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Kein Tabuthema in evangelischen Gemeinden: „Gewalt gegen Frauen und Mädchen“ – die Ausstellung „Mein Beitrag für Köln – eine Seite gegen Männergewalt“ ist ab 15. Januar im Haus der Evangelischen Kirche zu sehen

Die im Jahr 2001 vom Kölner „Aktionsbündnis zum 25.11. – gemeinsam gegen Männergewalt gegen Frauen e.V.“ entwickelte Ausstellung lädt zum Mitmachen ein. Kölner Bürgerinnen und Bürger werden um einen eigenen Beitrag zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ gebeten. Die eingereichten Texte, Gedichte, Bilder oder Collagen werden gesammelt und zu Büchern gebunden. Besonders eindrückliche Beiträge werden zu Plakaten hochkopiert und ausgestellt. Nachdem die Ausstellung unter anderem bereits an mehreren Schulen, den Bezirksämtern und im Rathaus der Stadt Köln zu sehen war, wurde sie im Jahr 2006 durch Vermittlung des Frauenreferates im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region auch in sechs verschiedenen evangelischen Kirchengemeinden von Köln und Region gezeigt. Die Schirmherrschaft für die Ausstellung hat Superintendent Rolf Domning übernommen.

Von Montag, 15. Januar bis Freitag, 2. Febraur, ist die Ausstellung nun zu den üblichen Öffnungszeiten im Haus der Evangelischen Kirche, Kartäusergasse 9-11 in der Kölner Südstadt zu sehen.

Wo die Aussstellung bisher zu sehen war
Verbunden wurde die Ausstellung im letzten Jahr in den evangelischen Gemeinden Köln, Pesch, Worringen, Mülheim, Lindenthal und in den evangelischen und katholischen Gefängnisgemeinden in der Justizvollzugsanstalt Ossendorf mit besonderen Gottesdiensten, Vorträgen und Workshopangeboten.

„Gewalt an Frauen ist feige!“
„Gewalt ist keine Lösung“ zu diesem Thema haben beispielsweise Jugendliche aus Köln-Pesch im Konfirmandenunterricht Bilder und Texte gestaltet. So schreibt ein 13-jähriges Mädchen „Gewalt an Frauen ist feige!“ und ein anderes gleichaltriges Mädchen fordert in ihrem Beitrag „Nicht nur gucken, sondern handeln!“. Ein ganzes Buch mit den gesammelten Beiträgen von Konfirmandinnen und Konfirmanden, von Frauenkreismitgliedern und Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern konnte inzwischen gebunden werden.

„Sprich mit ihr!“
Besonders beeindruckend waren für die Verantwortlichen zwei Workshopangebote in der Justizvollzugsanstalt Ossendorf. Mitglieder des Kölner Aktionsbündnisses und der Gefängnisseelsorge arbeiteten mit inhaftierten Männern und Frauen in getrennten Gruppen am Thema „Gewalt gegen Frauen“. Auch hier entstand ein eigenes Beitragsbuch. In der Frauengruppe wurde schnell deutlich, dass fast alle Teilnehmerinnen eigene Gewalterfahrungen mitbrachten. „Sprich mit ihr – ich hatte oft das Problem, dass zu wenig in meiner Beziehung geredet wurde, das führte sehr oft zu häuslicher Gewalt“ lautet einer der gesammelten Beiträge. Eine 35-jährige Inhaftierte schreibt: „Ich hatte meine Selbstachtung so verloren, dass ich nicht mehr in den Spiegel gucken konnte“. Und ein 25 Jahre alter Mann meint in seinem Beitrag: „Gewalt kann man nicht entschuldigen, aber die Umstände, die dazu geführt haben, kann man besprechen und bearbeiten, damit es keine Optionen mehr gibt.“ „Ein wenn auch anstrengender, so doch auch ein sehr nachdenklich machender, ein gewiss noch lange nachklingender, ein erfolgreicher Tag.“, so resümiere eine der inhaftierten Frau den Workshoptag rund um das Thema „Gewalt gegen Frauen und Mädchen“.

Fazit
Endstation der „Ausstellungskarawane“ ist nun das Haus der Evangelischen Kirche, hier ist die Ausstellung noch bis 2. Februar 2007 zu sehen. Das vorläufige Fazit der Frauenreferentin Christina Schlarp: „Eine wenn auch anstrengende, so doch auch sehr erfolgreiche Ausstellungsreihe, die nachdenklich machte und hoffentlich noch lange nachklingt, so kann man auch die Ausstellungkarawane durch Kölner Kirchengemeinden zusammenfassen und hoffen, das das Thema ‚Gewalt gegen Mädchen und Frauen‘ im Blick bleibt.“

Text: Christina Schlarp
Foto(s): Evangelische Kirchengemeinde Köln-Pesch