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Die Sürther Auferstehungskirche hat einen neuen Glockenturm

„Im Namen aller beteiligten Handwerker spreche ich der Evangelischen Kirchengemeinde Sürth-Weiß meine Glückwünsche zu diesem wunderbaren Glockenturm aus.“ Die angesichts eines Dienstagnachmittags doch zahlreich zum Richtfest erschienenen Gemeindeglieder quittierten die Ansprache des Zimmermeisters Barthel Schmitz mit Applaus. Er und seine Mitarbeiter hatten wenige Stunden zuvor dem noch eingerüsteten Turm die von ihnen gefertigte, hölzerne Haube aufgesetzt. Kurz darauf war erstmals das vierstimmige Geläut zu vernehmen.

Optische Beziehung zwischen Turm, Kirche, Gemeindehaus und Bäumen
Der 285.000 Euro teure – ausschließlich mit Eigenmitteln finanzierte – Glockenturm bildet das vorerst letzte Glied in der Baugeschichte der Evangelischen Kirchengemeinde. Mit seinen fast zwanzig Metern Höhe ist er wie die italienischen Campanile freistehend konzipiert. Der Standort rechts vom Hauptzugang zum Kirchengelände ist nicht zufällig gewählt. „Die Gottesdienstbesucher gehen unmittelbar am Glockenturm vorbei und werden dabei schon einmal auf den Gottesdienst eingestellt“, so Pfarrer Gerald Warnecke. Zudem bestehe eine optische Beziehung zwischen Turm, Kirche, Gemeindehaus und den beiden großen Bäumen.

Unzufriedenheit mit dem bisherigen Gottesdienstraum
Dass es über zwanzig Jahre dauern sollte, bis die Auferstehungskirche in Sürth einen Glockenturm erhält, hat natürlich finanzielle Gründe. Vor Ort wurden im Juli 1970 – damals gehörte Sürth-Weiß noch zur Evangelischen Kirchengemeinde Rodenkirchen – zunächst ein großer Gemeindesaal als Gottesdienstraum, Gruppenräume, Pfarrhaus und Küsterwohnung eingeweiht. Am 1. Januar 1979 erfolgte die Abtrennung der Predigtstätte Sürth-Weiß. Ihre Verselbstständigung und die Unzufriedenheit mit dem bisherigen Gottesdienstraum verstärkte in der stark angewachsenen Gemeinde noch einmal den Wunsch nach einem angemessenen Kirchenbau. 

Erst die Kindertagesstätte, dann der Glockenturm
Das Gemeindezentrum wurde 1982 gegenüber dem Gemeindehaus fertiggestellt. Aufgrund damals mangelnder Eigenmittel musste aber auf Turm und Glocken verzichtet werden. „Mancher hat das sehr bedauert“, weiß Warnecke. Seit damals sei der Glockenturm in der Gemeinde ein immer wiederkehrendes Thema gewesen. Bevor das Presbyterium Ende der neunziger Jahre erstmals konkret darüber beriet, war mit der Kindertagesstätte (Januar 1987) bereits ein weiteres Großprojekt der Kirchengemeinde auf dem Areal realisiert worden. Zudem hatte die zweimanuale Stahlhut-Orgel (März 1990) das Vermögen geschmälert. Schließlich beauftragte das Presbyterium November 2001 das Kölner Architektenbüro Böttger mit dem Entwurf eines Glockenturms. Aus Kostengründen in der Materialwahl mehrmals überarbeitet, wurde der Plan seit Beginn 2005 realisiert.

Das Kreuz als zentrales Funktionselement
Nun streckt sich ein in der Grundfläche 4,50 mal 4,50 Meter messender Kubus empor. Er teilt sich in den 13 Meter hohen, aus Betonelementen gearbeiteten Turmschaft und die über 6 Meter hohe, hölzerne Glockenstube. Diese ruht auf stählernen Säulen im Turminnern, wo sich auch ein Treppenhaus nach oben windet. In rund 12 Metern Höhe befindet sich eine Plattform, die Bläserstube. „Dieser offene Raum soll bei bestimmten Anlässen, etwa Heiligabend, die Möglichkeit des Turmblasens eröffnen“, erläutert Warnecke. Auffallend ist die waagerechte Öffnung, die sich zwischen Turmschaft und scheinbar schwebender Glockenstube entlang zieht. Dieses Sichtband lässt in Kombination mit den funktionalen, vertikalen Öffnungen, die mittig auf den Turmseiten verlaufen, vier markante Kreuzformen entstehen. Das Kreuz, ist Warnecke fasziniert, sei somit nicht nur reine Gestaltung, sondern stelle ein zentrales Funktionselement dar. „Gerade die strenge, minimalistische Lösung des Entwurfs verleiht dem Bau seinen ästhetischen Reiz, und lässt eine neue, gute Architektur in Sürth entstehen.“

Mit Glocken die evangelische Präsenz stärken
Der eigentliche „Schatz“ des Turms, die vier Glocken, wurden von der Firma Petit & Gebr. Edelbrock im münsterländischen Gescher gegossen. Sie verfügen über die Stimmung a`, c„, d„ und f„. Dabei wurde auf eine „hundertprozentige“ Harmonisierung mit dem Geläute der katholischen Pfarrkirche St. Remigius im Ort geachtet. „Die Sürther Bürger können das Läuten beider Kirchen leicht auseinander halten“, betont Warnecke. „Unsere Glocken klingen insgesamt höher.“ Obschon die Auferstehungskirche auch künftig nicht das Ortsbild prägen werde, so Warnecke, stärke der neue Glockenturm die evangelische Präsenz in Sürth. „Nach 175 Jahren bekommen die Glocken von St. Remigius endlich ebenbürtige evangelische ´Partnerinnen´, mit denen sie klanglich gut harmonieren.“

Offizielle Einweihung
Die mit einem Festgottesdienst in der Auferstehungskirche, Auferstehungskirchweg, verbundene Einweihung des Turms findet statt am Sonntag, 5. Juni, 16 Uhr.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich