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Kartäuserkirche: größte Orgel evangelischer Kirchen Kölns restauriert

In einem festlichen Abendgottesdienst nahm der Bezirk der Evangelischen Gemeinde Köln rund um die Kartäuserkirche in der Südstadt jetzt endlich ihre Orgel nach monatelangen Arbeiten wieder in Dienst. Gemeinsam mit Stadtsuperintendent Rolf Domning, Pfarrer Mathias Bonhoeffer und Kantor Thomas Frerichs feierten mehr als 300 Gottesdienstbesucherinnen und -besucher die Wieder-Indienststellung und damit das Ende der mehrmonatigen, orgellosen Zeit.



Ein schützenswertes Klangdenkmal der „Orgelbewegung“
Das wertvolle, nach Aussage der Gemeinde in Nordrheinwestfalen einzigartige Instrument aus der Kölner Orgelbaumanufaktur Willi Peter ist bereits im Jahr 1960 erbaut und fünf Jahre später um eine zusätzliche Chororgel erweitert worden, die gleichermaßen in der Kartäuserkirche selbst als auch in der seitlichen Marienkapelle zu hören ist. Zu diesem Instrument gehören nicht nur über 4000 Pfeifen, die zusammen etwa 60 Register ergeben, sondern auch ein integriertes Glockenspiel. Bis heute ist die großzügig bemessene Peter-Orgel der Kartäuserkirche die größte Orgel einer evangelischen Kirche in Köln. So beeindruckend eine viermanualige Orgel mit knapp 60 Registern auch sein mag, die Größe des Instrumentes allein ist nicht das, was die Orgel der Kartäuserkirche zu etwas Besonderem macht. Vielmehr stellt die Kartäuserorgel ein schützenswertes Klangdenkmal der sechziger Jahre und somit der späten Orgelbewegung in Deutschland dar. Dies führte Manfred Schwarz, Orgelbausachverständiger der evangelischen Kirche, der das Projekt künstlerisch und technisch betreut hat, in seinem Festvortrag eindrucksvoll aus.
Die Orgelbewegung nahm bereits in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts bei Albert Schweitzer ihren Anfang. Diese damals begonnene Rückbesinnung auf den Orgelbau und die Klangideale der Barockzeit stellt als Teil der sogenannten „historischen Aufführungspraxis“ einen wichtigen Meilenstein in der Musikpflege dar. Ihre Errungenschaften prägen bis heute den gesamten europäischen Orgelbau und somit auch unsere Hörgewohnheiten.

Große Namen
Kein Geringerer als der damalige Kölner Orgelprofessor Hans Klotz nahm 1960 die klangliche Disposition der Orgel in der Kartäuserkirche vor. Der renommierte Organist und Lehrer ließ sich bei der Wahl der Register und der Berechnung der Mensuren von der Idee leiten, ein modernes Instrument zu schaffen, auf dem Werke des 18. Jahrhunderts gültig interpretiert werden können und zugleich Kompositionen der französischen Tradition und die (damals) neue Musik sehr gut darstellbar sein sollten. Auch berühmte Organisten wie Marcel Dupré haben auf diesem Instrument gespielt.

Ein „Zentrum der Orgelkultur in Köln“
Die langjährigen Kantoren der Kartäuserkirche Wolfram Gehring und Peter Neumann konnten mit diesem Instrument die Kartäuserkirche über Jahrzehnte zu einem bemerkenswerten Zentrum der Orgelkultur in Köln machen; das Instrument wurde auch über Jahrzehnte von den Studierenden der Musikhochschule genutzt. An diese Tradition kann nun – fünfzig Jahre nach der Erbauung – erneut angeknüpft werden. Im Rahmen der Grundsanierung – die Kosten beliefen sich auf 130.000 Euro – haben die Orgelbauer der Firma Peter „ihre“ Orgel komplett auseinander genommen, alle Pfeifen gereinigt und frisch intoniert, die Windladen und den Spieltisch überholt, die mechanische Traktur sauber reguliert, alle Verschleißteile ausgetauscht und auch einen neuen Computer – die sogenannte Setzeranlage – eingebaut, die es möglich macht, zahlreiche Registerkombinationen einzuspeichern. Die klangliche Ausrichtung des Orgelwerkes – dies war den Orgelbauern wie auch dem Sachverständigen Manfred Schwarz ein besonderes Anliegen – wurde ohne Veränderungen wieder rekonstruiert und somit für die Zukunft bewahrt.

Führung zur Peter-Orgel in der Kartäuserkirche
Wer die Orgel gern selbst noch mit weiteren Erklärungen in Augenschein nehmen möchte, dem sei ein Rundgang der AntoniterCityTours mit Klangproben von Kantor Thomas Frerichs und Erläuterungen von Stadtführer Günter Leitner am Mittwoch, 14. Dezember, ab 19 Uhr, in der Kartäuserkirche in der Kölner Südstadt, Kartäusergasse 7, empfohlen.

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Spieler