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Haus Wiesengrund: Viel Neues beim Tag der offenen Tür

Das ganze Haus duftet nach Weihnachtsplätzchen, vom Keller bis zum Dachboden des Fachwerkhauses mit seinen putzigen Zimmern unter dem Dach. Der helle, gläserne Eingang befindet sich im Neubau und – nicht im wörtlichen, aber übertragenen – Sinn: Alle Türen sind weit geöffnet. Es ist Anfang Dezember, Tag der Offenen Tür im Haus Wiesengrund, dem Tagungs- und Gästehaus des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region. Bei Schnee ist das Haus im Nümbrechter Stadtteil Überdorf mindestens so einladend wie im Sommer. Idyllisch die fast unberührte Schneelandschaft, die winterlichen Tannen- und Laubbäume, die Eiszapfen vor den Fenstern. Warm und heimelig im Haus drinnen – fehlt eigentlich nur noch der offene Kamin. Das aber macht die Küche des Hauses mit Leichtigkeit wett: Nicht nur beim Plätzchenbacken, sondern auch in der Zubereitung aller warmer Mahlzeiten, wobei man seit kurzem verstärkt auf biologische Landwirtschaft setzt.

Fast 60 Jahre Geschichte
Zum Tag der Offenen Tür hatten sich die sieben Mitarbeitenden besonders viel Mühe gegeben: Da erzählte eine selbst recherchierte und zusammengetragene, auf variablen Stellwänden präsentierte Ausstellung mit Fotos, Postkarten, Zeitungsartikeln und weiteren Original-Dokumenten von der fast 60-jährigen Geschichte des Hauses. Dass man im Jahr 1952 in diesem Freizeitheim in „Überdorf über Marienberghausen“ in einem der 12 Zimmer für ganze 7,50 D-Mark inklusive drei warmer Mahlzeiten unterkommen konnte – eine Postkarte mit Grüßen aus Überdorf zeigt das damalige Haus, das im Wesentlichen nur aus dem noch heute erhaltenen „Kern“ des schmucken Fachwerkhäuschens bestand.

Der Verwaltungsleiter des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, Wolfgang Overhoff (l.) und Jürgen Lauff beim Betrachten der historischen Ausstellung.

1950 beauftragte der Evangelische Kirchenkreis Köln (der Vorläufer unseres heutigen Verbands) seinen Kreissynodalvorstand damit, „ein Freizeitheim für Erwachsene zu errichten“. 1963 begann man mit dem Anbau und dem Bau der Kapelle, die noch heute zum Haus gehört und von den Gästen gern genutzt wird. 1964 wurde das „Projekt“ an den damals gerade gegründeten Evangelischen Stadtkirchenverband Köln übergeben. 1965 waren Anbau und Kappelle fertig. Anfang der 90-er Jahre waren weitere Um- und Ausbaumaßnahmen notwendig, die von der Antoniter Siedlungsgesellschaft durchgeführt wurden, 1993 konnte der Architekt dem damaligen Stadtsuperintendenten Manfred Kock den großen goldenen Schlüssel zum Betreten des nun im heute noch bestehenden Zustand ertigen Hauses überreichen. Auch dieser Schlüssel liegt unter den Ausstellungsstücken: „Das ist unserer Krämerseele zu verdanken, dass wir das gute Stück so lang verwahrt haben“, sagt der Leiter von Haus Überdorf, Jürgen Lauff, augenzwinkernd.

Gut verwahrt: Der Goldene Schlüssel

Viele neue Details machen das Haus noch einladender
Eine Krämerseele im Sinne von „geizig“ ist aber ganz bestimmt nicht der vorherrschende Eindruck in Haus Wiesengrund. An vielen Stellen wurde investiert, die Tagungsräume sind neu ausgestattet mit Stühlen und variablen Raumteilern, die auch als Pin- oder Projektionswand dienen können und auf ihrer Rückseite aus Schränken bestehen. Auch manche technischen Nutzungsmöglichkeiten sind neu oder noch nicht so bekannt: Etwa der Buchungskalender im Internet, mit dem sich sofort feststellen lässt, ob und wann noch wie viele Zimmer frei sind. Fernseher und Beamer in den Tagungsräumen oder der PC mit kabellosem Internetzugang im Foyer, der von allen Gästen genutzt werden kann. Wer seine Informationen lieber auf Papier möchte, wird ebenfalls reichlich bedient: Wöchentlich wechselnde Aushänge im Eingangsbereich informieren über das aktuelle Geschehen im gesamten Kirchenverband Köln und Region, Informationen zum Verband und zum Haus hängen ebenfalls an prominenter Stelle aus.
Den von den Mitarbeitenden selbst zusammengestellten Mappen mit Freizeit-Tipps im Umfeld von Überdorf sieht man schon von weitem an, wie viel Arbeit darin steckt: Ein ausführlicherer, liebevoller zusammengestellter Freizeitführer zu dieser Region des Bergischen Lands lässt sich kaum vorstellen. Eine kleine Auswahl davon findet sich auch im Internet, hier.

