You are currently viewing Jubilate Forum Lindlar mit Posaunen und Sonne eingeweiht

Jubilate Forum Lindlar mit Posaunen und Sonne eingeweiht

Da passte alles: Die Jubilate-Singers sangen „His Name Will Shine“ und dazu strahlte die Sonne vom perfekt blauen Himmel, als wolle sie bei der Einweihung des neuen „Jubilate Forum Lindlar“ das unterstreichen, was das neue Zentrum will: in die Gemeinde und den Ort strahlen, durch Ausstrahlung zum Anziehungspunkt für Menschen aller Couleur werden – als Treffpunkt, als Ort der Begegnung, als Netzwerkknoten fürs Helfen und Geholfen-Werden. „Menschen – Vielfalt – Begegnung“ ist das Motto des modernen und architektonisch reizvollen Gemeindezentrums. Einen Vorgeschmack bekamen die Gäste gleich bei der Eröffnung Ende März. Denn Menschen aller Generationen waren gekommen, um das Gebäude zu erkunden, so viele waren es, dass Häppchen und Kuchen wie die Kälte in der Frühlingssonne schwanden. „Das ist ja überwältigend!“, staunte Luise Wargowske aus Frielingsdorf.

Ein „selbstbewusstes Statement der Gemeinde“ vor Ort
Pfarrer Friedemann Knizia hatte bei der Begrüßung in der Kirche bereits festgestellt, dass der Gottesdienstbesuch historisches Ausmaß angenommen habe. Viele mussten stehen, um dabei sein zu können, wie die Jubilate-Singers und Pfarrer Stephan Romot den Festgottesdienst gestalteten, wobei etlichen bereits aufgefallen war, dass Romots vor fast sechs Jahren eröffnetes Schmitzhöher Gemeindezentrum durch einen satten Rotton mit dem neuen Haus Auf dem Korb farblich verbunden ist.
Gespannt waren viele auf die Festpredigt von Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Angesichts der Katastrophen in Japan und anderen Ecken der Welt verstand es die Pfarrerin einfühlsam, den Bogen zwischen Trauer und Freude zu schlagen. Grundlage ihrer Festpredigt war Römer 12, 9-13. Sie riet in Paulus‘ Sinne: „Fröhlich sein mit den Fröhlichen, traurig sein mit den Traurigen. Es gehört beides zusammen.“ Sie regte an, diese „Haltung des Paulus mit hineinzunehmen“ in den Festtag, der trotz „eines vielleicht schwarzen Horizonts ein besonderer Festtag“ sei, und diese Haltung auch im Jubilate Forum zu leben. Das neue Haus selbst charakterisierte sie als „ein sehr selbstbewusstes Statement der Gemeinde hier vor Ort“, als „ein wunderschönes Zeichen“. Es sei wunderbar mitzuerleben, „wie so eine Vision langsam Gestalt annimmt“, zollte sie der zehnjährigen Planungs- und Bauphase Respekt. Auch für die Kirchenleitung sei dieser Tag etwas Besonderes, denn: „Jubiläen haben wir viele, aber Einweihungen sind wirklich zur Seltenheit verkommen.“

„Das ist ja toll geworden!“
Unter Posaunenklängen spazierten die rund 400 Gottesdienstbesucher gegen 15 Uhr auf die andere Platzseite zum Jubilate Forum, wo Pfarrer Friedemann Knizia flugs das symbolische Band zerschnitt, damit die Gäste eintreten und sich mit Speis und Trank stärken und ihre Neugier stillen konnten. Viele Ahs und Ohs honorierten den langen Atem der Evangelischen Kirchengemeinde Lindlar, die oberhalb des Ortskerns durch die versierte Umsetzung des örtlichen Architekturbüros Harms + Partner einen architektonischen Blickfang geschaffen hat. Kubische Formen und klare Linien, gekrönt vom weithin sichtbaren Pyramidendach, bilden einen ansprechenden Kontrapunkt zur denkmalgeschützten 50er-Jahre-Kirche. Dass der gläserne Aufzug noch nicht fertig war, der den neuen Treffpunkt barrierefrei an den Ort anbindet, tat der Begeisterung keinen Abbruch. „Das ist ja toll geworden“, lobte Luise Wargowske, die den Bau mit verfolgte und nun über den fantastischen Ausblick auf Lindlar staunte, den die weitgehend verglasten Wände des großzügigen Café-Bereichs ermöglichen. Bei schönem Wetter lässt sich künftig auch draußen sitzen. „Ich sehe hier eine Bühne“, ließ die 80-Jährige ihren Blick wohlwollend schweifen. Sicher werde sie bei interessanten Angeboten öfters herkommen.

Ein eigener Bereich für Jugendliche
Während sich Gäste im großen Foyer die Fotoausstellung zum Baufortschritt ansahen und andere das neue Gemeindebüro rechterhand des Eingangs inspizierten, hatten Jugendliche bereits ihr Terrain im Untergeschoss erobert. Im dort separaten Bereich können sie künftig mit Küche, Gärtchen und Grillecke verschiedene Angebote nach eigenem Gutdünken schaffen – auch mit Begleitung des neuen Jugendmitarbeiters Daniel Drewes. Zur Einweihung mixten sie alkoholfreie Cocktails und drei ehemalige Konfirmandinnen waren sich einig: Dies Haus sei „toll geworden – ein Highlight“.

Netzwerkknoten fürs Miteinander
Auch die offiziellen Gäste und Festredner zeigten sich vom Gebäude beeindruckt, dessen 1,3 Millionen Euro Baukosten die Evangelische Kirchengemeinde Lindlar fast komplett selbst finanzierte – mit Hartnäckigkeit und Kreativität. „Stolz auf dieses Forum“ verspürte bei der Einweihung denn auch der stellvertretende Bürgermeister Manfred Kümper. Andrea Vogel, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, fand das Ergebnis „wunderschön“ und wünschte „ein gutes Gestalten für die kommende Zeit“.
Auch Mitglieder der katholischen und moslemischen Gemeinde brachten Grüße, Geschenke und Ideen mit. Und natürlich resümierten Pfarrer Friedmann Knizia sowie die Architekten Dirk Harms und Kirsten Schou-Harms ihre lange Zusammenarbeit, an deren Ende dieser eindrucksvolle „Netzwerkknoten fürs Miteinander“ steht, wie der Pfarrer das Zentrum pointiert nannte. Dort solle das soziale Kapital gehandelt und das gesellschaftliche Lebensumfeld mitgestaltet werden. „Weite und geistige Freiheit“ solle es ausstrahlen.

Versammlungsort und Kultur, Kreativität und Begegnung
Der Name Jubilate Forum ist dabei Programm: Das Haus soll Versammlungsort sein – wie bei den Römern das Forum. Geht es nach Ursula Knizia, die als Koordinatorin die Angebote im Jubilate Forum zusammenstellt, wird dies konkret durch verschiedenartige Komponenten. Ob Kleinkunst, Musik, Handarbeitskreise, Vorträge oder Kochkurse: Vieles ist unterm Pyramidendach bereits geplant, noch mehr ist möglich. Jeder kann sich einbringen, neue Ideen sind erwünscht. Denn seit der Eröffnung steht das Jubilate Forum Lindlar allen offen.

Text: Ute Glaser
Foto(s): Glaser