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„Euer Herz erschrecke nicht!“ Die Losung für 2010 ermuntert zum Glauben an die Zukunft. Kleine Vorschau auf das Neue Jahr und ein Rückblick auf 2009 in Köln und Region

„Wir vertrauen darauf, dass eine betende Kirche ansteckend glauben, erwartungsfreudig hoffen und belastbar lieben kann“, sagte Hans-Hermann Pompe Anfang letzten Jahres. Pompe ist einer der Gründer der Initiative „Beten 09“ – sollten neue Gebete und Gebets-Ideen in unserem Gemeindealltag Einzug halten. Für das Jahr 2010 werden Christinnen und Christen mit der Losung ganz unmittelbar zum Glauben aufgefordert: „Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ So steht es bei Johannes 14,1, und es sind Worte von Jesus an seine Jünger, kurz vor seiner Kreuzigung. Ein schrecklicher Moment – und doch: Eine klare Aufforderung, mutig nach vorne, in die Zukunft zu sehen. Nach einem Jahr voller – nicht nur wirtschaftlicher – Katastrophen scheint die Jahreslosung 2010 recht gut in unsere Wirklichkeit zu passen.

Sehr lebendiger Glauben kann im Jahr 2010 mit Sicherheit – regional gesehen – direkt „um die Ecke“, im evangelischen Programm zur KulturhauptstadtRuhr2010 erlebt werden. Und mitten in der Kölner Innenstadt, am Filzengraben, in direkter Nachbarschaft zum Heumarkt, wird die Trinitatiskirche das ganze Jahr über Publikumsmagnet für alle Menschen mit Interesse an Kultur und vor allem an Orgelmusik sein. Außerdem feiert die älteste evangelische Gemeinde auf Kölner Boden Jubiläum: In Mülheim am Rhein, also Köln-Mülheim, wurde 1610, vor exakt 400 Jahren, der erste freie und öffentliche protestantische Gottesdienst gefeiert. Das Mülheimer Jubiläumsjahr wird begleitet von zahlreichen Veranstaltungen – das Programm ist hier einzusehen.

Im Jahr 2009 haben wir gelernt, dass Johannes Calvin auch Jean Calvin genannt wurde – schließlich war dieser „Reformator der zweiten Generation“ Schweizer. Und er war zu Gast in zahlreichen Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region: In Form von Ausstellungen, Diskussionen und Auseinandersetzungen mit seinem Glauben, seinem Leben und seinen Theorien. Manche Menschen haben dabei entdeckt, dass in dem Begriff „Calvinismus“, wie er heute meist gebraucht wird, einiges an Vor-Urteilen steckt, die bei näherem Hinsehen besser revidiert werden sollten. Eine treibende Rolle bei diesen Diskussionen spielte die Melanchthon-Akademie. Und die hat 2010 allen Grund, in „eigener Sache“ aktiv zu werden : Ist doch der Namensgeber der Erwachsenenbildungsakademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, Philipp Melanchthon, vor 450 Jahren gestorben. Melanchthon war ein Weggefährte Martin Luthers, kannte sich aus in Theologie, Philosophie, Medizin, Mathematik… seine Devise lautete (unter anderem): „Bildung für alle“ – darum wählte ihn die Akademie zu ihrem Namensgeber. So wie also Calvin 2009 im Mittelpunkt des Bildungs-Interesses stand, wird 2010 zum Melanchthon-Jahr werden, lassen Sie sich überraschen!.
Philipp Melanchthon

Musikalisch gesehen, war 2009 das Jahr des Felix Mendelssohn Bartholdy, dessen 200. Geburtstag sich jährte, er wurde in vielen Gemeinden mit besonderen Konzerten geehrt. Der evangelische Kirchenkreis Köln-Süd beispielsweise widmete dem „Kosmopoliten“ Mendelssohn Bartholdy ein großes Kirchenkreis-Konzert.
Kirchenmusik ist und bleibt ein wichtiges Thema: Nicht zuletzt auch auf Betreiben und mit finanzieller Unterstützung Kölner Kirchenkreise will sich die EKiR im Zukunft stärker für die Ausbildung qualifizierter „C-Kirchenmusiker“ einsetzen

Zur allgemeinen Lage der evangelischen Kirche im Rheinland brachte 2009 eine Studie überraschende Ergebnisse: „Die Zahl der Pfarrerinnen steigt, die Zahl Studierender geht zurück. Und: Weniger Mitglieder in Gemeinden, aber mehr Menschen im Gottesdienst“, ergab die Jahresstatistik „Kirchliches Leben in den Gemeinden 2007, die Anfang 2009 veröffentlicht wurde. Wie sich die Lage der rheinischen Landeskirche 2010 entwickelt, wird auf der Landessynode vom bis 11. bis 15. Januar in Bad Neuenahr zu erfahren sein.

Verschiedene theologisch und gesellschaftspolitisch relevante Themen bestimmten das Jahr 2009: Das „unternehmerische Handeln in evangelischer Perspektive“ war in diesem Jahr der Krise Gegenstand verschiedener, hochkarätig besetzter Diskussion in Köln und Umgebung. Um die theologische Auseinandersetzung mit der Notwendigkeit von „Gottes Sühneopfer“ ging es nicht nur zu Ostern. Auch der Begriff und die Sache „Judenmission“ standen ein weiteres Jahr zur Diskussion. Für das Bleiberecht geduldeter Flüchtlinge hat sich der evangelische Kirchenkreis Köln-Nord 2009 vehement eingesetzt – dies wird, neben vielen anderen, auch ein Thema bei der Landessynode 2010 sein. Gleichzeitig fand auf der einen Seite das „Kölner Buch der Religionen“ reißenden Absatz, auf der anderen Seite gab es in Köln auch 2009 noch Versuche, mit rechtsgerichteten Kräften den Moscheebau in Ehrenfeld zu verhindern, die Bevölkerung zu spalten, die religiöse Toleranz dieser Stadt zu untergraben – gegen all diese Versuche haben sich auch die christlichen Kirchen entschieden zur Wehr gesetzt: „Wir stellen uns quer“ war das Motto der Aktion, an der viele weitere Partner des städtischen, sozialen und politischen Lebens beteiligt waren, Ende 2009 konnte endlich der Grundstein für die neue Moschee in Ehrenfeld gelegt werden. In Chorweiler wurde gegenüber der evangelischen Kirche eine neue Synagoge eröffnet – für viele ein Grund zur Freunde. Die „Zukunft evangelischer Kirchbauten“ stand nicht nur beim Frühjahrsgespräch des Stadtsuperintendenten im Fokus, sie war für viele Kirchengemeinden Thema. Doch nicht immer und überall ging es um Schließungen oder Aufgabe von Kirchengebäuden: In Neubrück wird ein neuer Glockenturm gebaut, und in Lindlar wird das neue Mehrgenerationenhaus die evangelische Kirche als Mittelpunkt haben.
2010 werden auch die 2009 beschlossenen Pläne des Diakonischen Werks Köln und Region umgesetzt: Die Diakonie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region wird voraussichtlich bis 2012 von der Brandenburger Straße in die Kartäusergasse umziehen, wo sie dann unter dem Dach des Hauses der Evangelischen Kirche zu finden sein wird. Doch bis dahin wird es wohl noch eine Weile dauern, Baubeginn über der ehemaligen „Evangelischen Bibliothek“ soll jedenfalls 2010 sein.
„Umgezogen“ ist auch – wie alle zwei Jahre – der Deutsche Evangelische Kirchentag, von Köln nach Bremen, wo 2009 ganz besonders viele Gemeinden und Einrichtungen des Kirchenverbands Köln und Region präsent waren. Zum zweiten Mal in seiner Geschichte richtet der Kirchentag 2010 ein Ökumenisches Angebot aus: vom 12. bis 16. Mai in München – der „Kirchentags-Song“ stammt übrigens von der Kölner a-capella-Band „Wise Guys“.

Vielen in guter Erinnerung: Die Wise Guys beim Kölner Kirchentag 2007

Manches ist 2009 im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region in Sachen Kindertageseinrichtungen geschehen: Anfang des Jahres gründete sich der Evangelische Kindertagesstättenverband Köln-Nord, dem zwölf Kitas, vorwiegend aus dem evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord, aus Köln und dem Rhein-Erft-Kreis angehören. Ende des Jahres ging eine lang geplante Internetseite an den Start, auf der sich 84 Kitas aus dem gesamten Verbandsgebiet auf einen Blick mit allen wichtigen Infos präsentieren: www.diakonie-kitas.kirche-koeln.de

Sicherlich das schlimmste Ereignis 2009 war der Einsturz des Stadtarchivs Köln am 3. März, bei dem zwei junge Männer zu Tode kamen. Sowohl die evangelischen wie die katholischen Kirchen wurden aktiv – mit ihrer Unterstützung brachen 2.500 Menschen zu einem Lichter-Schweigegang“ durch die Kölner Südstadt auf, um der beiden Opfer Kevin und Khalil zu gedenken. Die Kirchen der Innen- und Südstadt boten Hilfe und Trost, Begleitung und Gottesdienst, beispielsweise mit dem Klage-, Trauer- und Dankgottesdienst anlässlich dieser schrecklichen Tragödie, bei dem Stadtsuperintendent Rolf Domning in der evangelischen Antoniterkirche bekannte: „Es gibt Situationen, da müssen wir ganz vorsichtig sein mit vorschnellen Antworten, da können wir lange überhaupt keine Antworten gebrauchen, keine lauten, keine großartigen Erklärungen, keine Statements, keine Beschwichtigungen, keine Ausflüchte, auch keine Schuldzuweisungen, da können wir nur aushalten, was an Schmerz da ist, und an Bildern, die sich uns bis in unsere tiefsten Träume hinein aufdrängen.“

Vom Allgemeinen zum Persönlichen, zu Jubiläen und Abschieden: In der Antoniterkirche wurden gleich zwei Pfarrer verabschiedet: Pfarrer Rainer D. Viebahn, der in Ruhestand ging, und Citykirchenpfarrer Dr. Bertold Höcker, der nun Superintendent in Berlin Mitte ist. Allen Schwierigkeiten zum Trotz hat sich die Jugendwerkstatt Klettenberg nicht nur 30 Jahre lang halten, sondern ihre Angebote auch vervielfachen können. Die Telefonseelsorge im Rheinland feierte ihr 50-jähriges Bestehen. In Bedburg und Kaster ging es zeitweise hoch her: Seit 25 Jahren gibt es das Martin-Luther-Gemeindezentrum in der St.-Rochus-Straße von Kaster, die Friedenskirche Bedburg wurde 50 Jahre alt – beides zusammen ergab vielfältige Anlässe zu feiern, die Gemeinde hatte die gute Idee, sich die kulturellen Highlights mit mehren „Themenflohmärkten“ selbst zu finanzieren. Die Petrikirche in Quadrath-Ichendorf feiert ihr 40-Jähriges Jubiläum, und vor 750 Jahren wurde der Grundstein für den Altenberger Dom gelegt. Die Reformationsfeier 2009 fand darum in diesem Jahr in dem großartigen „Bergischen Dom“ statt. 2010 allerdings wird der 31. Oktober wieder in der Trinitatiskirche gefeiert.
Personalien – eine kleine Auswahl: Frauenreferentin Christina Schlarp hat den Verband verlassen, Pfarrer Björn Heymer die Evangelische Phillippus-Kirchengemeinde in Köln-Raderthal und Pfarrer Georg Heilinger nach 33 Jahren die Gemeinde Deutz/Poll. Der Diakonie Michaelshoven e.V. hat mit Birgit Heide als neu gewählter theologischer Vorstand Profil gewonnen. Die Kölner Pfarrerin Regina Kulpe-von Eckardstein wurde Polizeiseelsorgerin der EKiR, Christiane Neufang wird bald als neue Pfarrerin der Studierendengemeinde Köln eingeführt, Pfarrer Karl-Heinz Iffland aus Ehrenfeld erhielt in Berlin das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ und Christoph Nötzel, bisher Pfarrer in Altenberg/Schildgen, wird – als Nachfolger des eingangs zitierten Hans-Hermann Pompe – neuer Leiter des Amts für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der EKiR.

Und zuletzt ein kurzer Blick auf der närrische Treiben in Köln und Region, aus evangelischer Sicht: 2009 war mal wieder „Prot’s-Sitzungs-Jahr“ – mehr darüber hier (auch das Foto oben gehört dazu) – 30.000 Euro wurden dabei – dank massenweise ehrenamtlicher Arbeit – eingenommen und an die Migrationsamt des Diakonischen Werks Köln und Region sowie die NRW-weite Arbeit des Kirchenasyls gespendet. Der Südtstadtchor holte mit CD und Gesang den „Lukas nach Hause“ (gemeint ist natürlich Podolski). 2010 wird es leider keinen protestantischen Sitzungskarneval geben, denn das passiert nur alle zwei Jahre.
Aber, immerhin, jetzt schon mal zum Vormerken: Rosenmontag ist der 15. Februar 2010, und die erste Karnevalsveranstaltung, die uns aus dem Verbandsgemeinden gemeldet wurde, ist am Samstag, 16. Januar in der Versöhnungskirche Holweide, Buschfeldstraße 30, wenn es ab 20 Uhr heißt: „Ü30-Party mit Pappnaas und Kostüm. A propos Kostüm: Wer neue, jecke Klamotten braucht – oder alte verkaufen will -, ist am Samstag, 30. Januar in der Lutherkirche der Südstadt, Martin-Luther-Platz 2-4, richtig: Dort kann man sich bei einem Flohmarkt von 12 bis 17 Uhr mit Kostümen eindecken – oder welche verkaufen. Am MIttwoch, 3. Februar, beehrt das Dreigestirn 2010 den Evangelischen Kirchenverband Köln und Region um 16 Uhr mit seinem Besuch.

Text: AL
Foto(s): diverse