und die Umgebung und daraus dann kleine Stücke schneiden.“ Diese „Hörschnipsel“ könnte man dann auch nutzen, beispielsweise für Menschen, die neu nach Köln kommen, da seien viele Kooperationen möglich, so Venne.

Medienkompetenz vermitteln
Als Kerstin Venne im Frühjahr anfing zu arbeiten, war ein wesentliches Element des Girlspace der offene Treff, d.h. Mädchen und junge Frauen kommen ins Girlspace um das Internet kostenlos zu nutzen. Inzwischen hat Kerstin Venne gemerkt, dass dieses Konzept in der Form gar nicht mehr so richtig funktioniert, weil heutzutage die meisten Kinder und Jugendlichen zu Hause Zugang zum Internet haben „und deswegen ist es mir ein Anliegen, Projekte anzubieten, wo man die Mädchen anleitet, kreativ mit Medien zu arbeiten. Wo sie dann auch Kompetenzen erwerben, lernen, kritisch mit Medien umzugehen und sich nicht nur einfach vor den Laptop setzen und sich Filme auf Youtube ansehen oder in sozialen Netzwerken unterwegs sind.“ Wer zum Beispiel schon mal Fotos bearbeitet oder selbst ein Video geschnitten hat, der lernt dadurch auch die Mechanismen der Medien zu durchschauen, zum Beispiel was für eine Wirkung Musik in einem Video haben und wie das manipulieren kann. Dieses Wissen den Mädchen zu vermitteln, ist Kerstin Venne ein wichtiges Anliegen.

Netz gegen Cybermobbing
Cybermobbing ist ein sehr aktuelles Thema, mit dem sich das Girlspace immer wieder beschäftigt und Workshops in Schulen und Jugendeinrichtungen anbietet. „Wir sprechen darüber, was ist überhaupt Mobbing, wir diskutieren Fälle und zeigen Möglichkeiten, was man tun kann, um diesem Phänomen zu begegnen und im Alltag damit umgehen zu können." Im "Netz gegen Cybermobbing" gibt es Informationen für Pädagogen, Eltern und Jugendliche.

Vielfalt im Girlspace
Das Team im Girlspace wechselt ständig, eine feste Größe ist nur die Leiterin. Aktuell kann Kerstin Venne auf fünf Ehrenamtliche bauen, die sie unterstützen. Außerdem gibt es eine Honorarkraft für das Projekt „Mädchen, Integration und Medien“, bei dem eine Sozialpädagogin speziell mit Mädchen aus Roma-Familien aus zwei Übergangswohnheimen arbeitet. Generell arbeitet das Girlspace viel mit Zielgruppen, die sozial benachteiligter sind. Es bietet den Mädchen und jungen Frauen eine Anlaufstelle „und wenn man in solchen Projekten zusammen arbeitet, baut sich Vertrauen auf und man ist auch schon mal für die Mädchen da ins schwierigen Lebenssituationen“, sagt Kerstin Venne. Das geht dann auch über die Medienkompetenzförderung hinaus. Neben der sozialen Arbeit möchte Venne den Mädchen auch „ein bisschen den Weg öffnen in Richtung Chancengleichheit. Wir wollen ihnen auch zeigen, wie sie mit Office-Software umgehen, was ganz wichtig ist, um hinterher Jobs zu bekommen.“ Mit diesen Schlüsselqualifikationen „geben wir ihnen die Möglichkeit, das zu erlernen und stärken sie damit auch ein Stück für die Zukunft und ihren weiteren Lebensweg“, ist Venne überzeugt.
Die Kernzielgruppe des Girlspace ist zwischen10 und 18 Jahren alt. Aber „wir würden auch älteren Frauen mit einem bestimmen Anliegen nicht die Türe vor der Nase zuschlagen, wir finden auch da Lösungen und Wege“, verspricht Venne.

Rückzugsort und geschützter Raum für Mädchen
Eine Einrichtung wie das Girlspace für Mädchen und junge Frauen ist auch heute noch wichtig als Rückzugsort und geschützter Raum, wo auch Mädchen aus muslimischen Familien hingehen können. Kerstin Venne hat beobachtet, dass Mädchen, wenn sie unter sich sind, über persönlichere Themen sprechen. Liebe, Sexualität, Beziehungsmanagement haben sich auch im Zusammenhang mit dem Internet verändert „und das sind auch Themen, worüber wir jetzt viel mit den Mädchen sprechen und das würden sie nicht so offen tun, wenn Jungs dabei wären“, so Venne.
Auch inhaltlich gewinnt man Mädchen mit anderen Themen als Jungen. Mädchen könne man beispielsweise mit Mode begeistern und darüber dann eine kritische Auseinandersetzung mit Casting-Formaten im Fernsehen führen oder „einfach mal schauen, dass die Fotos von Models, die man im Film oder Internet sieht einfach auch in der Realität nicht so aussehen.“

Zukunft
In Zukunft möchte Kerstin Venne mit Spaß und Engagement viele spannende und interessante Projekte im Girlspace umsetzen und mit den neuen Entwicklungen der Medien gehen. „Das ist ja ein sehr schnellebiges Feld, in dem wir hier arbeiten und das, was vorgestern noch der neueste Schrei war, ist morgen schon wieder total veraltet.“ Neben konkreten Angeboten für Mädchen und junge Frauen möchte sie das Fortbildungs-Programm noch weiter ausbauen und mehr Workshops auch für Lehrer und Mitarbeiter aus der Jugendarbeit anbieten um die Medienkompetenzförderung noch stärker im pädagogischen Bereich zu verankern.
Träger des Verein Girlspace e.V. ist das evangelische Jugendpfarramt in Köln. Die Einrichtung finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Stiftungsgelder und Projektmittel. Neue Mitglieder und Unterstützer, auch Männer, sind herzlich willkommen!

Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Jutta Hölscher