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Evangelisches Krankenhaus Bergisch Gladbach verabschiedete Oberarzt der Gynäkologie nach 32 Dienstjahren

Er hat auch die erste „Elternschule“ im Rechtsrheinischen mitgegründet
Eng wurde es auf dem Flur der Station 4, als Mitarbeitende und Ehemalige dort einem der Ihrigen Lebewohl sagten: Dr. Peter Wagener hatte nach 32 Jahren seinen letzten Arbeitstag. Der Oberarzt, der 1972 als Assistenzarzt an das Evangelische Krankenhaus (EVK) Bergisch Gladbach kam und dort die dortige Elternschule als die erste im Rechtsrheinischen mitgründete, musste viele Hände schütteln, wurde immer wieder gedrückt, erhielt Blumen, Geschenke, ein Ständchen und vor allem dies: sicher verpackte „Luft von der 4b“.

Das bestätigte die „wirklich hohe soziale Kompetenz“ des 64-Jährigen, die der Chefarzt der Frauenklinik, Professor Bernhard Liedtke, in seiner Abschiedsrede hervorhob – abgesehen von der „hohen fachlichen Qualifikation“ des Bensbergers, der mit zahllosen neuen medizinischen Entwicklungen eine Generation lang Schritt gehalten habe. „Heute ist wirklich alles ganz anders“, betonte Liedtke. Etwa Zweidrittel der Behandlungsmethoden hätten sich in den letzten drei Jahrzehnten komplett geändert.

Viele Tausend Babys hat er auf die Welt gebracht
Mehr als 20.000 Babys wurden während Wageners Dienstjahren im EVK geboren. Wie viele er selbst auf die Welt holte? „Bei 1000 habe ich aufgehört zu zählen.“ Das war vor vielen Jahren. Liedtke schätzt, dass Wagener über 35 000 Patientinnen untersucht, beraten und begleitet hat. Dabei war ihm, der „unheimlich gern“ operiert, die Medizin stets so wichtig wie das Dasein und Hinhören. „Ich war über 40, als ich das erste Mal in der Lage war, mit einer Patientin über den Tod zu reden. Das ist so wichtig, das kann man nicht nur den ganz Jungen überlassen“, sagt er. „Ich wünsche mir, dass Schwestern und Ärzte weiterhin die Nähe der Patienten suchen. Das kann man durch keine Maschine ersetzen.“

„Verwaltungskram“ kann „keine gute Medizin sein“
Das Ende des arbeitsintensiven Alltags zwingt den zweifachen Vater und dreifachen Großvater zur Neuorientierung. „Ich muss mich erst an Freizeit gewöhnen.“ Zum Teil will er sie in das Hilfsprojekt „Maiti Nepal“ seines Sohnes investieren. „Von den Mitarbeitern trenne ich mich sehr schwer, vom Gesundheitssystem sehr leicht.“ Dessen zunehmender Verwaltungskram ist ihm ein Dorn im Auge: „Wenn die Ärzte länger am Computer sitzen, als am Bett der Patienten, kann das keine gute Medizin sein.“ Eine Schwester sprach aus, was wohl etliche dachten: „Ich werde Sie vermissen.“

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser