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„In Bewegung bleiben“

„Es fühlt sich an wie eine richtige Frauentagsgemeinde“, freute sich Kirchenmusikerin Barbara Bannasch aus Zollstock. Die singfreudigen Frauen auf dem Frauentag stimmten beherzt unbekanntere Lieder an und bewältigten sogar einen vierstimmigen Kanon. Seit 21 Jahren gibt es diesen Tag nur für Frauen, der traditionell am letzten Samstag im Januar stattfindet und Barbara Bannasch gehört seit vielen Jahren zum Vorbereitungsteam. Die Mischung der Besucherinnen ist bunt, das Altersspektrum reicht von 30 bis 80 Jahre. Für einige Besucherinnen ist der Frauentag „ein bisschen wie ein Familientreffen“.

In vieler Hinsicht beweglich werden und bleiben
Das Programm orientierte sich am diesjährigen Motto, „in Bewegung bleiben“. „Wir sind auf das Thema gekommen, weil wir gedacht haben, dass die Lebenssituation vieler Menschen heute von viel Bewegung geprägt ist“, erzählte Almuth Koch-Torjuul, Pfarrerin aus Frechen. Sie leitet das Organisationsteam aus rund zehn ehren- und hauptamtlichen Frauen seit vielen Jahren. Zum einen werde im Berufsleben von den Familien eine hohe Flexibilität verlangt, so Koch-Torjuul. Das könne Menschen herausfordern, aber auch überfordern. Andererseits werden in unserer Gesellschaft Gefühle verdrängt oder kontrolliert und der Umgang mit Emotionen wenig geübt, „und da dachten wir, es sei auch gut, dem Thema innere Bewegung Raum zu geben“. Und zum dritten gehe es auch darum, in jeder Lebensphase, gerade wenn man älter wird, zu schauen, wie man beweglich bleiben könne. Rund um diese drei Aspekte wurden dann die Angebote aus den Bereichen Kultur, Psychologie und Religion entwickelt.

Eine getanzte Maria und blaue Reiter
Seit 25 Jahren leitet Marlene Lautze den „Arbeitskreis Biblischer Tanz Bonn“. Gemeinsam mit 12 weiteren Tänzerinnen stellte sie ausdrucksstark Stationen aus dem Leben der Maria in einer beeindruckenden Tanzperformance nach. In ihrem ausgebuchten Workshop versuchten die Frauen später, sich einem Text des Propheten Hesekiel tänzerisch anzunähern und nachzuspüren. Suyin Scheid-Hennig gehört auch dem Vorbereitungsteam des Frauentages an. Sie nahm die Frauen mit auf die Spuren der Kunst des Aufbruchs, den Künstlerinnen des „blauen Reiters“. In ihrem Workshop griffen die Frauen zu Stift und Kreide. „Und manchmal entdeckt eine Frau in einem solchen Malkurs ihre verborgenen Talente neu und beginnt auch zu Hause zu malen. Das freut mich als Seminarleiterin dann natürlich sehr“, sagte Scheid-Hennig.

Versteckte Potentiale?
Der Frauentag soll so bleiben, wie er ist, meint Koch-Torjuul. „Die Frauen nutzen diesen Raum, sie genießen das und bringen ihre Lebenserfahrungen ein. Oder es wird ganz intensiv oder auch gespannt das Bühnenprogramm gesehen. Da spürt man, dass die Teilnehmerinnen was erleben und dafür lohnt sich die ganze Arbeit. Ich denke schon, dass es lohnenswert sein könnte, einzelne Projekte aus dem Frauentag zu entwickeln. Immer mal wieder“. Vielleicht schon auf dem nächsten Frauentag am 31. Januar 2015.

Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Jutta Hölscher