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Geplant: Kooperationsgrabfeld auf dem Melatenfriedhof. Ästhetische und praktische Fragen

Geteilter könnten die Meinungen kaum sein. Sogar Günter Leitner und Thomas von Nies, beide Stadtführer bei den AntoniterCityTours, sind sich nicht einig, was das so genannte Kooperationsgrabfeld auf dem Melatenfriedhof angeht. „Ich finde es in Ordnung, dass die Leute dort zu finanziell angemessenen Bedingungen beerdigt werden können. Und mit der Gestaltung kann ich auch leben, solange sie sich auf ein Grabfeld beschränkt“, so Leitner. Völlig anders sieht das van Nies: „Das Arbeiten ohne Sichtachsen konterkariert alle historischen Vorlagen. Bei diesem Grabfeld handelt es sich um einen allzu modernistischen Gestaltungsversuch. Bitte nicht auf Melaten!“



Weil Bestattungen in Köln bisher zu teuer waren, entwickelte sich ein „Leichentourismus“
Die Zahlen sind eindrücklich: „25 Prozent aller Menschen, die in Köln sterben, lassen sich nicht in Köln begraben“, erklärt Reinhard Muck, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes und in dieser Funktion zuständig für die Friedhöfe. „Wir verzeichnen Mindereinnahmen von 2,5 Millionen Euro“, beziffert Muck die Folgen des so genannten „Leichentourismus“ für den städtischen Haushalt. Anfang der 90er Jahre lag der Anteil derer, die in Köln nicht begraben sein wollten, bei neun Prozent. Grund für den rasanten Anstieg: Bestattungen in Köln sind recht teuer, Einäscherungen gerade in osteuropäischen Ländern billiger.

Änderung der Kölner Bestattungs- und Friedhofssatzung
Um den davoneilenden Kosten Herr zu werden, hat der Rat kürzlich eine Änderung der Bestattungs- und Friedhofssatzung beschlossen. Danach sind jetzt so genannte „Kooperationsgrabfelder“ möglich. Das erste soll auf dem Melatenfriedhof entstehen. Auf dem Flurstück S des Friedhofes kann man derzeit schon erste Eindrücke bekommen, wie das Grabfeld einmal aussehen soll. Die Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner hat sich mit einem eigenen Konzept beworben und mit den Arbeiten begonnen, die im Moment aber wieder ruhen, weil jetzt doch noch die politischen Gremien mit der Angelegenheiten befasst werden sollen.
Gärtner und „Nutzungsberechtigter“ schließen einen Vertrag, in dem sich ersterer verpflichtet, das Grab mindestens 25 Jahre zu pflegen. Je nach Aufwand, Grabstein und sonstigen Kosten müssen pro Pflegejahr zwischen 55 und 364 Euro pro Jahr gezahlt werden. Dafür liegt man in Grabfeldsegmenten mit so idyllischen Namen wie „Pfade der Erinnerung“ oder im „Auengarten“. „Dies Angebote liegen preislich deutlich unter dem, was man heutzutage zahlt“, sagt Muck.

Zahlreiche Anfragen
Ähnlich sieht das Josef Terfrüchte, Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner: „Wir möchten, dass alle Kölner ihren finanziellen Möglichkeiten entsprechend in Köln beerdigt werden können.“ Terfrüchte berichet von zahlreichen Anfragen und hat bisher nur positive Rückmeldungen der Kölnerinnen und Kölner auf das Kooperationsgrabfeld bekommen.

Wo könnte das neue Kooperationsgrabfeld liegen?
Muck verweist auch darauf, dass die Untere Denkmalbehörde dem Ansinnen zugestimmt hat. Der Melatenfriedhof hat eine Größe von 43,5 Hektar, das sind 435 000 Quadratmeter. „Die maximale Größe des Kooperationsgrabfeldes beträgt 12 000 Quadratmeter“, tritt Muck Gerüchten entgegen, die neue Friedhofssatzung würde den Melatenfriedhof in seinen Grundfesten erschüttern. Das Flurstück S eigne sich sehr gut, weil dort niemand über Nutzungsrechte verfüge und auf diesem Areal niemals geschützte Denkmale gestanden hätten.

Pflegewerk“ für den Friedhof gefordert
Eine andere Meinung vertritt Reinhard Heinemann vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege in der Bezirksvertretung. „Wenn eine solche Anlage unbedingt sein muss, dann doch nicht in dem klassizistischen Herzstück des Melatenfriedhofes“, so der Denkmalschützer. Er fordert ein „Pflegewerk“ für den Friedhof, in dem Fachleute der Grünplanung und des Denkmalschutzes verbindliche Ziele für die Erhaltung des Friedhofes formulieren sollten. Das sagte Muck zu, der alle Beteiligten zur Eile mahnt, weil die Pflanzperiode auch für das Kooperationsgrabfeld nahe.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann