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Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt: Kirchen in Europa wollen näher zusammenrücken, meldet der epd

Mit Appellen für weltweite soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und mehr Einheit unter den Christen ist im rumänischen Sibiu (Hermannstadt) die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung zu Ende gegangen. Europa müsse zu einem „Kontinent des Friedens“ werden, heißt es in der Schlussbotschaft der mehr als 2.000 Vertretern aller Kirchen Europas. Protestanten, Katholiken, Orthodoxe, Anglikaner und Freikirchen vereinbarten mehr Kooperation. Der Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), der Franzose Jean-Arnold de Clermont, ermutigte in der Schlussandacht auf dem historischen Marktplatz Sibius zur Fortsetzung der ökumenischen Bewegung.

Zum ersten Mal fand ein Kirchentreffen dieser Art in einem von orthodoxen Christen geprägten Land statt. Die ersten Ökumenischen Versammlungen waren 1989 in Basel und 1997 in Graz. Zum Stand der Ökumene wird in der Schlussbotschaft erklärt, in Sibiu sei die Trennung unter den Kirchen erneut deutlich geworden. Als konkrete Schritte zu mehr Einheit sollen noch mehr Kirchen ihre Taufe gegenseitig anerkennen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, sagte, „das Modell der Ökumene für die Zukunft müsste eine Ökumene der Spiritualität, eine Ökumene des wechselseitigen Respekts und eine Ökumene des gemeinsamen Handelns sein“. Der Streit zwischen Protestanten und Katholiken um das Vatikan-Dokument zum Kirchenverständnis war zu Beginn der sechstägigen Konferenz neu aufgeflammt. Bischof Huber erklärte, er empfinde den Text „nach wie vor als ökumenisch belastend“. Kurienkardinal Walter Kasper verteidigte das Vatikan-Papier, zeigte aber Verständnis für die Empörung anderer Kirchen. Im Juli hatte die päpstliche Glaubenskongregation den evangelischen Kirchen erneut den Status vollwertiger Kirchen abgesprochen.

Zur Sicherung des Friedens in Europa wollen die Kirchen noch enger mit den europäischen Institutionen kooperieren. Europa sei mehr als ein Wirtschaftsraum, so das Schlussdokument der Ökumenischen Versammlung. Besonders mit Blick auf Afrika sollen Initiativen zum Schuldenerlass und zur Förderung des gerechten Handels unterstützt werden.

Die Millennium-Entwicklungsziele der UN wurden als praktische Schritte zur Bekämpfung der weltweiten Armut gewürdigt. Die Staaten in Europa wurden aufgerufen, Zuwanderer nicht zu kriminalisieren und die Menschenrechte bei der Migration zu beachten. Menschenhandel müsse intensiver bekämpft, den Opfern mehr geholfen werden.

Der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, hatte in Sibiu den Beitrag der Kirchen und der Religionen für Europa gewürdigt. Um das Bewusstsein für den Umweltschutz zu erhöhen, soll die Zeit von 1. September bis 4. Oktober jeweils dem Gebet für den Schutz der Schöpfung und der Förderung eines nachhaltigen Lebensstils gewidmet werden. „Wir tragen mit unserem materialistischen Lebensstil, durch ungerechte Strukturen und Gewalt bei zur Zerstörung der Umwelt. Wir tragen Verantwortung“, mahnte die hannoversche Landesbischöfin und deutsche Delegationsleiterin Margot Käßmann am Sonntag.

Aus Deutschland waren 180 Vertreter aus den Kirchen und kirchlichen Werken angereist. Sibiu ist Kulturhauptstadt Europas 2007. Die Region um Hermannstadt war Jahrhunderte lang von deutschen Protestanten geprägt.

Veranstalter der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung waren der römisch-katholische Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und die 1959 gegründete Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Die KEK vereint mehr als 120 orthodoxe, protestantische, anglikanische und alt-katholische Kirchen sowie viele evangelische Freikirchen wie Baptisten und Methodisten aus ganz Europa.

Weitere Informationen im Internet: www.oekumene3.eu



Text: epd-west
Foto(s): Wikipedia