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Bobbycar als Motivationsvehikel zum Kircheneintritt?

Nachdem es die Mitglieder-Werbung der Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich mit Hilfe einer – vom ADAC abgeguckten – Prämien-Aktion nun sogar in die Schlagzeilen von SPIEGEL ONLINE und letzte Woche auch in die Nachrichten einiger TV-Privatsender gebracht hat, nimmt Stadtsuperintendent Rolf Domning Stellung auf www.kirche-koeln.de:

„Das gute alte Bobbycar als Motivationsvehikel für Menschen und Gemeinden, die missionarisch-volkskirchlich mal richtig Gas geben wollen? Ich glaube und hoffe mal nicht, dass die Idee vom Prämienauto viele Nachahmer finden wird.

Auch wenn ich das richtig gut finde, dass in der Gemeinde Lechenich die Aktiven ihre Kirche wieder ins Gespräch bringen wollen! Sie sind überzeugt: Die Gemeindearbeit ist kreativ und engagiert; da ist es schade, dass der Trend in den letzten Jahren leider in die andere Richtung weist.

Aber: Prämien ausloben für erfolgreiche Mitgliederwerbung? Da gibt es große Bedenken! Prämie hin, Prämie her, die neu-geworbenen Gemeindeglieder sollen schließlich auch wissen, was es bedeutet, wenn sie im Gottesdienst eingeladen werden, das Glaubensbekenntnis mitzusprechen: „Ich glaube an Gott“.


Ausschnitt aus dem Flyer zur Mitgliederwerbung

In unserer Kircheneintrittsstelle an der Antoniterkirche, das ist bekannt, da machen es sich die Menschen nicht immer leicht mit dem Eintritt oder auch Wiedereintritt in unsere Kirche. Hier ist die Kontaktaufnahme unkompliziert möglich.

Seit gut zehn Jahren nutzen Männer und Frauen, manchmal sehr zaghaft und nach mehreren Anläufen, das Angebot zum Gespräch. Dort werden sie dann mit ihren Wünschen, Hoffnungen, aber auch mit ihren Ängsten, seelsorglich begleitet.

In der Kircheneintrittsstelle, aber auch in unserer gemeindlichen Arbeit wollen wir überzeugend für das Evangelium eintreten. Unsere Arbeit, unser Engagement, vieles ehrenamtlich, kann Anreiz genug sein, Ansprechpartner für Suchende und Zweifelnde zu werden. Mir behagt die Vorstellung nicht, unsere Kirche mit den Strategien von Zeitungsverlagen oder denen eines Automobilclubs neu zu beleben.

Was dort vielleicht erfolgversprechend und passend ist, ist nicht unbedingt auf unsere Verhältnisse übertragbar. Auch wenn die Motive der Verantwortlichen gut und nachvollziehbar sind: Das Evangelium kann aber so leicht zu einem Produkt werden, das dann weder mit dem Reich Gottes noch mit unserem Glauben in Verbindung gebracht werden kann.

Diese Verknüpfung kann für unsere Kirche nicht der richtige Weg zu sein. Alle Werbung, die es sicher auch in unserer Kirche geben muss, ist immer eine Gratwanderung. Dessen müssen wir uns als Kirche, die missionarisch Volkskirche sein will, bewusst sein.

Im Wissen um die bedingungslose Menschenliebe und Menschenfreundlichkeit Jesu, sind wir auch heute noch immer dazu aufgerufen, die Botschaft des Evangeliums von der freien Gnade weiterzusagen. Die passt für mich einfach nicht mit einer Werbeprämie zusammen. Ich bin mir sicher, es geht auch ohne!“

Rolf Domning, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region

Text: APK
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