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„Mit einem Esel fing alles an“ – Rechtzeitig zum Ende der Restaurierungsarbeiten präsentiert ein neues Büchlein Tiere im Altenberger Dom

„Vielleicht war es damals wirklich so“, vielleicht  war es tatsächlich ein Esel, der seinerzeit den landschaftlich so reizvollen Ort fand, an dem heute der Altenberger Dom steht. Vielleicht ist die Geschichte von der Gründung des Altenberger Klosters aber auch nur eine Legende. Wie auch immer: Tiere haben an diesem Ort immer eine wichtige Rolle gespielt: In Geschichten und Legenden, als Symbole für Macht und Zugehörigkeit, Bildmotive, große und kleine Plastiken, in den kunstvollen Glasfenstern des heutigen Doms – deren älteste 700 Jahre alt sind –  oder  als Schnitzereien am Chorgestühl. Anhand ihrer Entstehung, ihrer Überlieferung und den sich darum rankenden Legenden lassen sich die  837 Jahre Geschichte des 1133 als Zisterzienserkirche gegründeten, heute von Katholiken wie Protestanten gleichermaßen genutzten Doms gut darstellen – zumal, wenn sie wie in dem gerade erschienenen Büchlein „Mit einem Esel fing alles an“ von Marie Luise Oertel so brillant fotografiert sind. Die Idee zu dem ungewöhnlichen Büchlein stammt von der Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde, Claudia Posche. Sie hat das Projekt begleitet, das vom Altenberger Dom-Verein, der Raiffeisenbank Kürten-Odenthal, dem Förderverein Evangelische Domgemeinde Altenberg und der Gemeinde Odenthal gefördert wurde. Die Texte schrieb Rosemarie Bottländer, und der Erlös aus dem Verkauf des von der Evangelischen Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen herausgegebenen Büchleins kommt der kirchlichen Jugendarbeit zuguste.



„Unser Klosteresel soll entscheiden!“
Wenn die Legende denn stimmt, dann geht sie so: „Die Zisterziensermönche, die aus Morimond in Frankreich ins Bergische Land gekommen waren, wohnten zunächst auf der Burg Bülsberg, die ihnen die Grafen von Berg überlassen hatten. Aber sie wollten ein Kloster bauen, vor allem eine Kirche. Ringsum lag das weite Bergische Land mit Hügeln und Wäldern, Sumpf und Wiesen, so viel Platz zum Bauen. War es hier am schönsten? War da drüben die beste Stelle? Oder da hinten? Die Mönche diskutierten eine Weile und gerieten in heftigen Streit. Schließlich hatten sie eine Idee: „Unser Klosteresel soll entscheiden wo die Kirche gebaut wird!“ Beladen mit den Abzeichen des Klosters, trabte der Esel los. Er wanderte bedächtig herum, knabberte mal hier schnupperte dort und ließ sein durchdringendes IAIA hören. Als er sich den Bauch schön vollgeschlagen hatte mit dem saftigem Gras des Dhünntales und müde geworden war legte er sich hin um zu ruhen. Die Mönche waren ihm gefolgt; sie waren ja gespannt auf das Eselsurteil. Als sie ihn so friedlich im Gras liegen sahen, riefen sie: „Hier ist es, Gott will es!“ Und so gingen sie an die schwere Arbeit, eine Kirche und ein großes Kloster mitten in der unberührten Natur des Dhünntales zu bauen. – Also, mit dem Esel fing alles an…“
Und so steht es auf der ersten Seite des vorliegenden Büchleins.

Tierdarstellungen in einer ehemaligen Zisterzienserkirche?
In ihrem Vorwort fragt Dr. Annette Zurstraßen, die Geschäftsführerin des Altenberger-Dom-Vereins: „Tierdarstellungen im Altenberger Dom – in einer ehemaligen Zisterzienserkirche? Ist das möglich, wo doch die strengen Regeln der Zisterzienser jeglichen Schmuck und bildliche Darstellungen ablehnten?“ Die Antwort ist klar: „Ja, denn als der Grundstein zu der bis heute im Tal der Dhünn stehenden Kirche in der Mitte des 13. Jahrhunderts gelegt wurde, hatte sich der Orden längst in der Welt eingerichtet. Im Lauf der Zeit wurden Regeln und Gebote nicht mehr so streng beachtet.“ Und  Zurstraßen verweist auf die vielen prächtigen – und Fenster im nun endlich fertig renovierten Altenberger Dom: „So lassen sich in dem erst im 14. Jahrhundert entstandenen Nordfenster viele kleine Dämonen und Tiere entdecken, die sich einem fernen Betrachter allerdings entziehen können, da sie versteckt in der Ornamentik der Glasfenster nur schwer zu erkennen sind. Tiere lassen sich auch am Chorgestühl finden.“ Diese und andere versteckte – wie offensichtliche – Schätze hat das Buch zusammengetragen, fotografiert, in Texten beschrieben und kommentiert, immer sachkundig eingeordnet in den Kontext künstlerischer Entwicklung, die Geschichte und den Alltag klösterlichen Lebens, die regionalen Bedingungen im Bergischen Land und die Besonderheiten dieses Bauwerks.

„Guck mal, da sitzen Katzen im Gebüsch!“
Viele weitere Tierdarstellungen lassen sich im Altenberger Dom entdecken. Sie finden sich beispielsweise auch an Ausstattungsgegenständen, die erst nach dem Wiederaufbau der ehemaligen Klosterkirche nach 1803 – als die Mönche das Kloster hatten auflösen müssen – angeschafft wurden. Und so wird auch die ganze wechselvolle Geschichte des Altenberger Doms über die Tierdarstellungen in all ihrer unterschiedlichen Form lebendig: Das Buch „lädt ein zu einem Spaziergang durch den Dom und bietet sich an als Wegweiser zu den zahlreichen Tieren, die neben der heimischen Flora – auf Fenstern und Kapitellen zu bewundern – ihren Platz gefunden haben“, schreibt Zurstraßen. Sehr hilfreich ist auch der Grundriss des Doms, den man auf zwei Seiten am Ende des Buchs findet: Er erleichtert durch farbige Markierungen die Identifizierung und Entdeckung der im Buch abgebildeten Tierdarstellungen – man kann sich also jederzeit zu einem eigenen „Tier-Entdeckungsgang“ durch aufmachen.

Und das Buch erscheint genau zum richtigen Zeitpunkt, denn nach der mehrjährigen Restaurierung „strahlt die Kirche nun in erneuertem Glanz“, betont Pfarrerin Posche in ihrem einleitenden Text. Sie beschreibt auch, wie ihr die Idee zu diesem Buch kam: Bei einer Domführung vor den Fenstern des linken Seitenschiffs sagte plötzlich ein kleines Mädchen: „Guck mal, da sitzen Katzen im Gebüsch!“ So begann die „Spurensuche“ nach den Tiermotiven im Altenberger Dom. Und die sind zahlreich – wie man sich nun leicht überzeugen kann.

Termin-Hinweis
Der Abschluss der Sanierungsarbeiten wird im Altenberger Dom mit einem ökumenischen Festgottesdienst am Freitag, 25. August, ab 16 Uhr gefeiert. Als Gäste haben sich NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, und Joachim Kardinal Meisner angekündigt. Für Musik sorgen die Domkatorei Altenberg, der Oratorienchor Köln, der Domchor Altenberg und die Capella nova Altenberg. Neben den genannten Chören singt beim Festkonzert am Samstag, 26. August, ab 14 Uhr auch der Kleine Chor Köln. Darüber hinaus spielen die Bergischen Symphoniker.

Text: Al-Mana
Foto(s): Titelbild