„Somewhere over the Rainbow“, „What a wonderful World“ und „My funny Valentine“ – mit solchen Jazz-Klassikern untermalten Melanie Eberhard, Gesang, und Kantor Thomas Becker am Klavier den Gottesdienst in der evangelischen Pauluskirche in Köln-Dellbrück. Im Einklang mit den entspannten Songs beschäftigte sich die Predigt mit dem Thema Gelassenheit. „Das werden Sie jetzt kaum glauben, aber die Texte und Lieder waren nicht aufeinander abgestimmt – trotzdem passte es doch hervorragend zusammen“, freute sich Pfarrer Klaus Völkl am Ende.
Mit Texten, die die Schönheit der Welt und die Liebe unter den Menschen in den Blick rückten, hatte das Musikduo genau den richtigen Ton getroffen, der von den Gemeindegesängen wunderbar ergänzt wurde: „Morgenlicht leuchte“ sang die Gemeinde aus dem Evangelischen Gesangbuch, worauf Pfarrer Völkl den neuen Tag als Geschenk Gottes begrüßte. Anschließend ging es um die Erfahrung, dass die Welt manchmal gar nicht so „wonderful“ aussieht: „Der Alltag kann uns auffressen – manchmal hilft dann ein neuer Blickwinkel.“
Die Gesichter der Gelassenheit
In seiner Predigt sprach der Gemeindepfarrer die verschiedenen Gesichter der Gelassenheit an. Das Loslassen gehört dazu, aber auch, Sachen hinter sich zu lassen, die Lässigkeit und das Sich-Einlassen. „Wie sollen wir aber angesichts der vielen Krisen in der Welt und so mancher Probleme in uns selbst gelassen bleiben?“ Eine Antwort gab wiederum ein Lied. „Ich möcht‘, dass einer mit mir geht" von Hanns Köbler, im Gesangbuch unter der Nummer 209 zu finden, zeige, dass uns menschliche Gesellschaft und Zuneigung weiterhelfen, und dass Verlass auf Gottes Gegenwart sei. „Hier liegt der Schlüssel, die frohe Botschaft begraben, die uns Vertrauen schenkt“, so Völkl. Und wenn es mal wieder hoch hergeht und sich der Gedanke einschleicht, „Herr, gib mir Geduld, aber bitte sofort“, dann erinnert die Besucherinnen und Besucher des Jazzgottesdienstes von nun an ein kleiner Zettel – für die Jackentasche, das Portemonnaie oder die Handyhülle – an ein simples Gegenrezept: Gelassenheit.
Jazz: eine starke Klangsprache
Die Musiker im Jazzgottesdienst schien jedenfalls kein Lampenfieber aus der Ruhe zu bringen. Melanie Eberhard interpretierte die Jazzklassiker mit sicherer und einfühlsamer Stimme, die die Besucher mit jedem Song zum Träumen brachte. Thomas Becker begleitete sie kunstvoll am Klavier und beeindruckte mit dem Vorspiel zum Gemeindelied „Wunderbarer König“, einer jazzigen Improvisation, aus dem sich nach und nach die Melodie des Kirchenliedes herausschälte. Seit sie sich bei einer Veranstaltung zur intuitiven Musik von Markus Stockhausen begegnet sind, musizieren die beiden häufiger zusammen und traten bereits bei der letzten Dellbrücker Jazzmeile auf.
Beteiligung hat Tradition
Überhaupt hat die Beteiligung der Dellbrücker Kirchengemeinden an der Jazzmeile Tradition: „Wir geben hier in der Pauluskirche jedes Jahr am Freitagabend ein Konzert und haben samstags ein weiteres Konzert vom Veranstalter DellJazz zu Gast, worauf dann der Jazzgottesdienst am Sonntag folgt.“ Parallel fanden auch in der evangelischen Christuskirche und der katholischen Pfarrkirche St. Joseph Jazzgottesdienste statt. Thomas Becker meinte: „Ich habe Klavier und Komposition studiert und mir außerdem autodidaktisch den Jazz erschlossen – eine wichtige und ungeheuer ausdrucksstarke Klangsprache.“
Noch mehr Musik in Dellbrück
Die 20. Dellbrücker Jazzmeile fand vom 27. bis zum 30. 2016 Oktober statt. Unter der Rubrik „… zwischen den Meilen“ finden Interessenten jedoch das ganze Jahr über Konzerte und die monatlichen Jazz-Sessions des Fördervereins Dellbrücker Jazzfreunde, zum Beispiel das vorweihnachtliche Konzert „In Dixie Jubilo“ in der Christuskirche. Am 24. November treten dort die Atlanta Jazzband feat. Christina Schröder und der Posaunenchor Heilix Blechle auf.
Die Uraufführung von Thomas Beckers neuem Werk „Magnificat“ ist am Samstag, 3. Dezember, 19 Uhr, in der Kölner Trinitatiskirche zu erleben. Am Mittwoch, 14. Dezember, 18 Uhr, folgt eine zweite Aufführung in der Dellbrücker Christuskirche.
Foto(s): Kristina Pott