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Das Kölner Dreigestirn 2019 freut sich über die Beffchen-Torte.

„Hauptsache, das Kölsch, das wir trinken, hat keine Knubbel“

Die evangelischen Jecken in Köln rund um Stadtsuperintendent Rolf Domning haben ja mittlerweile Routine beim Empfang der Dreigestirne. Das tut der guten Stimmung aber keinen Abbruch: Im Gegenteil! Schon vor dem Eintreffen der Tollitäten sangen sich die Blauköpp, wie sie sich selbst nennen, durch ein Best of des vaterstädtisch-jecken Liedguts. Man fuhr im Müllemer Böötche, war ne kölsche Jung, ging en d‘r Kaygass in die Schule und träumte davon, einmol Prinz ze sin. Das alles wurde angeleitet von Zeremonienmeister Hans Mörtter, Pfarrer an der Lutherkirche in der Kölner Südstadt.

Dann füllte sich der Innenhof des Hauses der Evangelischen Kirche mit den bekannten rot-weißen Mini-Vans der Herrscher über die Narrenschar. Und die bejubelte frenetisch den Einzug von Prinz Marc I. (Michalke), Jungfrau Catharina (Michael Everhard) und Bauer Markus (Meyer). Ein Kölner Dreigestirn gab sich zum 18. Mal die Ehre in der Kartause. Nachdem Stadtsuperintendent Rolf Domning die Tollitäten formvollendet begrüßt hatte, ergriff der Prinz das Wort. „Wir haben bislang ja schon alle Katholiken abgefrühstückt, und jetzt sind wir hier bei Ihnen.“ Der Beifall des jecken Schmölzjes war ihm sicher. Als Marc I. danach an den Gottesdienst zur Sessionseröffnung erinnerte und die „guten Worte“ lobte, die der Stadtsuperintendent dort gesprochen habe, musste der kurz intervenieren: „Ich wurde da vertreten. Wir hatten Landessynode.“

Der Prinz blieb locker: „Dann hat Dein Vertreter Deine Rede aber sehr gut gehalten.“ Gelächter und tosender Applaus. Anschließend berichtete Marc I. von den sozialen Projekten, für die das Dreigestirn wirbt und Spenden sammelt. Das Kölner Dreigestirn unterstützt die „Kölschen Fründe”, einen Zusammenschluss von Unternehmen und Prominenten, die sich für sozial Benachteiligte einsetzen. Zusammen mit dem Malteser Hilfsdienst haben sie die Mittags-Tische „satt & schlau“ realisiert, eine Nachmittagsbetreuung für Grundschulkinder aus sozial schwierigen Verhältnissen. Neben diesem Projekt unterstützen sie unter anderem auch das ambulante Kinderhospiz Köln und die Opferhilfe. „Für die, die nicht das Geld haben, aber auch was tun wollen, haben wir den Leselauf“, berichtete der Prinz von dem zweiten Projekt, das sich für die Lese- und Lernfähigkeit von Kinder und Jugendlichen im Großraum Köln-Bonn stark macht. Alle Erlöse aus einer Laufveranstaltung des Verein „Rund & Ride for Reading“ fließen in dieses Projekt. Auch der Evangelische Kirchenverband Köln und Region wird beide Projekte mit einer Spende unterstützen.

„Ich habe gehört, dass die kölsche Sprache vom Aussterben bedroht sein soll“, sagte Domning und sparte nicht mit Selbstkritik: „Die evangelische Kirche ist leider auch nicht bekannt als Bollwerk für den Erhalt der kölschen Sprache. Wir sind zwar die Kirche des Wortes, aber nicht die der kölschen Sprache. Luther hat dem Volk aufs Maul geschaut. Wenn es jetzt immer weniger Menschen gibt, die dem Volk aufs Maul schauen, ist das auch für uns Protestanten eine neue Herausforderung.“ Viele Evangelische sprächen Kölsch mit Knubbele. Aber: „Das Wichtigste ist, dass das Kölsch, das wir trinken, keine Knubbele hat.“

Große Zustimmung mit Applaus im Auditorium. Dann kam für Marc I. der große Moment. Und für Beate Wegmann-Steffens, Leiterin der Verbandsverwaltung des Kirchenverbandes, in gewisser Weise auch. Sie hatte nämlich die ehrenvolle Aufgabe, dem Prinzen die Beffchentorte zu überreichen. Eine komplett schwarze Torte mit einem weißen Beffchen aus Zuckerguss. So zufrieden, wie der Prinz guckte, darf man sagen: Überraschung gelungen! Dann war Selfie-Time in der Kartause und Marc I. erfüllte zahlreiche Foto-Wünsche von den meist weiblichen Fans. Danach traf man sich zur Stärkung bei Suppe und dem einen oder vielleicht noch anderen Kölsch. Beides garantiert ohne Knubbel.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann/Sammy Wintersohl