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Die Presbyteriumswahlen 2016: Wie war es denn… zum Beispiel in Junkersdorf

Um zur Presbyteriumswahl an die Urne zu locken, hat sich die Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Junkersdorf einiges einfallen lassen. Zudem erwies sich die Entscheidung, den Neujahresempfang nach Karneval und mit dem Wahltag zusammenzulegen, als Volltreffer. Füllte allein schon der von den Tagesstätten-Kindern gestaltete Gottesdienst die Kirche an der Birkenallee wie sonst nur an Weihnachten, lockte bis zur Schließung des Wahllokals ein Kulturprogramm zu Kaffee und Kuchen in den Gemeindesaal.

„Schwierigkeiten, genug Kandidaten zu finden, hatte ich nie“, sagte Pfarrerin Regina Doffing. Seit sie 1991 ihr Amt in der seit Jahresbeginn selbstständigen evangelischen Gemeinde antrat, ist die Zahl der Kirchenmitglieder von etwa 2.100 auf heute fast 3.000 angewachsen. „Junkersdorf ist ein Zuzugsgebiet, und die Kindertagesstätte ist unser Erfolgsrezept – die evangelischen Einwohner sind von klein auf dabei“, erklärte die Pfarrerin.

Im Internet die Werbetrommel gerührt
Solche Saat ist aufgegangen in der Familie von Thorsten Levin, der erstmals fürs Presbyterium kandidierte. Er engagiert sich bereits in der Gemeinde, kümmert sich seit über zwei Jahren um die interaktive Darstellung der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in den Sozialen Medien. Selbstverständlich hat der Familienvater für die Presbyteriumswahl kräftig im Internet die Werbetrommel gerührt. Er ist einer von zehn Kandidaten, die sich um die acht Plätze im Presbyterium beworben haben. „Wir haben im Vorfeld ausführlich darüber geredet, damit sich niemand persönlich abgelehnt fühlt, der nicht genug Stimmen bekommt, um in dem Gremium mitzuwirken“, betonte Doffing.

Durch Mitwirkung Zeichen setzen
„Die Mitarbeit im Presbyterium ist eine gute Möglichkeit, etwas von dem, was man im Leben bekommen hat, zurückzugeben und in der heutigen Zeit ein Zeichen für Engagement zu setzen“, beschreibt der 48-jährige Levin seine Motivation fürs kirchliche Ehrenamt. „Wir haben unseren Sohn Lasse bewusst in die Übermittagsbetreuung der Gemeinde gegeben, damit er früh eingebunden ist und ihm evangelische Werte vermittelt werden“, sagte der Vater des siebenjährigen Jungen.

Gelöste Stimmung im Wahllokal
Zum fünften Mal leitete Günter Fritsche die Presbyteriumswahl. Ihm zur Seite standen fünf Helfer, die sich ablösten. Rund 2.500 Wahlberechtigte standen auf der Liste. Bereits drei Stunden vor Schluss zeichnete sich eine Wahlbeteiligung von rund 10 Prozent ab, am Ende waren es sogar 12,12 Prozent. „Das ist ungewöhnlich hoch für eine Kirchengemeinde, das ist besser als bei der vorherigen Wahl, und es ist das, was wir angestrebt hatten: die 10-Prozent-Marke zu knacken“, kommentierte Fritsche das Ergebnis.

Auftritt des Kabarettduos Hermanns & Putzler
Eng wurde es im Wahllokal nach dem 11-Uhr-Gottesdienst und nochmal nach dem Auftritt des Kabarettduos Hermanns & Putzler. Genau das hatte die Gemeinde mit ihrem Programm beabsichtigt: Das unterhaltsame Angebot sollte die Gläubigen zum Verweilen ins Gemeindezentrum locken. Für den schwungvollen Endspurt sorgte der gemeindeeigene Gospelchor in der letzten Stunde des Wahlvorgangs.

Kein Luxusliner, keine Titanic: das Gemeinde-Schiff
„Welch Zufall, dass Sie sich mit dem Lied 'Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt' auseinandergesetzt haben, zu dem ich heute Morgen im Gottesdienst gepredigt habe“, erzählte Pfarrerin Regina Doffing den Kabarettistinnen Susanne Hermanns und Sabine Putzler nach deren Auftritt. Gruppen aus der Kindertagesstätte hatten mit ihren Körpern ein Schiff geformt. Wie die Wortkünstlerinnen machten sie sich Gedanken, was das denn für ein Schiff sei, das sich Gemeinde nennt. Kein Luxusliner sollte es sein, und ganz bestimmt keine Titanic, die bekanntlich gesunken ist, waren sich alle schnell einig.

Die App für den Gottesdienst
Was die Kabarettistinnen sangen und tanzten, regte Jung und Alt zum Mitmachen an. Die meisten Lacher heimsten sie für ihre Parodie auf die Nutzung moderner Medien in Kirchengemeinden ein. Als Creative Christ Consulting Coach Company Cologne, kurz sechs Mal C, bietet das Duo der Gemeinde schließlich eine App für die Gestaltung von Gottesdiensten an. Die „Italienischen Wochen“ beim Abendmahl oder Aerobic mit Gesangbuch sollen sogar von den Krankenkassen als Präventionsmaßnahme anerkannt werden. „Da wird bei der Teilnahme am Gottesdienst die Kollekte zur Praxisgebühr“, witzelte das Duo.

Übung der modernen Seelsorge
Schöne traditionelle Kirchenlieder wie „Sonne der Gerechtigkeit“, „Danke für diesen Morgen“ oder „Macht hoch die Tür“ gab das Kabarettduo mit den Melodien bekannter Pop- und Rocksongs zum Besten. So manche Übung der modernen Seelsorge machte Pfarrerin Doffing gleich mit. „Das Programm, das Sie uns aufgegeben haben, wird echt spannend“, bedankte sie sich augenzwinkernd bei den Künstlerinnen.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert