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Eröffnung der neuen Synagoge in Chorweiler mit nachbarschaftlicher Begleitung durch evangelische und katholische Gemeinden

Auch die Evangelischen waren gut vertreten bei der Eröffnung des jüdischen Begegnungszentrums. Der Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord, Markus Zimmermann, und „Nachbarpfarrer“ Bernhard Ottinger-Kasper waren mit von der Partie. Mit einem Festakt und 100 geladenen Gästen weihte die Synagogengemeinde Köln in Chorweiler am Rande des zentralen Pariser Platzes ein jüdisches Begegnungszentrum offiziell ein. Auch eine Synagoge ist in das Begegnungszentrum integriert.



Auf engstem Raum: evangelische, jüdische und katholische Gemeinden
„Der Kölner Norden hat jetzt ein jüdische Zuhause“, sagte Roland Graetz, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln. Er erinnerte an die Entstehungsgeschichte des Zentrums. „Wir haben der katholischen Nachbargemeinde St. Johannes XXIII. einen Teil des Gemeindezentrums abgekauft. Jetzt leben hier auf engstem Raum eine evangelische, eine katholische und eine jüdische Gemeinde zusammen. Jeder geht auf dem Weg zu seinem Gemeindezentrum automatisch an denen der anderen vorbei.“ Der Verkauf sei den Katholiken nicht leicht gefallen. Sparmaßnahmen seien letztlich der Grund gewesen, die Immobilie zu veräußern.

Menschen, die eingewandert sind, zu ihren Wurzeln zurückführen
Die rund 800 jüdischen Gemeindeglieder, vorwiegend aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, wollen viele interreligiöse Projekte anstoßen, „vielleicht auch irgendwann mit unseren muslimischen Freunden“, so Graetz. In den Räumen des Begegnungszentrums sind Beratungsbüros untergebracht, eine Bibliothek mit deutscher, russischer und hebräischer Literatur und ein großer Versammlungsraum, in dem auch Gottesdienste gefeiert werden. Beim Pessach-Fest in Kürze wird es voll sein. „Wir möchten gerade die Leute, die eingewandert sind, zu ihren Wurzeln zurückführen“, sagte der Kölner Rabbiner Jaron Engelmayer, der während der Zeremonie die Mesusa an der Eingangstür anschraubte. Das ist ein Behälter mit einer Kapsel, die auf Pergament ein Bibelwort enthält. Die Mesusa findet man in jedem traditionellen jüdischen Haushalt an der Eingangstür. Sie wird schräg angebracht. Manche deuten dies als Symbol dafür, dass nur Gott die Dinge gerade rücken könne. Andere sagen, es habe vor langer Zeit zwei Denkschulen gegeben, die die Mesusa entweder waagerecht oder senkrecht anbringen wollten. Schräg sei dann als Kompromiss herausgekommen.

Markante blaue Farbe des Begegnungszentrums
Engelmayer ging in einer kurzen Rede auch auf die markante blaue Farbe des jüdischen Begegnungszentrums ein: „Viele haben mich gefragt, warum das Gebäude so auffällig gestrichen wurde. Meine Antwort ist eindeutig: Ich weiß es nicht.“ Blau stehe für das Meer und den Himmel und damit für das Leben. Der katholische Kollege Markus Hoitz wollte da nicht zurückstehen: „Wir werden ja auch noch sanieren. Dann streichen wir unser Gemeindezentrum sonnengelb.“

Chorweiler: einer der „multikulturellsten Orte in Köln“
Integrationsminister Armin Laschet freute sich, dass „jüdisches Leben in Deutschland wieder selbstverständlicher“ geworden ist. Sein Ministerium hat den Bau des Begegnungszentrums bezuschusst, das er einen „Anlass wahrer Freude“ nannte. Aber abseits aller finanziellen Unterstützung brauche es eben immer Leute, die aktiv sind. „Und die hat es hier in Chorweiler, einem der multikulturellsten Orte in Köln, in vorbildlicher Weise gegeben.“ Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma nannte es eines seiner zentralen politischen Anliegen, „dass sich die jüdische Gemeinde in Köln wirklich heimisch fühlen kann.“ Er freute sich darüber, dass die Gemeinde „diese Heimat mitgestaltet“.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann