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Frauen auf den Philippinen im Blick

In der evangelischen Reformationskirche in Köln-Marienburg fand zum Weltgebetstag 2017 ein ökumenischer Gottesdienst statt. Jutta Gawrisch, Leiterin des ökumenischen Arbeitskreises, gestaltete gemeinsam mit über 20 anderen Frauen die Liturgie.

Die Feier richtete sich nach der Gottesdienstordnung, die das Deutsche Weltgebetstagskomitee jedes Jahr herausgibt. In diesem Jahr stand die Situation der Frauen auf den Philippinen im Blickpunkt.

„Mabuhay“ heißt „Willkommen“
Bambusschalen mit Reiskörnern waren auf Tüchern vor dem Altartisch in der Reformationskirche angeordnet. Dazwischen standen Blumentöpfe mit Orchideen, eine brennende Kerze und das Plakat zum Weltgebetstag 2017. Die philippinische Künstlerin Rowena „Apol“ Laxamana Santa Rosa hat das Kunstwerk mit dem Titel „A Glimpse of the Philippine Situation“ (Ein flüchtiger Eindruck der Situation auf den Philippinen) geschaffen. Die etwa 30 evangelischen und katholischen Frauen und Männer in der Reformationskirche bildeten einen Stuhlkreis im Altarraum und begrüßten sich mit „Mabuhay“. In der Nationalsprache Tagalog heißt das „Willkommen“, verbunden mit dem Segenswunsch „Hab' ein langes Leben“.

Gleicher Lohn für alle Arbeiter im Weinberg
Frauen der evangelischen Kirchengemeinde Bayenthal und der katholischen Pfarrgemeinden Am Südkreuz mit den Kirchen St. Mariä Empfängnis, St. Matthias und Maria Königin sowie St. Pius und Zum Heiligen Geist in Bayenthal, Marienburg, Raderberg, Raderthal und Zollstock sorgten für einen lebendigen Gottesdienst mit Liedern, Gebeten, Rollenspielen und einer Lesung aus dem Matthäus-Evangelium. Simone Ulbrich, die sich das 25-seitige Heft der Gottesdienstordnung in Blindenschrift besorgt hatte, trug das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg vor. Der Bibeltext gab die Antwort auf die Mottofrage des diesjährigen Weltgebetstages „Was ist denn fair?“ Denn in dem Gleichnis zahlt der Weinbergbesitzer allen Arbeitern denselben Lohn, unabhängig davon, zu welcher Stunde sie zu ihm gekommen sind.

Philippinischen Frauen eine Stimme gegeben
In einer szenischen Lesung liehen Protestantinnen und Katholikinnen philippinischen Frauen ihre Stimmen. Ursula Timmerscheidt spielte eine Reporterin, die drei Philippinas interviewt. Jasmin Schübl, Sarah Oster und Elke Mannel, die Ansprechpartnerin für den ökumenischen Frauenkreis ist, schlüpften in die Rollen der jungen Frauen Merlyn und Celia und der Witwe Editha. Sie erzählten von häuslicher Gewalt, frühem Tod der Eltern, von Ausbeutung der Arbeitskraft, Naturkatastrophen, die ihnen die Lebensgrundlagen raubten, und sie prangerten eine korrupte Regierung an, die nichts gegen das Elend der Bevölkerung unternimmt.
Merlyn, Celia und Editha erzählten aber auch von Hilfsorganisationen, die sich für Menschenrechte einsetzen. So half ein christlicher Anwalt, sich gegen gesetzeswidrige Arbeitsbedingungen und falsche Anschuldigungen zu wehren. Ein Programm von „Christian Aid“ linderte die Not der Opfer eines verheerenden Taifuns.

Singen und essen wie die Philippinas
Wer gut singen kann, übte vor dem Weltgebetstag-Gottesdienst mit dem evangelischen Kirchenmusiker Samuel Dobernecker die Lieder zur Klavierbegleitung ein. Der philippinische Folksong „Silayan“ (Blick' auf das Leben) vermittelte einen Eindruck von dem Lebensgefühl der Menschen in dem tropischen Inselstaat im Pazifischen Ozean. Zwischen den Schuldbekenntnissen, sich aus der Mitverantwortung für das Leid in der Welt herauszureden, ertönte der Liedruf „Sigaw!“ („Schrei“).
Nach dem Gottesdienst kamen die Teilnehmenden im Martin-Luther-Gemeindehaus beim gemeinsamen Mahl mit philippinischen Spezialitäten auf den Geschmack des südostasiatischen Landes.

Dankbar für die eigene Situation
„Wir sind froh, dass wir in dieser Zeit und in Deutschland leben“, sagten die beiden maßgeblichen Gestalterinnen der Frauenarbeit im Kölner Süden, Jutta Gawrisch und Elke Mannel. Sie sind dankbar für die Unterstützung, die sie von allen evangelischen und katholischen Pfarrern bekommen, darunter der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, Dr. Bernhard Seiger.
Beide Frauen und viele, die mit ihnen an einem Strang ziehen, sind noch berufstätig. Anfang der 2000er-Jahre erkannten sie, dass die junge weibliche Generation nur dann für einen Frauenkreis gewonnen werden kann, wenn die Treffen mit den Arbeitszeiten vereinbar sind. Seitdem kommen sie samstags nachmittags zusammen.

Lebendige Gemeinde
Der Frauenkreis ist jederzeit offen für aktuelle spirituelle, kulturelle und politische Themen. Anliegen werden durch Einkehrtage, Veranstaltungsbesuche, soziale Nachbarschaftshilfe oder Unterstützung von Frauen in schwierigen Lebenslagen in die Tat umgesetzt. Auf Flüchtlinge im Gemeindegebiet gehen die Frauen zu, seit dort die ersten Heime eröffnet wurden. „Wir sind eine lebendige Gemeinde“, fasst die langjährige frühere Presbyterin Elke Mannel zusammen. Die Einschätzung bestätigt die vielseitig engagierte Ehrenamtlerin Jutta Gawrisch aus eigener Erfahrung: „Als ich 1989 zuzog, war ich sofort mittendrin.“

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert