„Frieden“ war das Hauptthema bei der Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch im Haus der Evangelischen Kirche. Gastrednerin zu diesem Thema war Christine Busch, Landeskirchenrätin im Ruhestand. Sie erläuterte das Friedenswort der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) mit dem Titel „Auf dem Weg zum gerechten Frieden“ anlässlich des Endes des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. „Die Kirchen waren 1914 durchweg bemüht, den Kriegseintritt als ,gerechten Krieg‘ zu legitimieren. Das Bündnis von Thron und Altar erwies sich im Großen Krieg als übermächtig. Das Fehlen einer Friedenstheologie, die mit der Gewaltfreiheit und der Friedensliebe in der Nachfolge Jesu ernst macht, ist eine historische und theologische Leerstelle.“ Mit dem Prozess „Kirche des gerechten Friedens werden“ sei die Evangelische Kirche im Rheinland auf einem konsequenten Weg. Ziel sei nicht eine verbindliche theologische Lehrmeinung, sondern ein gemeinsamer Glaubens- und Praxisweg, der verwandelnde Kraft entfalte. Einer Friedenstheologie müsse es um Wahrheit, Klarheit und Verantwortung gehen. „Die Legitimierung von Gewalt ist nicht Aufgabe der Theologie. Ihre Aufgabe ist es, in der ,unerlösten Welt‘ den Raum zu eröffnen für die Friedensbotschaft Jesu.“
Wie man das Thema „Frieden“ ganz praktisch in die Gemeinden tragen kann, berichtete Andreas Roschlau, Bildungsreferent beim Amt für Jugendarbeit der EKiR. Gerade Jugendliche bräuchten konkrete Geschichten, an denen sie das Thema festmachen könnten. Als Beispiele nannte er einen „Peace-Panzer“ aus Pappe bei einem Karnevalszug und die Aktion „Wir wollen Orte schaffen, an denen Frieden sichtbar wird“. Damit waren Kunstaktionen in Geschäften und anderen Orten mit Publikumsverkehr gemeint. Spiele und andere Materialien kann man im Amt für Jugendarbeit leihen. Referenten kommen auch gern in die Gemeinden und unterstützen.
„Orte“ stellte Superintendentin Andrea Vogel in den Mittelpunkt ihres Jahresberichts. Zur Erinnerung an die Pogromnacht am 9. November 1938 zitierte Vogel Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Unser Gedenken an das Verbrechen des 9./10. November 1938 und an die Schrecken der Shoa verpflichtet uns, auch heute entschieden gegen alle Formen der Judenfeindschaft einzustehen. Dass Juden und Jüdinnen in Deutschland ohne Angst leben können, gehört zu unserer christlichen Identität. Wer sich gegen Jüdinnen und Juden wendet, greift die Grundlage unseres christlichen Glaubens an. Daher danke ich für alles Engagement bei den Gedenkveranstaltungen in diesen Tagen und ermutige Sie: Treten Sie weiterhin ein für Begegnungen mit jüdischen Gemeinden in Ihrer Nachbarschaft.“
Vogel weiter: 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs: „Das Gedenken an das Ende dieses furchtbaren Krieges und der nachfolgenden Kriege ist immer auch eine Herausforderung für heute, Orte der Versöhnung zu schaffen.“ Als Beispiel nannte die Superintendentin die Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, die zum ersten Mal ein gemeinsames Wort zum Frieden formuliert haben. „Während Europa auseinander driftet, wurden hier europäische Akzente der Versöhnung und Verständigung gesetzt.“ Die Superintendentin wünscht sich, dass das Thema Frieden auch in den kommenden Monaten in den Gemeinden eine wichtige Rolle spielt.
Wichtig sind Andrea Vogel Konfi-Jugendtage. Die sollten regelmäßig alle zwei Jahre stattfinden. Der nächste ist für 2019 geplant: „Ich sehe eine große Chance der Konfi-Tage darin, dass Konfirmandinnen und Konfirmanden die Erfahrung machen, dass es in anderen Gemeinden auch Konfirmandengruppen gibt, die es kennenzulernen lohnt. Die Jugendlichen merken: Wir sind mehr als nur die in unserer Gemeinde.“ Ein großer Erfolg im Kirchenkreis sind die Lego-Bautage. „Im Zentrum des Projektes steht immer die Erstellung einer kinderfreundlichen Lego-Stadt mit dem besonderen Fokus auf die Bewahrung der Schöpfung“, sagte die Superintendentin. Bis zum Herbst 2021 sind Bautage in Gemeinden des Kirchenkreises bereits fest geplant. Auch Musik ist Teil der Jugendarbeit. Im Kirchenkreis gibt es sechs Kinderchöre mit 250 Kindern und 100 Jugendliche in vier Gemeinden. „Ich halte das für eine hoffnungsvolle Sache und bitte die Presbyterien der Gemeinden, solche Aktivitäten auch weiterhin engagiert zu unterstützen.“
Andrea Vogel warf einen Blick in die Zukunft. In der Krankenhausseelsorge kann sie sich Teams aus Pfarrerinnen und Pfarrern, Diakonen und Ehrenamtlichen vorstellen. Sie verwies auf den ersten Ausbildungskurs „Ehrenamtliche in der Seelsorge“. Der Kurs sei mit zwölf Teilnehmenden vollständig besetzt. „Es gibt ein großes Interesse an qualifizierter ehrenamtlicher Ausbildung.“
Orte der Diakonie gebe es viele. Auf der Ebene des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region wird derzeit die Zukunft des Diakonischen Werkes Köln und Region diskutiert. Die Diskussion finde ergebnisoffen statt. „Beides ist notwendig: Die gemeindliche Diakonie vor Ort und die diakonische Arbeit auf den Arbeitsfeldern, auf denen das Diakonische Werk Köln und Region tätig ist. Auch an dieser Arbeit ist evangelische Arbeit erkennbar. Neben Verkündigung und Seelsorge ist Diakonie eine wesentliche Lebensäußerung von Kirche. Hier wird von den Menschen Evangelische Kirche sehr deutlich wahrgenommen.“
Zum Schluss ging die Superintendentin auf die Gemeinden als Orte der Verkündigung ein. Die Zahl der Pfarrstellen im Kirchenkreis wird nach einer Prognose der Landeskirche von derzeit 37,25 bis zum Jahr 2030 auf 24,5 sinken. Vogel wünscht sich die Finanzierung einer Springerstelle, mit der Vakanzen und krankheitsbedingte Ausfälle aufgefangen werden könnten. Diese Springerstelle müsste aus einem „Topf“ finanziert werden, in den auch die Gemeinden einzahlen müssten. Orte der Verkündigung sind natürlich in erster Linie die Gemeinden. Hier seien die Christinnen und Christen beheimatet. Wer den Weg in die Kirche finde, spüre, dass etwa der sonntägliche Gottesdienst eine Möglichkeit sei, einmal in der Woche Kraft und Liebe zu tanken.
Lob erhielt Peter Ebenfeld, der der Synode als neuer Geschäftsführer des Evangelischen Verwaltungsverbandes Köln-Rechtsrheinisch vorgestellt wurde. „Er habe seit seinem Dienstbeginn, dem 1. September schon viel auf den Weg gebracht.“ Peter Ebenfeld berichtete den Synodalen, dass er die Arbeit im Verwaltungsverband vereinheitlichen möchte, „um Kosten zu reduzieren“. Darüber hinaus möchte er im Verband das „Bewusstsein, als Dienstleister tätig zu sein, schärfen“ und gleichzeitig alle, die in der Verkündigung tätig sind, von Verwaltungsarbeit entlasten.
Die Synodalen setzen sich mit großer Mehrheit dafür ein, den Braunkohle-Abbau im rheinischen Kohle-Revier schnellstmöglich zu beenden. Hierzu bittet die Synode sowohl die Landesregierung NRW als auch die Bundesregierung, um einen schnellen Ausstieg aus der Braunkohle-Verstromung und einen sozialverträglichen Übergang hin zu den regenerativen Energieträgern zu sorgen. Das gelte nicht nur für das rheinische, sondern auch für das Abbaugebiet in der Lausitz. Auch die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland 2019 wird hierfür um Beratung und Unterstützung gebeten. Der Beschluss wird den Kreissynoden Jülich, Aachen, Gladbach-Neuss, Köln-Mitte, Köln-Süd und Köln-Nord mit der Bitte um Unterstützung weitergeleitet.
Die Synodalen stellten einen Haushalt für das Jahr 2019 mit Erträgen und Aufwendungen in Höhe von rund 986.000 Euro fest.
PERSONALIEN:
Pfarrer Friedemann Knizia verlässt nach 31 Jahren die Gemeinde in Lindlar und übernimmt eine Stelle im pastoralen Dienst im Kirchenkreis Köln-Nord.
Pfarrer Michael Kühne tritt am 1. Februar 2019 in den Ruhestand. Kühne war 28 Jahre Pfarrer in Rath/Ostheim und danach neun Jahre tätig in der Psychiatrie und Forensik als Krankenhausseelsorger.
Pfarrer Herwig Mauschitz aus der Gemeinde Vingst-Neubrück-Höhenberg tritt am 1. März 2019 in den Ruhestand. In den drei Jahren danach wird er unter anderem tätig sein als Bordgeistlicher auf Kreuzfahrtschiffen und in der weltweiten Tourismusseelsorge der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Stichwort: Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch
Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, in Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben mehr als 94.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 125 Synodalen vertreten werden.
Foto(s): Stefan Rahmann