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Konfirmation: Abschied vom Kinderglauben

Da kommen sie. 19 junge Protestantinnen und Protestanten proben an diesem Nachmittag den Einzug in die Bonn-Bad Godesberger Heilandkirche. Viele Jahre nach der Taufe werden sie ihr Bekenntnis zum Christentum vor der Gemeinde ablegen. „Das ist eine absolut nette Truppe dieses Jahr. Die sind alle gut drauf“, schwärmt Pfarrer Klaus Merkes. Die 12- bis 15-Jährigen treten unter dem Motto eines selbst gewählten Bibelverses vor den Altar und bekräftigen ihre Taufe. Jetzt dürfen sie das Amt eines Taufpaten ausüben und bei Presbyteriumswahlen ihre Stimme abgeben.

Konfirmation ist heutzutage keineswegs mehr selbstverständlich
Doch zurück auf Anfang. Konfirmation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Befestigung“ oder „Stärkung“. Der Theologe hat die Mädchen und Jungen ein Jahr lang im wöchentlichen Unterricht begleitet. Er bevorzuge diese komprimierte Form nur einen Jahres. „Da bleibt noch ein gewisser Schwung, eine Dynamik. Da taucht keiner zwischendurch ab“, so der Pfarrer. Es sei ja heutzutage keineswegs mehr selbstverständlich, von der Familie zur Konfirmation „geschickt“ zu werden. „Die kommen heute freiwillig. Trotzdem sind es 70 bis 80 Prozent der Altersstufe in der Gemeinde“, so der Theologe. Und das, obwohl das Kommen dann verbindlich ist. Außerdem werden Pünktlichkeit und die Bereitschaft, Hausaufgaben zu erledigen, erwartet.

Impulse für Glauben und Leben
Und was bietet der Pfarrer? „Ich glaube, wir können in dieser wichtigen Altersstufe Impulse für den Glauben und fürs Leben geben“, sagt Merkes. Kirche habe hier die Chance, junge Menschen zu erreichen, bevor sie sich meist wieder von der Gemeinde entfernten. Leider fehle es bei vielen Jugendlichen an den für den Glauben wichtigen Voraussetzungen aus dem Elternhaus. „Eigentlich müssten da die Wurzeln für Vertrauen und Zuversicht gewachsen sein.“
Da klingt Bedauern in Merkes Worten. Und dann doch wieder die Begeisterung für die Arbeit gerade mit dieser so widerspenstigen, oft auch unbequemen Altersstufe. Die Mädchen im Konfirmandenalter seien zwar ungemein gesprächsfähig, emotional reif, könnten besser schreiben. „Aber sie sind in ihrer Zickigkeit schon manchmal anstrengend.“ Jetzt lacht der Familienvater. Jungs machten zwar jede Menge Quatsch im Unterricht, seien aber als 14-Jährige entspannter, kooperativer. Eine bunte Mischung.

Gottesbild vom guten Hirten
Zumal, und das ist Merkes sehr wichtig, in diesen Konfirmandengruppen wohl zum letzten Mal Jugendliche ganz gleich welcher Schulform harmonisch zusammen arbeiten, geduldig aufeinander hören, zusammen etwas unternehmen. Zum Beispiel die Wochenendfahrten seien für alle die Renner gewesen.
Merkes zieht die zum Ende anonym ausgefüllten Fragebögen aus der Tasche. Als „langweilig“ kritisierten da eine ganze Reihe die obligatorischen Themenbereiche Glaubensbekenntnis oder Psalmen-Lernen. Und dann habe der eine oder andere aber gerade das dort formulierte Gottesbild vom guten Hirten unwillkürlich als nützlich für das weitere Leben genannt, liest Merkes lächelnd vor. Im Unterricht nähmen die jungen Leute endgültig Abschied vom bequemen Kinderglauben. „Und hier schreibt Einer: Ich glaube jetzt anders und schöner, als ich es erwartet hatte.“ Das freut den Pfarrer ungemein.

Zweifel zuzulassen, ist kein Problem
Aber er verschweigt nicht, dass auch bei dieser netten Truppe nicht nur einmal Dinge unfertig oder kontrovers im Raum stehen geblieben seien. „Bei mir kann es auch Anarchie geben. Kein Problem.“ Ein Konfirmand schreibe im Fragebogen, er habe den Unterricht geschätzt, weil er auch seine Zweifel zugelassen habe. Merkes seufzt. „Wenn wir diesen jungen Leuten aufzeigen, dass der Glaube für jeden von ihnen eine reizvolle Orientierung geben könnte, dann haben wir schon viel erreicht.“

Text: EKiR
Foto(s): EKiR