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Kölner Ostergottesdienst aus der evangelischen Trinitatiskirche wurde live in der ARD übertragen: Es ging um „Körper, Geist und Seele“ – ein „beeindruckender und klarer Gottesdienst“

150 Jahre alt wird die evangelische Trinitatiskirche in der Kölner Innenstadt in diesem Jahr. Sie ist die erste Kirche Kölns, die ausschließlich für die Nutzung durch Protestantinnen und Protestanten gebaut wurde. Mit einem umfangreichen Programm zum Jubiläum wird das Gotteshaus das ganze Jahr über mit über 70, zumeist musikalischen Veranstaltungen (Programm: hier) allen Kölnerinnen und Kölnern nahe gebracht. An Ostermontag stand die Trinitatiskirche sogar bundesweit im Rampenlicht: Die ARD übertrug live einen Gottesdienst aus der „Jubiläumskirche“.



Hustenbonbons für Gottesdienstbesucher
Es war ein festlicher Gottesdienst, und doch gab es einige ungewöhnliche Details. Nicht nur das halbe Dutzend Kameras, das in der Kirche aufgebaut war, erinnerte daran, dass die ARD zu Gast war. Pfarrer Dr. Thomas Hübner von der Evangelischen Kirchengemeinde Rondorf bat die Anwesenden noch vor Beginn, beim Glaubensbekenntnis dieses Mal sitzen zu bleiben, da es sonst zu störenden Nebengeräuschen kommen könne. Seine Frau, eine Apothekerin, verteilte vorsorglich Hustenbonbons in den Reihen, und die Aufnahmeleitung holte Gottesdienstbesucherinnen und -besucher von hinten in die vorderen Reihen, damit die Kirche in der Übertragung noch voller aussah. Dabei war die Trinitatiskirche bei diesem Gottesdienst bis fast auf den letzten Platz besetzt. „Das alles ist dem Format geschuldet, aber lassen Sie sich davon nicht irritieren“, so Hübner zu der versammelten Gemeinde.

Predigtthema durch literarische Texte vorbereitet
„Körper, Geist und Seele“, so lautete das Thema des Gottesdienstes. Grundlage war das Lukas-Evangelium, Kapitel 12, Vers 16 bis 21. „Gibt es eine Hierarchie bei diesen dreien? Beherrscht das eine das andere? Und worin besteht die Entscheidungsfreiheit eines Christenmenschen?“, stellte Hübner vorab schon die entscheidenden Fragen. Und vor der Predigt wurden die drei Bereiche noch durch Lesungen aus literarischen Texten und dazu passende Musik illustriert.
Mit dem Körper beschäftigte sich der Text „Eine blassblaue Frauenhandschrift“ von Franz Werfel. Darin führt der 50-jährige Leonidas ein Selbstgespräch bei der Betrachtung des Körpers seiner deutlich jüngeren Frau. „Es ist der Anfang des Körperkults“, erläuterte Hübner, „die kosmetische Pflege wird so ernst genommen wie ein Gottesdienst“.
Der Geist wurde über den „Homo faber“ von Max Frisch thematisiert. In der vorgetragenen Textpassage wird nach einem Flugzeugabsturz in der mexikanischen Wüste über Glaube und Vergänglichkeit sinniert und doch fällt der Protagonist immer wieder in seine rationale, auf den Verstand konzentrierte Grundhaltung zurück.
Die Seele schließlich, die wurde im Predigttext angesprochen: In dem Gleichnis vom reichen Landwirt, der noch größere Scheunen bauen will, um weitere Güter anzuhäufen, kommt das Bedürfnis der Seele zum Ausdruck: Man kann noch so viele Schätze sammeln und ist doch nicht reich bei Gott.

„Wir sehen uns, wie Gott uns sieht“
„In diesem Gleichnis hält Jesus uns einen Spiegel vor“, nahm Hübner in seiner Predigt Bezug auf den Bibeltext. „Es ist jedoch ein Spiegel, bei dem der Blick nicht auf die Oberfläche prallt, sondern hindurchgeht. Wir sehen uns, wie Gott uns sieht.“ Es sei gleichsam ein Narrenspiegel, bei dem der Blick um uns selbst kreise. Körper und Geist auf der einen , die Seele auf der anderen Seite – „es sind diese zwei Gesprächspartner in dem Gleichnis, die auf geradezu kunstvolle Weise eingeführt werden“, betonte der evangelische Pfarrer. Und während bei erwachsenen Menschen oftmals Körper und Geist die Seele beherrschen, sie in den Hintergrund rücken, ist es bei Kindern umgekehrt: „Bei ihnen beherrscht die Seele Körper und Geist.“

Breite Beteiligung des Kirchenverbandes
An der Gestaltung dieses Gottesdienstes wirkten zahlreiche Menschen aus den Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit. Neben Pfarrer Hübner aus Rondorf waren verschiedene Chöre aus dem regionalen Bereich des Kirchenverbandes an der musikalischen Gestaltung beteiligt. Die Gesamtleitung hatte Kreiskantor Johannes Quack von der Evangelischen Gemeinde Köln, der auch auf der im Jubiläumsjahr eigens neu eingebauten Klais-Orgel in der Trinitatiskirche spielte. Die Kirchenmusikerinnen und -musiker Barbara Bannasch, Thomas Becker und Daniel F. Konrad, normalerweise in verschiedenen Gemeinden des Kirchenverbandes tätig, hatten die mehrstimmigen Liedsätze arrangiert. Die Musikerinnen und Musiker Beatrix Klein, Nicolai Pfeffer, Simon Roloff und Michael Ostrzyga, die Sopranistin Corinna Pregla sowie Schauspielerin Nicola Thomas und ihr Kollege Joachim Berger waren weitere Mitwirkende bei dem beeindruckenden und klaren Gottesdienst. Damit hat die Trinitatiskirche bundesweit eine markante Visitenkarte abgegeben.

Die Predigt des Fernsehgottesdienstes können Sie hier nachlesen.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Fleischer