Es gibt eine Menge Freizeitmöglichkeiten
„Freizeit“ ist natürlich ein weiteres, wichtiges Stichwort für Haus Wiesengrund: Dass in einem der Kellerräume ein regelmäßig gestimmtes, gern und viel genutztes Klavier steht, mag im Freizeithaus eines evangelischen Trägers vielleicht nicht überraschen. Weiter gibt es ein Tischfußballspiel, überdachte und offene Terrassen und ein weites Außengelände mit einem Biotop, das gemeinsam mit Naturschutzverbänden auch schon mal von den Kindern einer Gemeindefreizeit „aufgeräumt“ wird. Auch darüber informierte der ausgestellte historische Überblick: Wie beispielsweise eine Gemeindefreizeit unter dem Motto: „Die ganze Familie ist ein Biotop“ kurzerhand nach Überdorf verlegt wurde – was vor allem den Kindern sichtlich Spaß machte, wie die ausgestellten Fotos dieser Aktion belegen. Doch in puncto Freizeit ist noch viel mehr möglich: Vom komplett organisierten Tag im Freien, inklusive Picknick auf einer Wiese im schönen Bergischen Land und einem Grillabend auf der Terrasse von Haus Wiesengrund bis zu anderen Gruppenausflügen aller Art: „Wir vermitteln alles gern“, betont Jürgen Lauff.

Ein ausgezeichneter Betrieb und seine Kooperationspartner
Dass für all diese Arbeit das Haus Überdorf den „Smiley“ bisher als einziges evangelisches Tagungshaus bereits zum zweiten Mal in Folge erhalten hat, verwundert da nicht. Der „Smiley“ ist die amtliche Auszeichnung für gute Lebensmittelbetriebe – doch dabei wird nicht nur der Umgang mit Lebensmitteln bewertet, auch der bauliche und hygienische Zustand der Räumlichkeiten, das hygienische Verhalten im Umgang mit Lebensmitteln, die Personalhygiene, oder die Einhaltung lebensmittelrechtlicher Bestimmungen sowie das Eigenkontrollsystem gehen in die Bewertung ein.
Weiter waren beim Tag der Offenen Tür Kooperationspartner und Künstler zu sehen: Sei es der biologisch arbeitende Fleischvertrieb, mit dem das Haus nun ausschließlich zusammen arbeitet, kleine Holz-Kunstwerke oder -Gebrauchsgegenstände zum Verkauf in einer Vitrine, die Bilder von Dorothee Kruse, die in einer Dauerausstellung im Haus hängen oder Informationen über die Reinigungsfirma, mit der man zusammenarbeitet…

Ab jetzt in jedem Zimmer: Foto-Collagen von Verbandskirchen
Das Highlight dieses Tags der Offenen Tür war aber ohne Frage die Foto-Serie von 44 Verbandskirchen, die die renommierte Fotografin Celia Körber-Leupold in einem Dreivierteljahr ehrenamtlicher Arbeit für das Freizeithaus gestaltet hat: Nun hängt in jedem Zimmer eine Collage von ein oder zwei Kirchen des Verbands, mit Innen- und Außenaufnahmen, teilweise mit historischen Fotos vom Baubeginn in der 60er Jahren und zahlreichen aktuellen Bildern, immer mit einer „Biografie“ der jeweiligen Kirche versehen, von der Künstlerin selbst verfasst. Die Auswahl der Kirchen hat Jürgen Lauff vorgegeben – und er ist dabei ganz subjektiv verfahren: „Es wurden nur Gemeinden ausgewählt, die regelmäßig bei uns zu Gast sind“, sagt er. Und stellt gleich fest. „Nachdem ich diese Fotos gesehen habe, bekam ich große Lust, sofort nach Köln zu fahren und mir einige der Kirchen selbst anzusehen.“

Celia Koerber-Leupold vor einer ihrer Foto-Collagen

Auch andere, durchweg positive Reaktionen, auf die neue künstlerische Zimmergestaltung gab es bereits: Manche waren erstaunt über die Aktualität der Aufnahmen: „Der Vorplatz wurde doch erst vor einigen Wochen neu gestaltet“, rief ein Gast erstaunt aus. Kein Wunder: Körber-Leupold begleitet die Verbandskirchen mit ihrer Kamera bereits seit den 60er Jahren regelmäßig. Doch für die Serie in Haus Wiesengrund ließ sie es sich nicht nehmen, alle Kirchen noch einmal anzufahren, um zu sehen, ob – und was – sich vielleicht in den letzten drei Jahren verändert hat. Denn bereits im Jahr 2007 hat sie eine Foto-Tour durch alle Verbandsgemeinden gemacht: Im einzigen Buch mit allen Verbandskirchen, 2007 unter den Herausgebern Günter A. Menne und Christoph Nötzel im Auftrag des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region im Jahr des Kölner Evangelischen Kirchentags entstanden, stammen alle Fotos von ihr.
Eine regelrecht ergreifende Begegnung hatte eine andere Frau, die kürzlich in Haus Wiesengrund zu Gast war: Nachdem sie „eingecheckt“ und ganz zufällig eines der 32 Zimmer zugeteilt bekommen hatte, stand sie Minuten später schon wieder am Empfangsschalter. Mit Tränen der Rührung in den Augen: „Aber das ist ja die Kirche, in der ich getauft und konfirmiert wurde!“ rief sie aus.
Über solche Geschichten und Begegnungen freut sich Körber-Leupold – und wünscht sich noch viel mehr davon.

Blumen als kleines Dankeschön für ein dreiviertel Jahr ehrenamtlicher Arbeit: Wolfgang Overhoff bedankte sich im Namen des Verbands.

Text: AL
Foto(s): Posthaus, AL