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Die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland tagt

Den Auftakt für die 69. ordentliche Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), die vom 7. bis 13 Januar 2017 in Bad Neuenahr stattfindet, bildete der Eröffnungsgottesdient, den Präses Manfred Rekowski leitete.

Mit 2,6 Millionen Mitgliedern ist die EKiR die zweitgrößte Landeskirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Jedes Jahr im Januar kommt die Synode zusammen, nimmt Stellung zu theologischen und gesellschaftlichen Fragen, entscheidet über Haushalt und Kirchengesetze und führt Wahlen durch. Schwerpunktthemen auf der Synode im Jahr des Reformationsjubiläums sind Fragen der Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen Ausgleichs sowie der Ökumene.

Präses Rekowski predigte im Eröffnungsgottesdienst
Im Eröffnungsgottesdienst in der Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr rief Präses Manfred Rekowski zu „trotzigem Gottvertrauen“ und einer „kühnen Zuversicht in das Leben“ auf. Er sprach in seiner Predigt über Angst vor Gewalt und Terror. „Und diese Angst macht es eng im Denken und im Tun auch: Da werden Sündenböcke gesucht und gefunden.“ Doch werde man diese Ängste nicht bedienen und auf Gottes Güte und die Lebenskraft vertrauen. Der Eröffnungsgottesdienst war aber noch in anderer Weise besonders: Erstmals ökumenisch geprägt, beteiligten sich auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Konfessionen – unter anderen Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck aus dem Bistum Essen und Erzpriester Radu Constantin Miron (Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland). Im Lutherjahr 2017 sang die Synodalgemeinde außerdem erstmals das Psalmgedicht „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“ von Hanns Dieter Hüsch.

Gegen eine Pervertierung des christlichen Glaubens
Auf der sich anschließenden Landessynode erstattete der Präses Bericht und setzte das Thema „Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Ausgleich" auf die Agenda und forderte alle Christen auf, sich gegen Missbrauch christlicher Grundsätze, auch unter dem Deckmantel von Parteiprogrammen wie der AfD, zu wenden. „Der Glaube an Gott, der die Welt und die Menschen liebt, hat nichts gemein mit Hass gegen einzelne Menschen oder Menschengruppen. Das ist keine Alternative für Christen, sondern eine Pervertierung des Glaubens“, so der Präses weiter. Er forderte seine Kirche auf, sich mit offenkundigen Vorbehalten gegenüber Muslimen auseinanderzusetzen und warnte davor, den Islam mit Terrorismus zu verbinden. „Das menschenverachtende Handeln einiger weniger Verbrecher beruft sich zu Unrecht auf die Religion des Islam, der mehr als eine Milliarde Menschen angehört, die in Frieden leben wollen.“

Plädoyer für Verantwortung gegenüber dem Nächsten und Ökumene
Zum Reformationsjubiläum appellierte er an die Pflicht gegenüber dem Nächsten und führte weiter aus: „Wer sich hier entpflichten will, also die Pflicht gegenüber dem Nächsten aufkündet, der tritt faktisch aus der Gemeinschaft der Glaubenden heraus, auch wenn er Kirchenmitglied bleibt. Hier gibt es keinen Dispens“, so das Fazit Rekowskis, in dem er auch für eine „Ökumene unter einem Dach“ warb und den Reichtum der Konfessionen pries. „Vielfalt ist kein Manko, sondern eine Chance, zumal dann, wenn reformatorisch Kirche zu sein zugleich auch ökumenisch Kirche zu sein heißt“, sagte der Präses.

Bischof Overbeck: „Christen sind nur gemeinsam stark“
Auch der Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck ist überzeugt, dass „die Zukunft unserer Kirchen ökumenisch ist.“ In seinem Grußwort auf der Landessynode 2017 führte er aus, warum das Reformationsjahr gute Voraussetzungen dafür biete, die Verbindungen zwischen evangelischer und katholischer Kirche zu vertiefen. Ökumene dürfe künftig nicht länger als Zusatzaufgabe gesehen werden, sondern sei als gemeinsamer Auftrag zu begreifen. „Es wächst die Erkenntnis, dass wir Christen nur gemeinsam stark sind“, schloss Overbeck sein Plädoyer für die Ökumene. Christinnen und Christen müssten einsehen, dass in einer sich radikal verändernden Welt, man nur noch gemeinsam Zeuge des Evangeliums sein könne. Und Overbeck geht noch weiter: „Gemeinsam stehen wir auch vor der Herausforderung, unsere kirchlichen Angebote und unseren Gebäudebestand den in Zukunft geringeren personellen und finanziellen Möglichkeiten anzupassen. Wir vergeben aus meiner Sicht eine große Chance, wenn wir in diesen Prozessen nicht die Abstimmung über unsere pastoralen Schwerpunkte vor Ort suchen und die Möglichkeit inhaltlicher Kooperationen sowie ganz konkret die gemeinsame Nutzung von Gebäuden prüfen, so dies möglich und erwünscht ist.“

Kirchenhistorikerin Kuropka: Vielfalt hat ungeheures Potenzial für Ökumene
Die Bedeutung der Ökumene hob auch Kirchenhistorikerin Dr. Nicole Kuropka in ihrem Vortrag vor der Landessynode 2017 hervor. Die Dozentin der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel erläuterte, dass man im Rheinland das Reformationsjubiläum nicht als Lutherjahr feiern könne, denn dafür sei „die rheinische Reformationsgeschichte viel zu vielfältig in ihren Prägungen und Wegen.“ Diese rheinische Vielfalt biete jedoch ein „ungeheures Potenzial, sowohl mit Blick auf eine kirchliche Präsenz in der modernen pluralen Gesellschaft, als auch mit Blick auf weitere ökumenische Prozesse.“ Der Wert konfessioneller Pluralität zeige sich in vielen Regionen, wie am Niederrhein, im Hunsrück oder im Bergischen. Diese Vielfalt biete im Reformationsjahr viele Chancen, „durch den Blick in die Vergangenheit einen geschärften Blick für die Gegenwart und die Zukunft zu gewinnen“, so Kuropka.

Die Landessynode in Bad Neuenahr 2017
Die Landessynode ist das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Synode hat aktuell 210 stimmberechtigte Mitglieder aus den 38 Kirchenkreisen der rheinischen Kirche, bestehend sowohl aus Theologinnen und Theologen, als auch aus Nichttheologinnen und-theologen.

Text: ekir/ Sandra Kampmann
Foto(s): ekir.de CC BY ND 4.0